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Trainer Andrea Soncin
Wie der «Magier» Italiens Frauenfussball wachgerüttelt hat

Nach schwierigen Jahren steht Italien zum ersten Mal seit 1997 wieder im Halbfinal eines grossen Turniers. Die Skepsis an Trainer Andrea Soncin ist längst vergessen.
Publiziert: 06:52 Uhr
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Aktualisiert: vor 17 Minuten
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Cristiana Girelli und Andrea Soncin bejubeln den Halbfinal-Einzug.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Italiens Trainer Andrea Soncin führt Team in ersten EM-Halbfinal nach 28 Jahren
  • Soncin überrascht mit Erfolgen trotz anfänglicher Skepsis an seiner Ernennung
  • In seinem fünften Spiel als Nationaltrainer besiegte er Weltmeister Spanien
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucas WerderReporter Fussball

Nur zu gerne wäre Andrea Soncin (46) in der 90. Minute einfach losgerannt. Doch weil Italiens Trainer im Viertelfinal-Krimi gegen Norwegen zuvor bereits Gelb gesehen hat, übt er sich beim 2:1-Siegestreffer durch Cristiana Girelli (35) in Zurückhaltung – und trabt mit ständigem Blick Richtung Schiedsrichterin in Richtung Eckfahne, wo sich seine Spielerinnen in den Armen liegen.

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Ein paar Minuten später darf Soncin seinen Emotionen dann endlich freien Lauf lassen. Italien steht zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder im Halbfinal eines grossen Turniers. Schon nach dem Viertelfinal-Einzug hatte der ehemalige Serie-A-Profi mit Tränen in den Augen vom «schönsten Moment seines Lebens» gesprochen. «Es ist magisch», so Soncin. Nach dem Triumph gegen Norwegen legt er nach: «Es ist das schönste Geschenk, das wir allen Mädchen machen können, die uns zuschauen.»

Captain Girelli köpfelt Italien sehenswert in den Halbfinal
0:35
In der 90. Minute:Captain Girelli köpfelt Italien sehenswert in den Halbfinal

Soncin hat schon Spanien geschlagen

Dass ausgerechnet Soncin den italienischen Frauenfussball aus der wohl grössten Krise seiner Geschichte geführt hat, ist für viele eine Überraschung. Als er nach der enttäuschenden WM 2023 auf Milena Bertolini folgt, sorgt seine Ernennung für Stirnrunzeln. Schliesslich hatte Soncin zuvor mit Ausnahme von zwei Interimseinsätzen als Trainer des FC Venezia ausschliesslich im Jugendfussball gearbeitet. Wie sollte ausgerechnet er Italien nach zwei Vorrunden-Outs in Serie zurück auf die Erfolgsspur bringen?

Doch die ersten Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. In seinem vierten Spiel als Nationaltrainer luchst er der Weltnummer 1 Schweden ein Remis ab, in seinem fünften bezwingt er Weltmeister Spanien. Kurz darauf tütet Italien als Gruppensieger die Quali für die EM ein. Dort legen die «Azzurre» schon im ersten Gruppenspiel mit einem 1:0-Sieg gegen Belgien den Grundstein für den Viertelfinal-Einzug. Es folgen ein 1:1 gegen Portugal und eine 1:3-Niederlage gegen Spanien, die am Ende aber dennoch für den Einzug in die K.o.-Phase reicht.

«Fussball hat kein Geschlecht»

Doch was steckt hinter den eindrücklichen Erfolgen unter Trainer Soncin? «Es gibt nur einen Fussball. Er hat kein Geschlecht», so sein Credo. «Beziehungsaspekte, psychologische und motivierende Aspekte können sich zwischen dem Spiel der Männer und dem der Frauen unterscheiden, aber der Siegeswille, die Leidenschaft und die technischen und taktischen Aspekte sind die gleichen», ist er überzeugt.

Mit seiner Art hat Soncin die Herzen seiner Spielerinnen längst erobert. «Diese Magie ist dem Trainer zu verdanken. Er versteht all unsere Träume», erklärt Verteidigerin Elisabetta Oliviero (28) im Interview mit SRF. Nun will «Magier» Soncin am Dienstagabend im EM-Halbfinal gegen England dafür sorgen, dass seine Spielerinnen noch etwas länger träumen dürfen.

Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
3
3
9
2
3
1
4
3
3
0
4
4
3
-4
0
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
3
11
9
2
3
-1
4
3
3
-4
3
4
3
-6
1
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
3
7
9
2
3
0
6
3
3
-4
3
4
3
-3
0
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
3
7
9
2
3
8
6
3
3
-4
3
4
3
-11
0
Playoffs
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