Für Tapola spricht …
Die Qualität des Trainers
Einen Trainer von der Klasse von Jussi Tapola müsste der SCB erst einmal finden. Der Finne kam mit dem Leistungsausweis von vier Meistertiteln und einem Champions-League-Triumph mit Tappara Tampere nach Bern. Beim SCB hat der 51-Jährige in den ersten beiden Jahren die Leistungskultur wieder eingeführt, die Mannschaft weiterentwickelt und vom achten über den fünften auf den dritten Platz geführt.
Das Defensivkonzept
Die Basis jedes Teams ist die Defensive. Beim SCB funktioniert die Organisation. Die letzten Gegentore hatten ihren Ursprung in zum Teil haarsträubenden individuellen Fehlern.
Die Moral des Teams
Trotz eines enttäuschenden Starts in die Saison hat das Team nie den Kopf hängenlassen. So kämpften sich die Berner auch am Sonntag in Lausanne (3:6) nach einem 1:4-Rückstand wieder auf 3:4 heran und mussten sich erst in der Endphase geschlagen geben, als Tapola während eines 5-minütigen Powerplays alles auf eine Karte setzte und seinen Goalie durch einen sechsten Feldspieler ersetzte.
Talente kommen zum Zug
Tapola mag eigenwillig sein, doch er setzt die Vorgaben des Klubs um. So liess er sein Team in seiner zweiten Saison proaktiver und zupackender spielen. Der ehemalige Lehrer setzt auch auf die jungen Spieler und bringt sie weiter. Und wenn sie folgenschwere Fehler machen, wie zuletzt Alain Graf (20) gegen Kloten oder Thierry Schild (20) und Louis Füllemann (21) in Lausanne, entzieht er ihnen das Vertrauen nicht. So erhielt Graf im Spiel nach seinem Bock über 15 Minuten Eiszeit. Gleichzeitig scheut sich der Trainer auch nicht, einen Routinier wie Ex-Captain Simon Moser draussen zu lassen.
Der SCB braucht Kontinuität
Beim SCB stehen die Stars nicht Schlange, um einen Vertrag zu unterschreiben. Ohne Kontinuität wird sich das nicht ändern. Wer will schon für ein Team spielen, bei dem man nicht weiss, wer am nächsten Tag das sportliche Sagen haben wird. Seit dem letzten Sieg in einer Playoff-Serie, dem Meistertitel 2019, waren je sieben Trainer und Sportchefs oder -direktoren engagiert.
Gegen Tapola spricht …
Die Resultate und die Tabelle
Nur gegen Servette, Ambri und Lugano hat der SCB gewonnen und belegt mit 8 Punkten aus 8 Spielen lediglich Platz 10. Der SCB mag nicht so hochkarätig besetzt sein wie die Top-Teams der Liga und Rang 3 in der letzten Quali war eine beachtliche Leistung. Aber mit dieser Mannschaft muss mehr als ein Punkt pro Spiel möglich sein.
Die mentale Blockade
Die Leistungen der Berner sind – wenn man von den Spielen gegen die SCRJ Lakers und Ajoie absieht – in Ordnung. Doch die Spieler fällen, nicht zuletzt in der Nähe des gegnerischen Tores, die falschen Entscheidungen und lassen die Ruhe vermissen. Eine Frage des Kopfs. Tapola ist es nicht gelungen, die mentale Blockade zu lösen. Schafft er das nicht innert nützlicher Frist, wird es ein anderer Trainer versuchen müssen.
Spiel 7 der Playoffs
Der blutleere Auftritt des SCB im Viertelfinal-Entscheidungsspiel gegen Fribourg (1:4) vor eigenem Anhang letzte Saison hallt immer noch nach. Keiner beim SCB hat ihn vergessen.
Geduld ist nicht Lüthis Stärke
Was passiert, wenn Lücken auf den Rängen klaffen und die Kassen in den Restaurationsbetrieben nicht mehr klingeln? Der Reflex ist bekannt. SCB-Boss Marc Lüthi hat andere Stärken als ausufernde Geduld. Auch bei den Fans hat Tapola schon an Vertrauen verloren.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 9 | 22 | 25 | |
2 | Lausanne HC | 9 | 24 | 21 | |
3 | HC Fribourg-Gottéron | 9 | 10 | 18 | |
4 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 9 | 8 | 18 | |
5 | EV Zug | 9 | 3 | 17 | |
6 | Genève-Servette HC | 9 | -6 | 17 | |
7 | ZSC Lions | 9 | 4 | 14 | |
8 | EHC Kloten | 9 | -3 | 12 | |
9 | SCL Tigers | 9 | -8 | 11 | |
10 | SC Bern | 8 | -6 | 8 | |
11 | EHC Biel | 8 | -7 | 8 | |
12 | HC Lugano | 9 | -8 | 8 | |
13 | HC Ajoie | 9 | -17 | 5 | |
14 | HC Ambri-Piotta | 9 | -16 | 4 |