Darum gehts
- Ana-Maria Crnogorcevic: Rekordnationalspielerin mit ungewisser Zukunft in der Nati
- Trotz reduzierter Spielzeit bleibt sie eine wichtige Führungsfigur im Team
- 173 Länderspiele, 74 Tore und fünf Endrunden-Teilnahmen in ihrer Karriere
Rund 300 Zuschauende sind es, die sich an einem Augustabend im Jahr 2009 im Stadion Niedermatten einfinden, um ein Testspiel der Nati gegen eine schwedische U23-Auswahl zu verfolgen. Es sollte eine historische Partie werden. Denn beim 3:0-Sieg gibt eine 18-jährige Stürmerin mit dem Namen Ana-Maria Crnogorcevic ihr Länderspieldebüt.
16 Jahre später hat sich die Frau aus Steffisburg BE ein beeindruckendes Palmarès erarbeitet. Mit 173 Länderspielen ist sie Rekordnationalspielerin, mit 74 Länderspieltoren Rekordtorschützin. Hinzu kommt die Bestmarke von insgesamt fünf Endrunden-Teilnahmen, die sie sich mit Lia Wälti (32) und Noelle Maritz (29) teilt. Doch im Gegensatz zu ihren beiden Nati-Teamkolleginnen stellt sich bei Crnogorcevic nach dem Viertelfinal-Out die Frage, wie viele Länderspiele noch dazukommen.
Egal, ob unter Béatrice von Siebenthal, Martina Voss-Tecklenburg, Nils Nielsen, Inka Grings oder Pia Sundhage – Crnogorcevic war während ihrer gesamten Karriere in der Nati immer gesetzt. Doch ausgerechnet an der Heim-EM hat sich das geändert. Die Seattle-Spielerin sitzt in allen drei Gruppenspielen zu Beginn nur auf der Bank. Eine Rolle, die sie annimmt. Wenn auch zähneknirschend. «Ich bin froh, bin ich überhaupt dabei», sagt Crnogorcevic nach dem Auftaktspiel gegen Norwegen (1:2) mit einer Prise Zynismus.
Leaderin und «Team-Mami»
Auf den Stellenwert der Rekordfrau innerhalb des Teams haben die kürzer werdenden Einsatzzeiten keinen Einfluss. Crnogorcevic ist eine der unumstrittenen Leaderinnen. Mit ihrer riesigen Erfahrung ist die dreifache Champions-League-Gewinnerin eine der ersten Anlaufstellen für junge Spielerinnen, sie gilt sogar als «Team-Mami». Auch als sie noch jünger war, sei das schon so gewesen, sagt Crnogorcevic. «Aber jetzt umso mehr.»
Doch auch auf dem Platz bringt die Berner Oberländerin nach wie vor Qualitäten mit, über die innerhalb der Nati kaum eine Spielerin verfügt. Ruhe, Spielverständnis und Siegeswille – alles Fähigkeiten, welche die vielleicht beste Kopfballspielerin der Schweizer Fussballgeschichte, noch immer auszeichnen. Unabhängig davon, dass die Rekordtorschützin inzwischen vor allem auf der Position der Rechtsverteidigerin aufläuft.
Grosser EM-Moment gegen Finnland
Mit der Einwechslung von Crnogorcevic wirkt die Nati im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Island nach einer zuvor hektischen ersten Halbzeit plötzlich viel gelassener. Dass die Routinierin bei den beiden Toren in der Schlussphase im Wankdorf auf dem Platz steht, mag Zufall sein. Dass sie auch beim viel umjubelten Ausgleich gegen Finnland (1:1) ein paar Tage später in Genf tut, ist es nicht. Mit einem schnellen Zuspiel auf Vorlagengeberin Reuteler ist Crnogorcevic direkt am Xhemaili-Treffer beteiligt, den die Schweiz in den Viertelfinal bringt.
Dort darf sie gegen Spanien endlich von Beginn an ran – und liefert ihren besten EM-Auftritt ab. Mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrem starken Stellungsspiel lässt Crnogorcevic ihr Tempo-Defizit verschwinden und hat mit ihrer einwandfreien Defensivarbeit grossen Anteil daran, dass die Nati gegen die Weltmeisterinnen über eine Stunde die Null hält.
Noch eine WM mit fast 37?
Nach dem Ende des Schweizer EM-Märchens wird die Nati im Herbst wieder auf die kleineren Bühnen zurückkehren müssen. Bis Ende Jahr stehen ausschliesslich Testspiele an, die Quali für die WM 2027 beginnt erst im kommenden Frühling. Sollte die Schweiz in zwei Jahren an das Turnier in Brasilien reisen, stünde Crnogorcevic vor ihrem 37. Geburtstag.
Wie lange will die Rekordspielerin noch weitermachen? Unmittelbar nach dem Ende der Heim-EM will sich Crnogorcevic darüber noch keine Gedanken machen. Oder diese zumindest nicht öffentlich aussprechen. Möglich, dass sie nach den emotionalen letzten Wochen das Ganze erst einmal sacken lassen möchte. Sollte sich Crnogorcevic am Ende tatsächlich für den Rücktritt entscheiden, hätte sie sich keine bessere Kulisse für ihren Abschied aussuchen können. Statt wie 300 bei ihrem ersten Länderspiel wären es bei ihrem letzten knapp 30'000 Fans gewesen.
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