«Sie ist ein Biest»
Nati-Allzweckwaffe Maritz wird an der EM zur Aggressiv-Leaderin

Noelle Maritz ist die Nummer 4 in der ewigen Rangliste der Anzahl Länderspiele, dabei ist sie erst 29. Jahrelang flog die Defensiv-Allrounderin unter dem Radar, obwohl sie Mrs. Zuverlässig ist. An der EM ist sie die Aggressiv-Leaderin der Nati.
Publiziert: 08.07.2025 um 20:42 Uhr
|
Aktualisiert: 08.07.2025 um 20:51 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/11
Noelle Maritz ist die Schweizer Aggressiv-Leaderin.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Noelle Maritz sticht bei der EM mit herausragenden Statistiken hervor
  • Maritz ist eine vielseitige Verteidigerin mit internationaler Erfahrung
  • Mit 132 Länderspielen ist Maritz die Nummer 4 der ewigen Bestenliste
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1052.JPG
Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Für Schlagzeilen haben an dieser EM bislang viele Nati-Spielerinnen gesorgt: Die Torschützinnen Nadine Riesen und Géraldine Reuteler, die auf die Zähne beissende Lia Wälti oder die tanzenden Alayah Pilgrim und Leila Wandeler nach dem 2:0 gegen Island.

Doch glaubt man den Statistiken, dann sticht vor allem eine hervor: Noelle Maritz (29). Ob Anzahl Ballkontakte, Passquote oder gewonnen Zweikämpfe, überall ist die Verteidigerin von Aston Villa ganz vorne mit dabei. Zum Auftakt gegen Norwegen weist sie von allen Spielerinnen am meisten Ballkontakte auf, gegen Island ist sie hinter Lia Wälti die Nummer 2.

Ihre Konstanz ist beeindruckend. Und mit ihrer internationalen Erfahrung ist sie für das junge Schweizer Team Gold wert. Den ersten Akzent setzt Maritz im Startspiel, als sie in der 13. Minute mit einer Monstergrätsche Norwegens Captain Ada Hegerberg stoppt. Und auch danach zeigt die Ostschweizerin, weshalb sie die Aggressiv-Leaderin im Schweizer Spiel ist. Auch gegen Island scheut sie keinen Zweikampf. Während sie am Boden praktisch alle Duelle gewinnt, hat sie nur in der Luft gelegentlich das Nachsehen, was aber auch ihrer Körpergrösse (1,65 m) geschuldet ist.

Nummer 4 der ewigen Bestenliste

In der Abwehr ist die gelernte Aussenverteidigerin zur Allzweckwaffe geworden. Bereits an der WM 2023 wird sie nach dem Ausfall von Luana Bühler zur Innenverteidigerin umfunktioniert – und erledigt ihren Job in der Vorrunde, als die Nati ohne Gegentreffer bleibt, mit Bravour. Unter Sundhage spielt sie halblinks in der Dreierkette oder in der Innenverteidigung. «Noelle ist ein Biest», sagt Johan Djourou, der Sport-Koordinator und frühere Nati-Verteidiger. «Sie bringt Ruhe ins Spiel. Und was sie macht, macht sie richtig.»

Auf Maritz ist auch an der Heim-EM Verlass – wie immer in der Nati. Und das mittlerweile seit mehr als zwölf Jahren. Sie ist erst 17, als sie im März 2013 gegen Kanada (0:2) ihr Debüt gibt. Trotz ihres Alters krallt sie sich von Beginn an den Stammplatz – und ist seither unbestritten. Gegen Finnland bestreitet Maritz bereits ihr 132. Länderspiel, womit sie hinter Ana-Maria Crnogorcevic (171 Länderspiele), Ramona Bachmann (153) und Lara Dickenmann (135) bereits die Nummer 4 ist.

Eigentlich hätte Maritz bereits 132 Länderspiele bestritten, doch ausgerechnet ihr 100. Spiel im Nati-Dress im Herbst 2022 beim Abschied von Nils Nielsen gegen Dänemark wird zur Farce. Weil die beiden Teams verabreden, dass acht und nicht sechs Auswechslungen gestattet sind, wird das Länderspiel von der Uefa nicht offiziell anerkannt – so dass Maritz drei Monate später gegen Polen noch einmal ihr Jubiläum feiert.

In Kalifornien geboren

Maritz weiss, dass andere im Team mehr mediale Aufmerksamkeit generieren. «Das liegt einerseits an meiner Position, denn offensive Spielerinnen stehen meistens mehr im Fokus.» Andererseits liegt es auch an ihrer Persönlichkeit. «Ich bin nicht eine, die sich in den Vordergrund drängt, das entspricht nicht meinen Wesen und meinem Charakter», sagt sie vor dem EM-Start zu Blick. Dabei hat sie durchaus etwas zu erzählen.

Geboren und aufgewachsen ist Maritz in Kalifornien, weswegen sie auch den amerikanischen Pass besitzt. Später ziehen die Eltern nach New Jersey um. In den USA, die um die Jahrtausendwende im Frauenfussball Europa weit voraus sind, geniesst sie eine hervorragende Ausbildung, die ihr noch heute zugutekommt. Maritz ist beidfüssig und verfügt über eine sehr gute Technik.

Nach der Rückkehr der Familie in die Schweiz reift ihr Traum, Fussballprofi zu werden. Mit 13 kommt sie ins Ausbildungszentrum nach Huttwil, mit 15 wechselt sie zum FCZ, ehe sie sich mit 17 aufmacht, die Fussballwelt zu erobern. Mit 18 gewinnt sie mit Wolfsburg die Champions League, später wechselt sie nach England zu Arsenal. Inzwischen ist sie bei Aston Villa, wo sie und das Team nach einem schwierigen Start in der Rückrunde den Tritt wieder gefunden hat.

Innerhalb des Teams ist Maritz geschätzt. Als humorvolle und hilfsbereite Zeitgenossin, mit der man gerne zusammen ist und auch einmal feiern kann. In der Kabine gibt sie den DJ. Aber auch für ein Duell an der Tischtennis-Platte oder bei einer Partie Brändi Dog ist sie zu haben, wobei ihr Ehrgeiz auch da gelegentlich zum Vorschein kommt. Zudem ist sie ein Familienmensch. Ihre Eltern, die inzwischen im Val Lumnezia wohnen, sind praktisch an jedem Spiel dabei. Enttäuscht werden sie dabei von ihrer Tochter eigentlich nie. Denn Noelle Maritz ist in der Nati die Zuverlässigkeit in Person.

Tippspiel zu Europameisterschaft

Melde dich jetzt an bei unserem Tippspiel! Jeder Tipp zählt, denn nicht nur die besten vier Tipperinnen und Tipper erhalten einen Preis. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden zusätzlich noch Tombolapreise verlost.

Melde dich jetzt an bei unserem Tippspiel! Jeder Tipp zählt, denn nicht nur die besten vier Tipperinnen und Tipper erhalten einen Preis. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden zusätzlich noch Tombolapreise verlost.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?