Die Trainer-Flugparade der Super League
Wer bereits um seinen Job bangt – wer fest im Sattel sitzt

Die Hälfte der Trainer in der Super League sind ganz frisch bei ihren Klubs – oder machen zum ersten Mal die Saisonvorbereitung. Wo kommt es als Nächstes zum Wechsel?
Publiziert: 24.07.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2025 um 08:46 Uhr
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Liegen dunkle Schatten über seiner Zukunft? Immerhin ist Thomas Häberli mit Servette in der Champions-League-Qualifikation mit einem Sieg gestartet.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Fussballtrainer unter Druck: Einige sind angezählt, andere müssen liefern
  • Thomas Häberli, Didier Tholot und Enrico Maassen sind besonders gefährdet
  • 12 Trainer in der Übersicht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florian RazReporter Fussball

Bereits angezählt

1. Thomas Häberli (51), Servette

Châpeau, Monsieur Häberli! Schon vor der letzten Saison von Blick auf Rang 1 der Flugliste gesetzt – und immer noch im Amt: Das verdient Respekt. Aber jetzt hat sich die Lage noch einmal verkompliziert. Sportchef René Weiler, der Häberli aus dem Hut gezaubert hat, ist weg. Häberlis Vor-Vorgänger Alain Geiger ist dafür wieder da – als Mitglied der Sportkommission. Und Häberli selber war Anfang 2025 noch eine Niederlage von der Entlassung entfernt.

2. Didier Tholot (61), Sion

Im Sandwich der Constantins: Didier Tholot.
Foto: keystone-sda.ch

Was Christian Constantin Ende letzter Saison auf Kanal 9 erzählte, klang wie eine lange Liste von Gründen für eine Kündigung: Spieler zu wenig, zu viel oder falsch eingesetzt. Ratschläge des Präsidenten missachtet. Falsche Taktik. Falsche Ansprache. Aber Trainerfresser Constantin warf Didier Tholot nicht raus. Altersmilde? Dankbarkeit dafür, dass Tholot schon zum vierten Mal seinen Klub trainiert? So oder so: Geht der Kurs nicht von Anfang an in Richtung Top 6, wird es eng.

3. Enrico Maassen (41), St. Gallen

Dunkle Wolken ziehen über dem grünweissen Paradies auf. Die letzte Saison war eine schwere Enttäuschung. Der Transfersommer macht bislang nicht euphorisch. Möglich, dass es Sportchef Roger Stilz noch vor dem Trainer erwischt. Klar scheint aber, dass die Geduld des Publikums mit Enrico Maassens merkwürdig unentschlossenem Fussball zu Ende geht. Bleibt bei einem missratenen Saisonstart die Frage, ob Matthias Hüppi weiterhin die Geduld in Präsidentengestalt bleibt.

Müssen liefern

4. Ludovic Magnin (46), Basel

Wer in Basel unterschreibt, kennt das Motto: «Siegen oder fliegen». Das wird auch für Ludovic Magnin nicht anders sein. Positiv für ihn: Er übernimmt eine Mannschaft, die nach dem Double vor Selbstvertrauen strotzt, kaum verändert worden ist und in der Xherdan Shaqiri spielt. Aber es gibt Stolpersteine: In der Qualifikation zur Champions League geht es ganz früh um ein wichtiges Saisonziel. Und Magnin muss Shaqiri ganz genau erklären, warum er nicht in jedem Spiel während 90 Minuten auf dem Feld stehen wird.

5. Giorgio Contini (51), Young Boys

Könnte für das YB-Riesenkader einen Doppelgänger vermutlich ganz gut gebrauchen: Giorgio Contini.
Foto: THOMAS HODEL

Ende der letzten Saison mussten sie in Bern erkennen, dass mit einem neuen Trainer und Handauflegen nicht alle Probleme verschwinden. Mit Gregory Wüthrich und Edimilson Fernandes glaubt die sportliche Führung, die richtigen Puzzleteile hinzugefügt zu haben. Jetzt liegt es an Giorgio Contini, zu liefern und alle Spieler im aktuellen Riesenkader bei Laune zu halten. Dass auch frisch angestellte Trainer in Bern keinen Artenschutz geniessen, hat YB letzte Saison mit Patrick Rahmen bewiesen.

