Titelkampf am Boxing Day in Bern
So will Basler Boxerin «Balboa» erste Schweizer Weltmeisterin werden

Gabriela Timar bereitet sich intensiv auf ihren kommenden WM-Kampf vor. Mit sechs Trainingstagen pro Woche. Trotz Herausforderungen wie einer Grippe und Gewichtmachen bleibt sie fokussiert und betont die mangelnde Unterstützung für Frauensport in der Schweiz.
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Gabriela «Balboa» Timar hat die Chance, Schweizer Boxgeschichte zu schreiben.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gabriela Timar kämpft am 26. Dezember in Bern um WM-Titel im Boxen
  • Timar kritisiert mangelnde Aufmerksamkeit für Frauensport in der Schweiz
  • Boxerin trainiert sechs Tage pro Woche für den Kampf am Boxing Day
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Gian Andrea AchermannRedaktor Sport-Desk

Es ist der traditionelle Boxtermin in Bern zur Weihnachtszeit. Diesmal hat am 26. Dezember Gabriela «Balboa» Timar (39) die Chance, Schweizer Sportgeschichte zu schreiben. Beim traditionellen Boxing Day im Berner Kursaal kämpft sie um den Weltmeistertitel der World Boxing Organization (WBO) – ein Meilenstein, der vor ihr noch keiner Schweizerin gelungen ist.

Die Basler Profiboxerin tritt gegen die noch ungeschlagene Japanerin Marina Loreto (31) an. Loreto bringt beeindruckende Referenzen mit in den Ring: Sie ist amtierende japanische Meisterin sowie WBO-Asia-Pacific-Titelträgerin. Im Gespräch mit Blick geben Timar und ihr Coach Angelo Gallina Einblicke in ihre Ziele und die intensive Vorbereitung des Schweizer Teams.

«Es bleibt wenig Zeit für Gefühle»

Das Pensum der Vorbereitung verlangt der Boxerin körperlich alles ab. Bei sechs Trainingstagen pro Woche bleibt ihr lediglich ein freier Tag, den sie sichtlich geniesst. Den bevorstehenden WM-Kampf sieht sie als konsequente Fortsetzung ihrer bisherigen Titelkämpfe. Dabei betont sie die Rolle ihres Mentors: «Mein Trainer sorgt dafür, dass ich mich nicht langweile und keine leichten Trainings absolviere.»

Mental scheint Timar die Tragweite des Kampfs kurz vor dem grossen Tag kaum zu belasten. Da der Fokus voll auf dem harten Training liegt, bleibe ihr nur «wenig Zeit für Gefühle» «und um an den Druck zu denken». Für Coach Gallina steht das Zwischenmenschliche im Vordergrund: Wichtig sei, «dass ich auf ihrer Seite stehe und wir diesen Weg gemeinsam gehen».

Um die physischen Strapazen durchzustehen, setzt Timar auf zwei Physiotherapie-Sitzungen pro Woche und ausreichend Schlaf. Dennoch verlief der Weg zum Kampf nicht ohne Hindernisse. Trainer Gallina erklärt: «Gabi hatte keine einfache Vorbereitung. Eine hartnäckige Grippe hat den Trainingsplan umgekrempelt, und das gleichzeitige Gewichtmachen ist eine neue Herausforderung.»

Optimistisch stimmt das Team jedoch die Erfahrung aus der Vergangenheit: Durch Sparrings gegen Weltmeisterinnen wie Sarah Bormann (35, De) oder Tina Rupprecht (33, De) wissen sie genau, «wie auf der obersten Etage geboxt wird».

Der Stellenwert des Frauenboxens in der Schweiz

Dass Timar ein solches Mammutprogramm absolviert und um einen renommierten WM-Titel kämpft, während sie gleichzeitig ihrem regulären Beruf nachgeht, wirft ein Schlaglicht auf die Situation des Frauenboxens in der Schweiz. Timar findet hierzu klare Worte: «Der Frauensport in der Schweiz leidet an Aufmerksamkeit und Unterstützung. Das ist trotz den Bemühungen der Gleichberechtigung ein Missstand.»

Auch Gallina spürt den geringen Stellenwert des Boxsports. Selbst nach dem Gewinn eines Europameistertitels mit einem Schwergewichtsprofi änderte sich an seinem Alltag kaum etwas. Für ihn bleibt seine gesamte Laufbahn daher «eine Herzensangelegenheit.» Besonders enttäuschend war die Resonanz auf Timars letzten Kampf im September, dessen Ergebnis nicht einmal in der Regionalpresse erwähnt wurde. Für Gallina grenzt dies an «Diskriminierung des Frauensports».

Die Boxerin aus Kleinbasel lässt sich davon jedoch nicht beirren. Ihr Fokus gilt allein dem Boxing Day in Bern: «Der 26.12. kommt von alleine. Ich werde bereit sein und alles geben.» Und dann die erste Schweizer Weltmeisterin? 

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