Erfolg fördert Neid – manchmal aber auch Interesse. Ein Berufskollege aus der Slowakei fragt, wie es denn die Schweiz fertigbringe, die Spieler für die Nationalmannschaft zu begeistern, insbesondere die NHL-Vertreter. Wir würden das mit Geld regeln, wie wir Schweizer das halt so machen, sage ich.
Mumpitz: Enthusiasmus, ist eine Antwort. Enthusiasmus, aber auch Disziplin und Sozialkompetenz. Die Hockey-Slowakei sei heillos zerstritten, sagt der Kollege verzweifelt, die NHL-Spieler beschränken sich aufs Rosinenpicken, der Chef des Verbandes flucht über die NHL-Spieler, die Profis aus der russischen KHL sind mal willkommen, mal nicht und über den Gesundheitszustand des Trainers der Nationalmannschaft wird seit längerer Zeit debattiert. Der inzwischen 74-jährige Kanadier Craig Ramsey lag während der letzten WM im Krankenhaus, zuvor soll er Mühe gehabt haben, sich an die Namen der Spieler zu erinnern.
Ausredenkultur? Abgeschafft
Bis zur Heim-WM 2029 will man in der Slowakei den Produktionsengpass überwunden haben. Nur wie, fragt sich der Kollege. In der Schweiz hatte sich einst eine teilweise absurde Ausredenkultur breitgemacht: Bei einem zwickte plötzlich die Leiste, der andere musste eben mal den Hund zum Tierarzt bringen, der nächste war für die Nati gerade unpässlich. Die «NZZ» stellte vor der WM 2007 in Moskau die Frage, warum es unter der aktuellen Crew nicht mehr möglich sei, die besten Spieler des Landes für drei Wochen zu konstruktiver Zusammenarbeit zu motivieren.
Nati-Trainer kennt die Namen der Spieler
Eine der grössten Errungenschaften unseres aktuellen Nati-Trainers: Er kennt die Namen seiner Spieler? Das auch. Vor allem aber: Die Aufgebots-Disziplin und die Begeisterung für die Nati haben unter Patrick Fischer einen Höhepunkt erreicht. Möglich war das, weil er eine fortschrittliche Spielweise eingeführt und die Ausredenkultur abgeschafft hat, wer keine Lust auf die Nati hat, wird auf absehbare Zeit mit einer Sperre belegt.
Die NHL-Stars kommen auch, weil sie um Edelmetall spielen können. Sie kommen aber auch, weil sie das möchten. Deshalb lautet die kürzeste Antwort auf die Fragen des Kollegen aus der Slowakei: Kevin Fiala. Der Mann steht auf der Matte, egal ob er Vater wurde, eine Familientragödie verarbeiten muss oder gerade keinen gültigen NHL-Vertrag in der Tasche hat.