Thorsten Fink vor Spiel gegen Ex-Klub Basel
«Xherdan Shaqiri ist ein Aushängeschild meiner Arbeit»

Der einstige Double-Trainer trifft mit Genk auf seine alte Liebe. Warum das damals so gut gepasst hat mit ihm und Basel. Wie er seine vielleicht beste Halbzeitansprache in Manchester gehalten hat. Und warum er mal zurück nach Basel wollte, aber nicht durfte.
Publiziert: 26.11.2025 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2025 um 22:00 Uhr
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«Der FCB muss schauen, dass er uns nicht nur hinterherlaufen muss.» Thorsten Fink ist vor dem Wiedersehen mit seiner alten Liebe gewohnt selbstbewusst.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Thorsten Fink spricht über Wiedersehen mit Shaqiri und seine Zeit beim FCB
  • Wie Shaqiri Finks Trainer-Karriere mitgeprägt hat
  • Warum es mit einer Rückkehr nach Basel nicht geklappt hat
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florian RazReporter Fussball

Thorsten Fink, Sie haben einst den 17-jährigen Xherdan Shaqiri bei FC Basel zum Stammspieler gemacht. Wie fest freuen Sie sich auf das Wiedersehen?
Sehr. Natürlich auch auf andere alte Weggefährten. Materialwart Roger Eglin ist ja zum Beispiel noch da. Aber vor allem auf Shaqiri natürlich. Ich würde sagen, er ist ein Aushängeschild meiner Arbeit. Also nicht, dass er seinen Weg allein wegen mir gemacht hat. Aber ich habe ihm damals ja die Chance gegeben – und es war kein Fehler. Das hat mich auch später immer wieder motiviert, junge Spieler einzusetzen. Er hat also auch meinen Weg als Trainer mitbestimmt.

Haben Sie ihn also später als Vorbild für andere Spieler gebraucht?
Wenn ich mich bei einem Verein bewerbe, dann ist er sicher einer jener Spieler, die ich als Aushängeschild für meine Arbeit nenne. Da habe ich einige drin: Jonathan Tah, Heung-min Son, Hakan Çalhanoglu oder Granit Xhaka. Und natürlich auch Shaqiri.

Werden Sie ihm am Donnerstag einen Rucksack mit aufs Feld geben?
Einen Bleirucksack (lacht)? Ich weiss natürlich um seine Qualität, wenn er den Ball hat. Der spielt messerscharfe Pässe in die Tiefe. Die Standards sind top. Er ist ein wunderbarer Spieler. Aber naja, wir sind auch kein schlechter Klub. Ich glaube, dass der FC Basel erst mal schauen muss, dass er auch mal den Ball hat und uns nicht nur hinterherlaufen muss. Ich freue mich also, Xherdan auf dem Platz zu sehen – aber hoffentlich nicht all zu viele gute Aktionen von ihm.

Ihre Geschichte mit dem FC Basel war ja recht intensiv. Als Sie 2011 nach Hamburg gegangen sind, haben Spieler in der Garderobe geweint.
Ja, das war sehr emotional. Es war damals schon sehr intensiv für mich. Dieser Zusammenhalt zwischen den tollen Fans, der Mannschaft und mir, das war schon etwas sehr Spezielles. Im Dating würde man sagen: Es war ein richtiges Match. Ich bin ja jetzt auch schon 18 Jahre lang Trainer. Und ich muss sagen: So etwas findest du nicht oft.

Nach einem hinreissenden 3:3 mit dem FCB bei Manchester United in der Champions League haben Sie bei der Party im Pub gesagt: «Jetzt habe ich hier alles erreicht. Jetzt kann ich gehen.»
Also, ob ich das so gesagt habe, weiss ich nicht mehr. Aber das 3:3 war natürlich legendär. Wir lagen 0:2 zur Pause zurück, ich habe eine geile Halbzeitansprache gehalten – und die Jungs haben das Spiel gedreht. Und damals war ja noch Sir Alex Ferguson Trainer, das war noch ein anderes United als heute.

Was haben Sie den Spielern denn gesagt?
Die sassen alle so enttäuscht in der Garderobe und dachten: «Jetzt verlieren wir hier 0:5.» Da habe ich gesagt: «Was sitzt ihr hier eigentlich so traurig rum? Wir haben überragend gespielt und einfach die Chancen nicht genutzt. Jetzt machen wir in der zweiten Halbzeit noch einmal dasselbe – und gewinnen das Spiel!» Und die Jungs haben es umgesetzt. Aber die Mannschaft hat mir damals sowieso alles geglaubt.

