Nati-Legende Lichtsteiner vor Cup-Knüller mit Wettswil-Bonstetten gegen den FCZ
«Wir versuchen zu gewinnen – und wir träumen»

Schafft es Erstligist Wettswil-Bonstetten mit Promi-Coach Stephan Lichtsteiner im siebten Anlauf, einen Verein aus der höchsten Spielklasse aus dem Cup zu kegeln? Der FCZ wäre doch ein gefundenes Fressen für die Säuliämtler …
Publiziert: 08:55 Uhr
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Aktualisiert: 10:56 Uhr
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Trainer Stephan Lichtsteiner vor einem Jahr mit sichtlich viel Spass an der Arbeit. Das war vor dem Cupspiel gegen Winterthur. Am Ende verlor der FC Wettswil-Bonstetten knapp 1:2.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Ex-Juventus-Star Stephan Lichtsteiner will mit Wettswil-Bonstetten den FCZ aus dem Cup kegeln
  • Lichtsteiner lehnte Angebot als Co-Trainer der Schweizer Nationalmannschaft ab
  • 6 Mal spielte Wettswil-Bonstetten gegen NLA- oder Super-League-Teams, 6 Mal verlor man
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Sechs Mal hat der ambitionierte, gut aufgestellte Erstligist FC Wettswil-Bonstetten in seiner Geschichte gegen ein Team aus der NLA oder Super League gespielt. Sechs Mal hat sich der Höherklassige durchsetzen können. Aber es wurde Jahr für Jahr enger. Vorletzte Saison gewann Winterthur mit zwei Toren jenseits der 87. Minute. Letztes Jahr gabs ein ultraknappes 1:2 gegen denselben Gegner. Der Trainer hiess damals erstmals Stephan Lichtsteiner (41). Und er heisst heute noch so, nachdem der Luzerner im März seinen Vertrag mit dem Klub aus seinem Wohnort um ein weiteres Jahr verlängert hat.

Wettswil-Bonstetten landete fast in der Promotion League

«Alle freuen sich auf den FCZ. Zumal die Leute im Dorf mehrheitlich FCZ-Fans sind», sagt Lichtsteiner. Doch es ist bei einem wie dem langjährigen Nati-Captain und Juve-Star natürlich mehr als Freude. Es ist ein Job. Es ist die Ambition, weiterzukommen. «Ich bin gespannt, ob wir unsere Fussballidee auf dieser Bühne umsetzen können. Ich habe da eine coole Truppe. Und trotzdem wissen wir, wo wir hingehören. Wir sind Amateure, die gegen Profis spielen, die immer besser in Fahrt kommen.»

Okay. Aber Wettswil-Bonstetten war letzte Saison nahe dran am Aufstieg in die Promotion League. Die Säuliämtler erreichten unter der Juve-Legende die Aufstiegsspiele, scheiterten dort knapp an der U21 von Lausanne. Das Niveau des Lichtsteiner-Teams dürfte nicht weit entfernt sein von jenem der Promotion-League-Klubs, die in den letzten Jahren für manche Überraschung gesorgt haben und mit Biel den allerersten Cupfinalisten aus einer dritten Liga stellten.

Brutale Performance und ein Quäntchen Spielglück

«Es gibt aber schon klare Unterschiede», wendet Lichtsteiner ein. «Nur schon, wenn wir uns die erwähnten Aufstiegsspiele anschauen. Meine Jungs arbeiteten zwischen den beiden Spielen, die an einem Mittwoch und Samstag stattfanden. Die Spieler der U21 eines Profiklubs hingegen sind mindestens Halbprofis und haben so ganz andere Erholungs- und Vorbereitungsmöglichkeiten.» Solche Dinge würde man mit Leidenschaft allein nicht ausgleichen können. «Auch wenn die meiner Jungs ausgeprägt ist. Wir versuchen zu gewinnen. Und wir träumen. Aber es bräuchte brutale Performance und ein Quäntchen Spielglück.»

Performances, wie sie Lichtsteiner in seiner grossen Karriere zigmal hingelegt hat. Und wie er es nun als Trainer tut. Voller Einsatz. Und doch: Die Arbeit mit Amateuren ist eine vollständig andere. Besteht da nicht latent die Gefahr der Überforderung der Spieler? «Ich denke nicht. Die Spieler sollen mir Feedback geben, wenn gewisse Sachen zu viel sind. Das will ich auch so. Und ich wusste ja, als ich unterschrieben habe, dass es keine stundenlangen Videosessions oder ellenlange Laufeinheiten geben wird. Meine Spieler arbeiten oder studieren den ganzen Tag, kommen auf den Platz und wollen coole Trainings haben, wo sie auch etwas lernen. Das passiert grossmehrheitlich mit dem Ball, mit Spielformen, in denen der Inhalt der Vermittlung von Taktik etc. verpackt ist. Aber nochmals: Das Wichtigste ist der Spass an der Sache.»

Nächstes Ziel: Uefa-Pro-Lizenz

Man spürt es: Lichtsteiner hat seinerseits auch Spass an der Sache. Derart, dass er im Februar das Angebot des Verbands ablehnte, Co-Trainer von Murat Yakin in der Nati zu werden. Wie siehts ein halbes Jahr später aus? War das die richtige Entscheidung? «Ja. In jenem Moment hat es nicht gepasst. Ich habe ja das Engagement hier in Wettswil. Das wollte ich weiterführen.» Doch was nicht ist, kann noch werden. Oder? «Kann … Mal schauen. Mir fehlt noch das Uefa-Pro-Diplom. Ich werde es in ein paar Wochen in Angriff nehmen. Den ersten Teil in der Schweiz, danach in Italien den Feinschliff holen, wo die meisten Toptrainer der Welt herkommen. Ich will einen möglichst gut gefüllten Rucksack. Dann stehen mir alle Türen offen.»

Und doch: Das heisst noch nicht, dass Lichtsteiner auch Profitrainer werden wird. «Schauen wir, ob ich diesen Weg gehe. Aber ich muss ihn zum Glück nicht um alles in der Welt gehen. Ich habe auch schulpflichtige Kinder. Die Gedanken sind im Moment lose. Die Steine werden dann schon so fallen, dass ich fühle, was das Richtige ist.»

CC hat Interesse an Lichtsteiner

Konkrete Interessenten gibt es. Im Sommer gabs erste Offerten als Assistenzcoach. Und mehr: Sion-Präsident und Italien-Fan Christian Constantin ist ein bekennender Lichtsteiner-Fan. Er sagt: «Wenn Didier (Tholot, die Red.) seine Mission nach drei Jahren Ende Saison beendet hat, brauche ich einen neuen Coach. Da kann ich mir Steph sehr gut vorstellen.» Es wird ganz bestimmt nicht der einzige Klub sein, der sich um einen Mann mit einem CV wie Lichtsteiner reissen wird.

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