Darum gehts
- Die U.S. Collegiate Selects begeistern beim Spengler Cup mit schnellem Eishockey
- 14 Spieler des Teams wurden von NHL-Teams gedraftet
- Ihre Spiele erinnern an das legendäre «Miracle on Ice» 1980
Früher waren es die mystischen russischen Teams, die in Davos ein Eishockey von einem anderen Stern zelebrierten und den Fans etwas boten, was sie nicht kannten. Jeder Sieg gegen die Teams von hinter dem Eisernen Vorhang war ein kleines Weltwunder.
Ab 1984 brachte das Team Canada das gewisse Etwas an den Spengler Cup. Eine Mannschaft, wie man sie so nur einmal im Jahr sehen konnte, in der Spieler, die hierzulande in ihren Klubs die Stars waren, ihre eigene Hockey-Kultur mit viel Herzblut auslebten. Inzwischen sind die Kanadier (zusammen mit dem HCD) mit 16 Erfolgen Rekordsieger, haben aber ein wenig an Ausstrahlung verloren, weil Schweden, Finnen oder Tschechen bei uns in der Liga Trumpf sind.
Den Fans etwas Neues zu bieten, ist inzwischen schwierig geworden. Wer Sparta Prag, IFK Helsinki oder sonst ein namhaftes europäisches Team sehen will, kann das auch sonst tun. Im Internet oder am TV gibt es alles. Zum Beispiel in der Champions League, die jedoch kein Publikumsmagnet geworden ist.
Wegen des Ukraine-Krieges kann man ja auch keine Klubs aus der KHL mehr einladen. So fehlte das Mystische am Spengler Cup, das Sensationelle, das «Das-haben-Sie-noch-nie-gesehen!». Deshalb mussten vor allem der HCD und das zweite Schweizer Team dafür sorgen, dass der Hockey-Zirkus im Landwassertal weiter höchst attraktiv blieb.
14 Spieler wurden im NHL-Draft gezogen
Doch jetzt ist den Veranstaltern um den alten Fuchs Fredi Pargätzi (72) ein Geniestreich gelungen. Die U.S. Collegiate Selects, eine Auswahl aus Teams der amerikanischen Universitätsmeisterschaft NCAA, haben sich als Attraktion entpuppt. Sie spielen nicht nur tolles, schnelles Eishockey, sondern auch die Affiche passt: Studenten gegen Profis. Das ist fast so aufregend, wie wenn einer im Zirkus den Kopf in den Rachen eines Löwen steckt.
Selbst sehen sie sich nicht in der Rolle des Opfers, das merkt man schnell. Das würde auch nicht dem Wesen eines amerikanischen Sportlers entsprechen. Erst erschrecken sie das Team Canada (2:3), dann verblüffen sie gegen den NL-Leader aus Davos (5:3).
Davon, dass die Mannschaft erst kürzlich zusammengekommen ist und die Spieler noch einen Jetlag in den Knochen haben, ist nichts zu spüren. Und weil der HCD am Sonntagabend Kanada bezwingt (4:1), schliessen die US-College-Auswahl die Gruppe auf Rang 1 ab und haben so einen spielfreien Tag. Es macht Laune, den jungen Amerikanern zuzuschauen, die in den Interviews pflichtbewusst davon schwärmen, dass es hier «awesome», fantastisch, sei.
Die College-Boys sind freilich keine Studenten, die nach langem Studien-Alltag am Abend noch kurz aufs Eis gehen. Sie trainieren wie Profis – und viele von ihnen haben eine Hockey-Karriere vor sich. 14 wurden von einem NHL-Team gedraftet. Sie sind hockey-technisch bestens ausgebildet.
Dennoch hat es etwas vom «Miracle on Ice», als die USA mit College-Athleten an den Olympischen Spielen von Lake Placid 1980 die Sowjetunion schockten und dann Gold holten. Hockey-Romantik pur. Etwas, das man so noch nicht gesehen hat. Da kann es nicht erstaunen, dass Fan-Artikel des US-Teams wie Schals und Mützen schnell ausverkauft waren.