Thorsten Fink

Thorsten Fink (58) wächst als Sohn eines Stahlarbeiters in Dortmund auf. Seine grössten Erfolge als Fussballer hat er mit dem FC Bayern München, bei dem er vier Meistertitel, drei Pokalsiege und einmal den Gewinn der Champions League feiert.

2009 wird Fink in Basel als Trainer Nachfolger von Christian Gross. Er gewinnt sogleich das Double und danach einen zweiten Meistertitel. Unter ihm kommen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka zu ihren Profi-Debüts. Im Oktober 2011 wechselt er kurz vor der Qualifikation für die Champions-League-Achtelfinals zum Hamburger SV.

Seither hat ihn seine Trainerkarriere zu acht weiteren Klubs geführt. Von 2018 bis 2019 kehrte er für ein glückloses Gastspiel bei den Grasshoppers in die Schweiz zurück. Seit Sommer 2024 trainiert er den KRC Genk, den er in der letzten Saison auf Rang drei der belgischen Liga geführt hat.

keystone-sda.ch

Thorsten Fink (58) wächst als Sohn eines Stahlarbeiters in Dortmund auf. Seine grössten Erfolge als Fussballer hat er mit dem FC Bayern München, bei dem er vier Meistertitel, drei Pokalsiege und einmal den Gewinn der Champions League feiert.

2009 wird Fink in Basel als Trainer Nachfolger von Christian Gross. Er gewinnt sogleich das Double und danach einen zweiten Meistertitel. Unter ihm kommen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka zu ihren Profi-Debüts. Im Oktober 2011 wechselt er kurz vor der Qualifikation für die Champions-League-Achtelfinals zum Hamburger SV.

Seither hat ihn seine Trainerkarriere zu acht weiteren Klubs geführt. Von 2018 bis 2019 kehrte er für ein glückloses Gastspiel bei den Grasshoppers in die Schweiz zurück. Seit Sommer 2024 trainiert er den KRC Genk, den er in der letzten Saison auf Rang drei der belgischen Liga geführt hat.

War da nie der Gedanke, dass Sie vielleicht länger hätten bleiben sollen?
Ich verstehe, dass der eine oder andere damals sauer war auf mich. Aber es gibt nie den richtigen Zeitpunkt für so einen Wechsel. Der HSV war damals ein grosser Verein, der nie aus der Bundesliga abgestiegen war. Wenn du arbeitslos bist, bekommst du keinen Job bei so einem Klub. Es war für mich eine einmalige Möglichkeit. Wer weiss, ob ich die nochmals gekriegt hätte. Und dann musst du halt manchmal gehen, obwohl es dir selber weh tut. Es war ja auch für meine Familie nicht einfach, die sich in Basel sehr wohl gefühlt hat.

Sie hätten 2017 nochmals nach Basel zurückkehren können, als der damalige Sportchef Marco Streller …
Wollen! Wollen! Marco wollte mich. Aber dann hat sich der Verein entschieden, auf Raphael Wicky zu setzen und damit auf junges Blut. Was ich auch verstanden habe.

Letzte Saison hätten Sie mit Genk belgischer Meister werden können. Oder vielleicht sogar müssen? Sie hatten kurz vor Saisonende neun Punkte Vorsprung.
Wir haben im Sommer davor Spieler für rund 100 Millionen Euro verkauft, der Meistertitel war nicht eingeplant. Wir hatten neun Punkte Vorsprung, aber der wurde halbiert, weil es in Belgien dieses Playoff-System gibt. Da waren es dann nur noch vier Punkte. Dann gab es zwei Niederlagen wegen Elfmetern – und plötzlich bist du nur noch Dritter. Das war schwer zu verkraften für unser junges Team.

Derzeit liegen Sie mit Genk nur auf Rang sechs in der Liga.
Wir haben bislang keine gute Saison gespielt. Aber das ist bis zu einem gewissen Grad auch normal. Wir sind ein Ausbildungsklub, wir haben keinen reichen Besitzer. Wir müssen im Jahr Spieler für mindestens 20 Millionen verkaufen, damit die Rechnung aufgeht. Also haben wir in diesem Sommer wieder Spieler für knapp 50 Millionen Euro abgegeben, unter anderem den Ligatopskorer der letzten Saison. Da kann es nicht einfach so weiterlaufen. Aber wir können noch immer alle Titel gewinnen – und gegen Basel einen grossen Schritt in der Europa League machen.

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