Freud und Leid liegen nahe zusammen. Während sich die Engländerinnen himmelhochjauchzend über den Finaleinzug freuen, ziehen die Italienerinnen trotz heroischen Kampfes zu Tode betrübt von dannen. Kaum ein Auge bleibt nach der bitteren 1:2-Niederlage in der Verlängerung des EM-Halbfinals gegen England trocken.
«Unglaublich bitter», kommentiert Italiens Kapitänin Cristiana Girelli, die im Laufe der 2. Halbzeit mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden musste, das Ausscheiden nach Spielschluss unter Tränen. Dennoch betont sie, wie viele ihrer Teamkolleginnen und ihr Trainer den Stolz, den man empfinden könne.
Gleichzeitig hadern viele mit dem Penaltyentscheid in der 117. Minute, als Beth Mead im Infight mit Emma Severini zu Boden geht. «Sie halten sich gegenseitig. Ist das ein Elfmeter?», hinterfragt Italien-Coach Andrea Soncin den Entscheid und fügt vielsagend an: «Ich frage mich jedenfalls, ob sie ihn auf der anderen Seite gegeben hätten.» Derweil Verteidigerin Elena Linari nicht nachvollziehen kann, wieso sich der VAR die Szene nicht wenigstens überprüft habe. «Ich spreche nicht gerne über Schiri-Entscheidungen, aber ich hatte gehofft, dass man sich die Szene nochmals ansieht.» Gleichzeitig betont Linari «keine Kontroverse anzetteln» zu wollen.
Italienische Presse ist deutlicher
Weniger zurückhaltend reagiert Italiens Presse auf den späten Elfmeterpfiff. «Pech und ein erfundener Elfmeter eliminieren Italien», bilanziert «Tuttosport». Von einer «grausamen Niederlage» ist bei der «Gazzetta dello Sport» die Rede. Italien hätte fast ein «Meisterstück» vollbracht, bevor sie ein «höchst fragwürdiger Penalty zur Niederlage verdammte».
Bei der «Corriere dello Sport» wird die Penalty-Szene weniger kritisch gesehen. «Italien gelingt beinahe ein Kunststück», wird dort getitelt und sich mehr darauf konzentriert, wie wenig in der regulären Spielzeit zum historischen Erfolg gefehlt hat: «Die Azzurre waren eine Minute vom Final entfernt. Ein echter Hohn.»
