WM-Kampf gegen den russischen Riesen
Als Evander Holyfield Zürich in Aufruhr versetzte

Am 20. Dezember 2008 zeigte eine Box-Legende in Zürich ihr grosses Können. Evander Holyfield forderte Weltmeister Nikolai Valuev heraus. Das Kampfurteil kam im Hallenstadion gar nicht gut an.
Publiziert: 12:26 Uhr
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Holyfield bearbeitet den massigen Körper von Valuev.
Foto: Valeriano Di Domenico

Der Schöne und das Biest

Die Voraussetzungen für den Kampf am 20. Dezember 2008 waren sehr verschieden. In der einen Ecke stand der russische Riese, das «Beast from the East», der Weltmeister, Nikolai Valuev (35), 2,13 m gross, 143,3 kg schwer. In der anderen US-Boxlegende Evander Holyfield (46), 1,89 m gross, 96,4 kg schwer. Der Box-Opa zeigte sich austrainiert fast wie zu besten Zeiten und kämpfte wie ein Löwe, angefeuert von 12'500 begeisterten Fans im Zürcher Hallenstadion. Doch der Riese fiel nicht, siegte am Ende sehr umstritten nach Punkten.

Das Publikum war damit gar nicht einverstanden. Es gab lautstarke Pfiffe und viel Aufruhr. Das Urteil hatte jedoch Bestand. Das Holyfield-Team legte danach beim Verband WBA Protest ein, vergebens. Valuevs Team, der deutsche Boxstall Sauerland, versprach dem US-Amerikaner einen Rückkampf, doch der fand nie statt. Im Jahr darauf wurde der russische Riese vom Briten David Haye entthront und verschwand von der Bildfläche. Holyfield machte noch drei Kämpfe, gewann den völlig unbedeutenden WM-Titel der WBF und trat 7. Mai 2011 nach einem Sieg gegen Brian Nielsen 49-jährig zurück.

Schwergewichtskämpfe in der Schweiz

Ali gibt im Hallenstadion Jürgen Blin auf die Mütze.
Foto: Reto Hügin

1. Muhammad Ali (damals 29) gegen Jürgen Blin (28)
Am 26. Dezember 1971 kämpfte der Grösste vor 20'000 Fans im Zürcher Hallenstadion. Ali musste nach der Niederlage gegen Joe Frazier wieder WM-tauglich gemacht werden. Er besiegte den Deutschen durch K. o. in der siebten Runde.

Vor dem Blin-Fight: Ali joggt mit seinen Töchtern rund um Zürich.
Foto: Getty Images

2. Evander Holyfield (46) gegen Nikolai Valuev (35)
Am Ende gabs laute Pfiffe über das Urteil. Der Russe gewann am 20. Dezember 2008 im Zürcher Hallenstadion in zwölf Runden gegen die US-Legende nach Punkten und blieb WBA-Weltmeister. Zwei Kampfrichter sahen Valuev als Sieger, einer wertete den Kampf Remis.

3. Vitali Klitschko (38) gegen Kevin Johnson (30)
Am 12. Dezember 2009 besiegte «Dr. Eisenfaust», der heute Bürgermeister von Kiew ist, in der Berner Postfinance-Arena vor 18'000 Fans den ungeschlagenen Amerikaner nach zwölf Runden nach Punkten und verteidigte den WBC-Titel.

Die Klitschko-Brüder (hier Wladimir) dominierten Jahre lang das Schwergewichtsboxen.
Foto: TOTO MARTI

4. Wladimir Klitschko (36) gegen Tony Thompson (40)
Am 7. Juli 2012 verteidigte der jüngere Bruder von Vitali seine WM-Gürtel (WBO, IBF, IBO) gegen den amerikanischen Herausforderer durch technischen K. o. in der sechsten Runde. 21'500 Zuschauer strömten ins Wankdorf nach Bern.

5. Nikolai Valuev (34) gegen Jameel McCline (37)
9000 Fans kamen am 20. Januar 2007 in die Basler St. Jakobshalle. Der allererste WM-Kampf im Schwergewicht in der Schweiz fand ein schnelles Ende. Herausforderer McCline erlitt in der dritten Runde eine Knieverletzung. Der Russe behielt so seinen WBA-Titel.

5 Mal Weltmeister
Evander Holyfield stieg in seiner Karriere insgesamt fünfmal auf den Boxthron – zuerst im Cruisergewicht (1986), dann im Schwergewicht: 1990 mit einem Sieg gegen Buster Douglas (Champion der Verbände WBA, WBC, IBF), 1993 gegen Riddick Bowe (WBA, IBF), 1996 sensationell gegen Mike Tyson (WBA) und 2000 gegen John Ruiz (WBA).

Evander Holyfield vor dem Kampf 2008 in Zürich.
Foto: ROMINA AMATO
Das Ohr sieht wieder gut aus: Evander Holyfield im August 2025.
Foto: keystone-sda.ch

63. Geburtstag

Ebenso wie für die Boxqualitäten ist Evander Holyfield für sein malträtiertes rechtes Ohr berühmt. Mike Tyson hat ihm 1997 während des Kampfs ein Stück abgebissen und es auf den Ringboden gespuckt. Mit Vorsatz: Iron-Mike verzichtete in der dritten Runde bewusst auf den Mundschutz, um besser zubeissen zu können. Längst ist das Ohr gut verheilt. Holyfield feiert heute Sonntag seinen 63. Geburtstag. Wir wünschen der Legende alles Gute.

So sah Holyfields Ohr unmittelbar nach Tysons Biss aus.
Foto: AP


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