Darum gehts
- Schweizer Basketballer Konan Niederhäuser beim NBA-Draft in New York
- Niederhäuser hat dank seiner Mutter ivorische Wurzeln s
- 25 von 30 NBA-Teams wollten mehr über den 2,15-Meter-Hünen erfahren
Auf den Bildschirmen am Times Square ist Erling Haaland der Star der Stunde. Kein Wunder – die Klub-Weltmeisterschaft im Fussball ist ein Event, das Massen begeistert. Doch in New York gehört die grosse Bühne einem anderen Sport: Basketball.
Die Schlagzeilen des Tages? Der nach Houston transferierte Kevin Durant oder Oklahomas NBA-Titel nach der schlimmen Verletzung von Pacers-Star Tyrese Haliburton. Doch in der Foot-Locker-Filiale in Manhattan liegt der Fokus auf etwas anderem: Cooper Flagg (18). Eine Schuhmarke hat den Mittwoch sogar kurzerhand zum «Flagg Day» erklärt.
Der Grund: Am Mittwoch und Donnerstag findet der NBA-Draft statt – jener Moment, in dem sich die 30 NBA-Teams die grössten Nachwuchstalente sichern. Schon jetzt ist klar: Flagg wird als Nummer eins gewählt. Der 2,05 Meter grosse US-Amerikaner der renommierten Duke University ist der unbestrittene Star des zweitägigen Events in Brooklyn.
Weniger gross ist der Fokus derweil (noch) auf einem anderen Namen: Yanic Konan Niederhäuser (22). Und doch: Auch der 2,15-Meter-Hüne ist beim diesjährigen Draft mit dabei.
Vorstellungsgespräche in 15 Städten
In der Hotellobby nimmt er sich Zeit, um mit Blick über das zu sprechen, was er gerade erlebt. Ganz konkret? Ein ganzer Monat intensiver Vorbereitung liegt hinter ihm – mit Besuchen in rund 15 Städten, um sich dort selbst und sein Können zu präsentieren. «Es ist ein bisschen wie bei Bewerbungsgesprächen», erzählt er. «Die NBA-Teams sind mögliche Arbeitgeber, und ich muss ihnen zeigen, wer ich bin. Vor dem ersten Treffen war ich ziemlich nervös. Jetzt? Jetzt gehts – ich habe mich daran gewöhnt.»
25 der 30 Teams wollten mehr über den Fribourger erfahren. Wenige Minuten nach unserem Gespräch steht bereits das nächste virtuelle Meeting an. Was er den Teams erzählt hat? «Ich habe einfach über mich gesprochen und meinen Weg geschildert.» Ein Weg, der ihn früh aus der 440-Seelen-Gemeinde Fräschels im Kanton Freiburg in die Welt hinausführte. Denn früh war ihm klar: Der Weg in die NBA führt nur über den Abschied von zu Hause.
«Ich bin nicht gestresst»
Im Erdgeschoss seines schlichten, aber gemütlichen Hotels mitten im Big Apple spricht er Französisch – die Sprache, die ihm seine Mutter mitgegeben hat, eine gebürtige Ivorerin. «Ich war oft in der Elfenbeinküste», erzählt er. «Aber ich bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Ich repräsentiere also die Schweiz.»
Ganz ähnlich wie Clint Capela (31), der trotz angolanisch-kongolesischer Eltern für die Schweiz spielt, oder Thabo Sefolosha (41) mit südafrikanischen Wurzeln. Ganz anders dagegen Kyshawn George (21), der sich für die Nationalmannschaft seines kanadischen Vaters entschieden hat. «Ich hab ihm gesagt, wir wären zusammen ein starkes Duo gewesen», lacht Konan. «Aber ich respektiere seine Entscheidung. Für mich wars nie eine Frage – ich hab mich nie wirklich mit der Alternative beschäftigt.»
Auch wenn sein Französisch sehr gut ist, ist es doch das Deutsche, das in seinem Alltag dominiert. «In Kerzers spricht man nun mal Deutsch», sagt er. In dieser Sprache träumt er auch – und in seinen Träumen dreht sich derzeit alles um diese Woche, die seine Karriere entscheidend verändern könnte. Selbst in der Stadt, die niemals schläft, findet er zur Ruhe. «Ich bin nicht gestresst, aber ich kann es kaum erwarten», sagt er. «In meinem Kopf ist das alles noch nicht real. Ich denke schon so lange an diesen Moment … vielleicht wird es erst am Draft-Tag wirklich greifbar. Wir werden sehen.»
«Auf dem Spielfeld bin ich Konan»
Auch wenn sich das Ganze für ihn noch surreal anfühlt, weiss er: Am Mittwoch oder Donnerstag herrscht Gewissheit. Am ersten Tag werden die Top 30 ausgewählt, am zweiten die nächsten 30. «Mein Ziel ist es, in der ersten Runde gezogen zu werden», betont er. «Aber am wichtigsten ist für mich, dass ich in ein Team komme, das wirklich mit mir plant – wo Platz für mich ist.»
Welches Logo vorne auf dem Trikot sein wird, ist ihm (noch) egal. Viel spannender ist die Frage, welcher Name hinten draufstehen soll. Niederhäuser? Konan, wie an der Uni? Konan Niederhäuser? «Der Vorname Konan bedeutet mir sehr viel – er stammt von meinem Vater», erklärt er.
«Auf dem Feld bin ich Konan, der Krieger», lacht er. «Mit genau dieser Haltung gehe ich in jedes Spiel. Seit meinem Wechsel nach Deutschland bitte ich immer darum, dass man Konan auf mein Trikot schreibt. Ich fände es sehr cool, das in der NBA fortsetzen zu können.»
15 Freunde und Familienangehörige sind auf dem Weg
Doch bevor es so weit ist, heisst es noch: Geduld. Aktuell ist er allein in seinem Hotel in Manhattan. Doch eine Delegation ist bereits auf dem Weg – oder besser gesagt: in der Luft. «In etwa 20 Minuten sollte ihr Flugzeug landen», freut er sich. «Mein bester Freund aus der Schweiz ist dabei, ein Kumpel aus meinem ersten Uni-Jahr und natürlich viele Familienmitglieder.»
Rund 15 Personen werden ihn bei diesem entscheidenden Schritt begleiten. Und wer weiss – vielleicht sieht man Konan Niederhäuser ja schon bald auf einem NBA-Plakat neben Cooper Flagg und anderen Superstars der besten Basketballliga der Welt.