Darum gehts
- Intensives EM-Training sorgt für Spannung im Schweizer Nationalteam
- Sundhage setzt auf Fitness, nimmt keine Rücksicht auf angeschlagene Spielerinnen
- Dickenmann äussert sich im Podcast zu der Thematik
Noch bevor Pia Sundhage (65) ihr definitives EM-Kader bekannt gab, brodelte es hinter den Kulissen der Nati. Vorwürfe machten die Runde, die Schwedin habe Spielerinnen trotz Verletzungen zum Training gezwungen. Der Schweizerische Fussballverband? Schweigt. Die Spielerinnen? Zurückhaltend. Doch jetzt meldet sich mit Lara Dickenmann (39) eine, die sich auskennt – und ordnet die ganze Debatte im Podcast «FORZA! Frauen. Fussball.» ein.
Was ist dran an den Vorwürfen? Fakt ist: Die EM-Vorbereitung war intensiv. Yo-Yo-Tests, harte Fitnessblöcke, kaum Schonung – Sundhage drehte die Trainingsschraube an. Zu hart? Das Umfeld der Nati war sich nicht einig. Einige behaupteten, angeschlagene Spielerinnen hätten sich aus Angst vor einer Kader-Ausbootung durchbeissen müssen. Sundhage selbst spricht von «unschönen Gerüchten» – und betont, dass man sich im Staff täglich mit den Ärzten, Athletik- und Mentaltrainern abgesprochen habe. «Wir haben in diesem Bereich einen guten Job gemacht. Und letztlich geht es um die Leistung.»
Tatsächlich scheint Sundhage keine Rücksicht auf halbe Sachen zu nehmen. Wer nicht fit ist, soll nicht mit zur EM – eine klare Linie, die sie offen vertritt. Ausnahmen? Kaum. Höchstens Lia Wälti (32), auf deren Erfahrung sie trotz ihrer Verletzung setzt. Und vielleicht Luana Bühler (29), die angeschlagen ist, aber dennoch im Kader steht.
Kein Grund zur Panik
Dickenmann sieht darin keine Skandalstory: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Pia Spielerinnen gezwungen hat, zu trainieren, welche eigentlich verletzt waren.» Für die langjährige Nationalspielerin ist klar: «Sie wollte den Spielerinnen vermitteln, dass man nur mitkommen kann, wenn man fit ist – und das ist klar. Du nimmst nur die mit, die fit sind. Ausser zum Beispiel Lia Wälti, wo man einfach hofft, dass sie an Tag X performen kann.»
Auch zur späten Kaderbekanntgabe hat Dickenmann eine interessante Sichtweise: «Das Team kennt sich ja eigentlich gut, man sieht, dass sie sich gut verstehen untereinander.» Die lange Ungewissheit könne sogar bewusst von Sundhage gewählt worden sein: «Die späte Kaderbekanntgabe kann auch ein Mittel von ihr sein, damit sich das Team zusammentut – und das Trainerbild ein bisschen als ‹Feindbild› sieht. Daraus ergibt sich eine andere Energie, und die Spielerinnen werden ein wenig provoziert – als Mittel gegen das zu nette Kader.»
Was bleibt, ist ein Nati-Team, das auf den letzten Metern vor dem Heimturnier unter Spannung steht – physisch wie psychologisch. Ob Sundhages Methoden am Ende aufgehen? Ab dem 2. Juli wird man sehen, ob mit Druck wirklich Diamanten entstehen.