Religions-Studentin hat jetzt bei Football-Team das Sagen
Die Chefin mit Cowboyhut und Headset mischt die NFL auf

Im Mai wurde Carlie Irsay-Gordon nach dem Tod ihres Vaters zur Besitzerin der Indianapolis Colts. Die Franchise ist nicht nur gut in die Saison gestartet, die 45-Jährige geht in den sozialen Medien auch viral.
Publiziert: 17:59 Uhr
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Kalen Jackson (l.), Carlie Irsay-Gordon (m.) und Casey Foyt haben seit Mai bei den Indianapolis Colts das Sagen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Die Indianapolis Colts überraschen mit starkem Saisonstart unter neuer Führung
  • Carlie Irsay-Gordon, die neue Haupteigentümerin, steht mit Headset an der Seitenlinie
  • Die Chefin bekommt viel Lob, aber plötzlich auch Kritik zu hören
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Julian SigristRedaktor Sport

Die Indianapolis Colts sind eines der Überraschungsteams der noch jungen NFL-Saison. Mit vier Siegen aus fünf Spielen liegen sie momentan auf einem komfortablen Playoff-Platz. Das ist durchaus verwunderlich, weil sich bei der Franchise im Sommer einiges verändert hat.

Da ist die Situation mit dem Quarterback, dem wohl wichtigsten Spieler eines Footballteams. Mit Daniel Jones (28) ist ein neuer Spielmacher zu den Colts gekommen, der bei seiner letzten Station in New York nie wirklich funktioniert hatte.

Und dann musste sich Indianapolis auch in der obersten Führungsetage neu aufstellen. Im Mai war der langjährige Besitzer Jim Irsay (†65) verstorben. Neu sind die Colts deshalb als eine von nur fünf Franchisen in der NFL in weiblicher Hand – Irsays drei Töchter Carlie Irsay-Gordon (45), Casey Foyt (42) und Kalen Jackson (38) haben das Team übernommen.

Eine Situation, die in der immer noch auf Härte und Männlichkeit getrimmten NFL ganz genau beobachtet wird – und derzeit für viel Staunen sorgt.

Ungewöhnlicher NFL-Weg

Colts-Haupteigentümerin und CEO ist die älteste der drei Töchter, Carlie Irsay-Gordon. Sie absolvierte ihren Bachelor in Religions- und Geowissenschaften und nahm in jungen Jahren an professionellen Reitturnieren teil. Nicht eben die klassische Karriere eines NFL-Bosses.

Im Jahr 2008 wurde Irsay-Gordon zur Vizepräsidentin ernannt und übernahm immer mehr Aufgaben, ehe sie im Mai dieses Jahres zur Besitzerin aufstieg.

In ihrer kurzen Zeit in dieser Funktion erlangte sie bereits viel Aufmerksamkeit – nicht nur weil Indianapolis gut in die Saison startete. Beim Startspiel in die aktuelle Saison trat sie in der Halbzeit mit imposantem Cowboyhut im Stadion auf und schwor die eigenen Fans auf die neue Spielzeit ein. Bei den Spielen selbst steht die Chefin im Gegensatz zu den meisten anderen Eigentümern in der NFL mit Headset an der Seitenlinie, ist also bei den sportlichen Entscheidungen auf dem Platz voll dabei.

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«Sie macht einen phänomenalen Job»

Für Irsay-Gordon ist das selbstverständlich, denn sie müsse sagen können, ob eine Person nur Unsinn redet oder wirklich weiss, wovon sie spricht, so ihre Erklärung. «Ich würde es jedem empfehlen, der Headcoaches und General Managern Millionen und Abermillionen Dollar zahlen muss. Es hilft, weniger teure Fehler zu machen.»

Das kommt innerhalb des Teams gut an. «Sie versteht viel von American Football. Sie ist seit dem ersten Tag sehr involviert, sehr engagiert und einfach grossartig. Sie macht einen phänomenalen Job», so Headoach Shane Steichen (40). Quarterback Jones schwärmte in der «Up & Adams Show»: «Sie ist sehr entschlossen, Woche für Woche zu lernen. Ich finde es beeindruckend, dass sie das tut. Ich glaube, viele Menschen spüren, wie hart sie arbeitet.»

Und auch in den sozialen Medien, wo Irsay-Gordon momentan viral geht, wird sie für ihr Auftreten gefeiert – zumindest grösstenteils. «Ich mag ihr Engagement», «Sie möchte ihr Unternehmen kennenlernen, das respektiere ich» oder «Die Colts gewinnen, sie macht etwas richtig», so die Kommentare auf den verschiedensten Kanälen.

Kritik gibts erst, seit sie Boss ist

Von einigen Leuten wird der 45-Jährigen derweil «Mikromanagement» vorgeworfen. «Sie muss die Leute ihre Arbeit machen lassen», schreibt ein User. Ein anderer kommentiert: «Es gibt Mikromanagement und dann gibt es noch das hier.»

Michele Donnelly, Professorin für Sportmanagement, ist sich allerdings sicher, dass die Kritik viel mehr damit zu tun hat, dass eine Frau in einer Führungsposition auf dem NFL-Feld zu sehen ist. «Sie ist in einer ausweglosen Situation. Sie wird dafür kritisiert, dass sie sich aktiv engagiert. Und sie würde auch kritisiert werden, wenn sie sich nicht engagieren würde», erklärt sie gegenüber dem Sender «CBC».

Tatsächlich stand Irsay-Gordon schon vor mehreren Jahren bei Spielen mit Headset an der Seitenlinie. Interessiert hatte das lange niemanden. Erst seit sie die Rolle als Haupteigentümerin innehat, sorgt das für Kritik.

Aber so lange die Colts weiterhin erfolgreichen Football spielen, dürfte ihr das relativ egal sein.

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