Darum gehts
- Netflix-Doku zeigt Aufstieg und Fall der Dallas Cowboys in den 90ern
- Drogenkonsum, Verhaftungen und Fehden prägten die Ära der Footballdynastie
- Jerry Jones machte Cowboys zu Organisation im Wert von 10 Milliarden Franken
Sie waren die Könige der Welt. Oder wenigstens von Dallas. Und die Spieler der Dallas Cowboys nutzen das weidlich aus. «Ich wurde zwei- oder dreimal verhaftet», sagt einer von ihnen über seine Begegnungen mit der Polizei, «das heisst, ich wurde mindestens hundertmal wieder gehen gelassen.»
Es geht heftig zu und her in der Netflix-Dokumentation «Der Gambler und seine Cowboys». Sport, Sex, Drogen. Und mittendrin eine Fehde von zwei einstigen Freunden, die gemeinsam eine Dynastie aufbauen – und sie danach wieder zerstören.
Der Fixer räumt auf, was die Spieler verbrochen haben
Was die acht Folgen über die Cowboys in den Neunzigern auszeichnet: Obwohl alle wichtigen Akteure von damals mitmachen, wird nichts unter den Teppich gekehrt. Da kommt der Fixer zu Wort, der die Spieler mit legalen und illegalen Drogen beliefert – und danach wieder aufräumt, wenn etwas aufgeflogen ist.
Da erzählt der damalige Superstar Michael Irvin (59) über das «White House», das die Spieler für ihre Eskapaden nutzten: «In diesem Zimmer wurde vielleicht Gras geraucht, in jenem Zimmer vielleicht Ecstasy oder Koks genommen, was auch immer. In jedem Zimmer war eine Gruppe von Mädchen, und man liess sich einfach von Zimmer zu Zimmer treiben.»
Irvin wird später wegen Drogenbesitzes in einem spektakulären Gerichtsfall verurteilt – und tötet danach fast einen Mitspieler in einem Streit um einen Coiffeurtermin. Gleichzeitig gewinnen die Cowboys dreimal den Super Bowl. Es ist eine hochexplosive Mischung aus Testosteron, riesigen Egos – und Männerfreundschaften, die in Hass umschlagen können.
Fast hätte Jerry Jones ein Team mit Mafiageldern gekauft
Mittendrin ist Jerry Jones (82). Der Mann, der sich als Jugendlicher in den Kopf gesetzt hat, einmal ein Football-Team zu besitzen. Ganz beiläufig erzählt er, dass nur sein Vater ihn davon abbringt, ein Team mit Mafiageldern zu kaufen.
Schliesslich kauft Jones die Cowboys mit dem Geld, das er mit Ölfeldern verdient hat. Der Kauf verändert die National Football League für immer. Jones macht aus den defizitären Cowboys eine Organisation, die heute 10 Milliarden Franken wert ist. Er greift die NFL frontal an – und verändert sie mit seinen riesigen Werbedeals für immer. Er hilft mit einem TV-Deal mit, Fox zu einem der dominanten TV-Sender in den USA werden zu lassen.
Vor allem aber holt er zu Beginn seinen Jugendfreund Jimmy Johnson (82) als Cheftrainer zu den Cowboys. Gemeinsam bauen sie ein Team auf, das die Liga dominiert. Aber nach zwei Super Bowls in Serie zerstreiten sie sich. Keiner gönnt dem anderen das Scheinwerferlicht. Es ist eine überraschend kleinliche Fehde, die über Jahrzehnte dauert – und sportlich alles in den Abgrund stürzt.
«Ich schaffe nicht mal den ersten Motherfucker»
Jones erzählt, wie er einmal als mentale Übung gegen den Krebs die Aufgabe erhält, seinen zehn ärgsten Feinden nur Gutes zu wünschen: «Als Nummer 1 schrieb ich Jimmy Johnson hin.» Nach einer Woche geht er zu seinem Arzt und sagt: «Ich schaffe nicht mal den ersten Motherfucker.»
Immerhin dieses Happy End gibt es in der Serie: Nach Jahrzehnten des Streits versöhnen sich die beiden Männern im hohen Alter. Die Cowboys dagegen sind derzeit zwar das wertvollste Sportteam der Welt – aber den Super Bowl haben sie nie mehr gewonnen, seit ihrer glorreichen Zeit in den Neunzigern.
Ganz am Ende wird Jerry Jones gefragt, welche Erkenntnis für ihn am wichtigsten sei an dieser Dokumentation. Er sagt: «Ich weiss nicht, ob wir etwas anderes herausgearbeitet haben, als dass ich ein zutiefst fehlerbehafteter Mensch bin.»