Darum gehts
- Aaraus Sportchef Elsad Zverotic erlebt turbulente Wochen mit Rekordstart und Untersuchung
- Zverotic bevorzugt Sportchef-Rolle gegenüber jener als Trainer
- Aarau startete mit sieben Siegen in sieben Spielen und hat sieben Punkte Vorsprung
Aaraus Sportchef Elsad Zverotic hat turbulente Wochen hinter sich. Da ist der perfekte Start der von ihm zusammengestellten Mannschaft in die neue Challenge-League-Saison: sieben Spiele, sieben Siege. Rekord! Das hat noch kein anderer Challenge-League-Klub geschafft. Nach sieben Runden bereits sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Vaduz. Dazu im Cup das Weiterkommen beim Kantonsrivalen Wohlen. Okay, das war Pflichterfüllung. Aber dann der nächste Gegner: YB! Titel-Mitfavorit. Zverotics Ex-Klub, bei dem er mit einem Tor Ruhm erlangte.
Das gewonnene Barrage-Rückspiel als erster Pflock
Und dann war da noch die schräge Geschichte um Vorwürfe an den Sportchef in den CH-Media-Zeitungen wegen «Anschuldigungen externer Personen». Der Verwaltungsrat des FCA hat daraufhin eine «unabhängige externe Untersuchung eingeleitet». Zweieinhalb Wochen später präsentiert der Klub das Ergebnis: «Die erhobenen Vorwürfe wurden nicht bestätigt». Was bleibt da zurück? Zverotic: «Die Sache ist für mich abgeschlossen. Ich sage nichts dazu.»
Zu allen anderen Themen redet der Mann aus Wattwil SG. Zum Beispiel über die letzte Saison, nach welcher Aarau den Aufstieg als Barrage-Verlierer gegen GC verpasste. Obwohl man unter der Saison immer wieder auf gleicher Höhe war wie Thun. «Aber wir hatten dann eine sieben Spiele dauernde Unentschieden-Periode, in der wir derart viele Punkte verloren, dass Thun davonziehen konnte.» Im Barrage-Hinspiel im Cornaredo ging man dann gleich mit 0:4 unter. Das Rückspiel war nur noch Pflichterfüllung. «Das sehe ich etwas anders», sagt Zverotic. «Der Sieg gegen GC zum Ende der Saison war bereits ein erster Pflock, den wir auf dem Weg zu diesem tollen Saisonstart eingeschlagen haben.»
Warum lieber Sportchef als Trainer?
Dieses Jahr will man nun ultimativ rauf. Das ist auch das erklärte Saisonziel. Mit sieben Punkten Vorsprung hat man einen ersten Schritt getan. «Mehr aber nicht. Es kann sehr schnell in eine andere Richtung gehen. Xamax, Vaduz und Yverdon sind starke Mitkonkurrenten mit den gleichen Ambitionen wie wir.» Ein wichtiges Puzzleteil sei auch gewesen, dass man den Umbruch schon vor einem Jahr vorangetrieben habe. «Wir haben uns deshalb nur noch punktuell verstärken müssen.»
Zverotic hat an den richtigen Rädchen im Kader geschraubt. Etwas, das ihm Spass macht. «Ich wollte immer schon Sportchef werden und nie Trainer», sagt der Mann, der das KV und später einen Lehrgang in Sportmanagement an der Uni St. Gallen gemacht hat. Warum? «Die Mannschaft auf Managementebene mitzuformen und in einem Verein Einfluss zu nehmen, reizt mich mehr als die Arbeit auf dem Platz.»
DAS Tor – das 2:2 an der Anfield Road im Jahr 2012
Und jetzt also das grosse Spiel: YB! Das Brügglifeld wird kochen! Vor zwei Tagen waren nur noch wenige der 8425 Tickets erhältlich gewesen. «Das Stadion wird bestimmt voll sein», denkt Zverotic. YB zieht. Und was ist das Erste, das dem zweifachen Familienvater zu diesen beiden Buchstaben einfällt? «Nun, meine eigene Zeit dort.» Zwei Saisons war er in Bern, machte 72 Spiele. «Das war eine Topzeit. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.»
Und der besondere Moment? «Das Tor.» Ja genau. DAS Tor. Da braucht man nicht mehr zu sagen. DAS Tor: dieser Strich unter die Latte aus 20 Metern. Der Ausgleich zum 2:2. Linker Fuss, 88. Minute. Tatort Anfield Road. Gegner Liverpool. 23. November 2012. Diese fünf Minuten Ruhm gehörten dem gebürtigen Montenegriner.
Nun heisst das Kaninchen Aarau und die Schlange YB
Nun steht Aarau wie das Kaninchen vor der Schlange, wie YB damals vor dem FC Liverpool. Die Schlange, das ist heuer YB. «Das wird heiss!», verspricht Zverotic. «Und sehr, sehr schwierig. YB hat enorme Qualität und ist zuletzt sehr stabil gewesen. Jedenfalls sind die Berner klarer Favorit.» Wie damals der FC Liverpool.
Übrigens: Das erste Tor von YB hatte damals ein gewisser Raul Bobadilla gemacht. Der ist mittlerweile Edeljoker beim FC Aarau, nachdem ihn ein gewisser Zverotic vor einem Jahr geholt hat. Beide sind 38 Jahre alt.