Darum gehts
- Deutschlands Final-Traum platzt in der 113. Minute gegen Spanien
- Goalie Berger übernimmt Verantwortung, Team nimmt sie in Schutz
- Bonmati wird nach ihrem Goal in Spanien gefeiert
In der 113. Minute platzt Deutschlands Final-Traum. Aitana Bonmati (27) tanzt ihre Gegenspielerin aus und erwischt Goalie Ann-Katrin Berger (34) in der nahen Ecke. Spanien führt 1:0 und lässt sich diesen Sieg nicht mehr nehmen.
Für Berger, die im Viertelfinal gegen Frankreich noch die grosse Heldin war, endet die EM bitter. «Da nehme ich die Schuld auf mich», sagt sie im ARD-Interview. «Die kurze Ecke muss zu sein und deswegen bin ich umso enttäuschter von mir selbst.» Ihre Teamkolleginnen nehmen sie in Schutz.
«Jeder weiss, dass uns Anne so oft hier im Turnier gehalten hat», meint etwa Captain Janina Minge (26). Das Goal sei «extrem bitter», aber davor habe Berger mehrere Bälle überragend gehalten. Deswegen sei sie «auf gar keinen Fall schuld».
«Ein richtig gutes Turnier gespielt»
Ähnlich tönt's von Trainer Christian Wück (52). «Da gibt's überhaupt keine Vorwürfe. Das kann passieren», meint er. Und betont, dass sein Team «ein richtig gutes Turnier gespielt» hat. Dafür kritisiert er die Berichterstattung in Deutschland. Er habe vor kurzem gelesen, dass der DFB meilenweit hinter den Topnationen stehe – «und drei Tage später lese ich, dass ‹wir› im Halbfinal sind». Er fordert dazu auf, dass die Deutschen auch mal ein bisschen lernen müssen, «dass wir gemeinsam alles zusammen machen, dass wir für die deutsche Nation das Beste wollen».
Bonmatis Tor bezeichnet Wück als «Geniestreich». Die Spanierin erklärt, sie hätten Berger studiert und gewusst, «dass sie in dieser Situation manchmal den kurzen Pfosten frei lässt». Deswegen habe sie vor ihrem Schuss nicht zweimal darüber nachgedacht. Denn: «Ich habe alles versucht, weil ich keine Elfmeter schiessen wollte.»
Das hat sie erfolgreich verhindert. Und Deutschland ins Tal der Tränen gestürzt. «Wir weinen mit euch!», titelt die «Bild» und ergänzt: «Wir sind trotzdem unfassbar stolz auf euch, Mädels!» Bei Sport1 heisst es «Ausgerechnet Berger! Deutscher Titeltraum geplatzt», auch bei ran ist die Torhüterin die «tragische Figur». Und die «Süddeutsche Zeitung» bemängelt, dass die deutsche Defensive bei einer Aktion nicht konsequent genug ist. «Ihre Gegnerinnen nehmen das Geschenk an und ziehen ins EM-Finale ein.» Und RTL fasst in einem Wort zusammen: «Fi-no-le».
Singend und tanzend zum Bus
Während Deutschland weint, wird Bonmati in Spanien gefeiert. «Blut, Schweiss und Aitana!», heisst es bei der «AS», «Mundo Deportivo» schreibt: «Aitana kleidet sich wie eine Heldin, um einen historischen Final zu erreichen.» Und bei sport.es öffnet sie «das Tor zur Geschichte».
Ob sie auch den Titel bejubeln können? Das zeigt das Endspiel am Sonntag gegen England (18 Uhr). Vorerst feiern die Spanierinnen den Final-Einzug. Die Stimmung ist ausgelassen, als sie den Letzigrund verlassen. Sie singen und tanzen, während wenige Meter daneben die enttäuschten Deutschen in ihren Bus steigen.