6. Uli Forte (51), Winterthur

Er startet mit dem Bonus des Retters in höchster Not. Aber können Uli Forte und sein Team während 38 Runden im gleichen Überlebensmodus spielen? Der Klub weiss, dass er Abstiegskandidat ist und wird darum nicht sofort nervös. Aber die Winterthurer wissen auch, dass nicht jede Saison ein Wunder geschieht und sie sich einen derart miserablen Start wie letzte Saison nicht noch einmal erlauben dürfen.

7. Peter Zeidler (62), Lausanne

Immer mit voller Leidenschaft dabei: Peter Zeidler.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Ein neuer Trainer startet immer mit einem kleinen Bonus. Und Sportchef Stéphane Henchoz hat zuletzt bewiesen, dass er einem Trainer auch mal einen schwachen Start verzeiht. Wenn die grundlegende Richtung stimmt. Die Fragen für Zeidler nach dem Kurzaufenthalt in Bochum (acht Spiele, ein Punkt): Funktioniert sein Red-Bull-Pressing auch auf Kunstrasen? Und was passiert, wenn Lausanne eines jener Halbjahrestiefs einzieht, für die St. Gallen unter Zeidler berüchtigt war?

Haben Goodwill

8. Mario Frick (50), Luzern

Vielleicht fällt es ihm in einer Krisensituation auf die Füsse, dass er im Sommer sehr offensiv mit einem Abgang nach Italien (Pisa) geflirtet hat. Aber der FCL weiss, was er an Mario Frick hat: einen Trainer, der die Nachwuchsphilosophie des Vereins umsetzt, damit für Millionen sorgt (Jashari, Jaquez, Stankovic) und erst noch zwischendurch die Grossen ärgert.

9. Mitchell van der Gaag (53), Zürich

Beim FC Zürich scheint es noch etwas Kopfarbeit zu brauchen: Mitchell van der Gaag.
Foto: Pius Koller

Er ist nicht einfach Ancillo Canepas «Wunschtrainer», Nein, Mitchell van der Gaag ist der «absolute Wunschtrainer». Wer so angekündigt wird, darf mal ein paar Wochen in Ruhe arbeiten, zumal er mit seiner Ajax-Vergangenheit genau dem FCZ-Beuteschema entspricht. Einziger, aber nicht unwesentlicher Fallstrick: Der Klub ist finanziell dringend auf einen der Plätze im europäischen Wettbewerb angewiesen. Davon gibt es in dieser Saison bloss vier, drei werden via Liga verteilt. Punkte braucht van der Gaag also schon.

10. Gerald Scheiblehner (48), GC

Gutes Auftreten, klare Philosophie – Gerald Scheiblehner überzeugt in der Vorbereitung. Ausserdem weiss Sportchef Alain Sutter, dass dieses Team aus Teenagern und Nobodys nicht durch die Liga tanzen wird. Und wie zuletzt gleich mehrere Trainer auf der Lohnliste zu haben, kann sich GC sowieso nicht leisten. Einziger möglicher Knackpunkt: Sutter hat klargemacht, dass er auf dem Campus trotz Los-Angeles-Bayern-Netzwerk alles selber entscheiden will. Scheiblehner aber war im November bereits Wunschkandidat von LA-Europachef Harald Gärtner.

Sicher im Sattel

11. Mauro Lustrinelli (49), Thun

Will den Schwung des Aufstiegs mitnehmen: Mauro Lustrinelli.
Foto: keystone-sda.ch

Als der Aufstieg noch nicht feststand, wurde sein Vertrag im Dezember bis Juni 2028 verlängert. Einen grösseren Vertrauensbeweis kann es für einen Trainer eigentlich nicht geben. Auch wenn unter den Investoren die Lust auf mehr als Abstiegskampf vorhanden ist, weiss Präsident Andres Gerber (52), dass die Thuner als Aufsteiger in erster Linie darum spielen, die Liga zu halten.

12. Mattia Croci-Torti (43), Lugano

Er hat mehr Spiele des FC Lugano gecoacht als irgendwer vor ihm. Sein Vertrag läuft bis 2028. Der Vater seiner Partnerin ist mit Chicco d’Oro Business-Partner des Klubs. Und mit Joe Mansueto hat Lugano den vielleicht langmütigsten Klubbesitzer der Welt. Wenn es einen Trainer gibt, der eine solide Basis hat, dann Mattia Croci-Torti. Den grössten Druck wird er sich selber machen: Nach dem schwachen Ende der letzten Saison war er so richtig angefressen.

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