Kahlschlag geht weiter
UBS baut 10'000 Stellen ab

Die UBS plant laut internen Informationen einen massiven Stellenabbau von rund 10'000 Jobs bis 2027. Derweil scheint sich ein Kompromiss zwischen der Grossbank und dem Bund abzuzeichnen.
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Seit der Übernahme der CS im Jahr 2023 hat die UBS bereits 15'000 Stellen abgebaut. Bis Anfang 2027 sollen nochmals 10'000 Vollzeitstellen gestrichen werden.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • UBS plant weitere Stellenkürzungen im Rahmen der Credit-Suisse-Integration
  • Hohe Kosten drücken auf die Entwicklung des Aktienkurses
  • Beim Eigenkapitalregime zeichnet sich ein Kompromiss ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat SchmidWirtschaftsredaktor

Die UBS steht vor der nächsten grossen Sparrunde. Im kommenden Jahr wird die Grossbank im Rahmen der Integration der Credit Suisse erneut Tausende Stellen streichen müssen. Nach Blick-Informationen kursiert intern die Zahl von rund 10'000 Jobs, die bis 2027 wegfallen sollen – in der Schweiz wie auch international.

Konkrete Abbaupläne kommentiert die Bank offiziell nicht. Sie schreibt in einer Stellungnahme, die Bank werde den «Stellenabbau so gering wie möglich halten». Der Abbau werde sich über mehrere Jahre erstrecken und «hauptsächlich durch natürliche Fluktuation, Frühpensionierungen, interne Mobilität und die Internalisierung externer Rollen» erreicht werden. Zur Lage im Heimmarkt heisst es: «Wie bereits angekündigt, rechnen wir in der Schweiz im Zuge der Integration mit rund 3000 Entlassungen. An diesen Zahlen hat sich nichts geändert.»

Kommt es zum Abbau von 10’000 Stellen, würde der Personalbestand auf rund 95'000 Vollzeitstellen sinken. «Damit setzt sich fort, was bereits in den vergangenen Quartalen seit der Fusion im Frühling 2023 sichtbar war», sagt eine Quelle am Hauptsitz in Zürich. Der Stellenabbau lässt sich anhand der Quartalsberichte nachvollziehen, denn dort weist die UBS jeweils die Zahl der Vollzeitstellen aus.

Von 120’000 auf 95’000 Stellen

Im Sommer 2023 beschäftigte die frisch fusionierte Bank 119'100 Mitarbeitende. Per Ende September 2025 waren es 104’427 Stellen – ein Rückgang um rund 15’000 Jobs. Im Schnitt verschwanden pro Quartal rund 1250 Stellen. In den kommenden vier bis fünf Quartalen dürfte es nun zu weiteren, grösseren Wellen von bis zu 2000 Stellen kommen. Die Intensität hängt eng mit dem Fortschritt bei der Integration der übernommenen Credit Suisse zusammen.

Diese ist ins Stocken geraten. Gegenüber dem ursprünglich kommunizierten Zeitplan liegt die Bank mehrere Monate zurück. Vor zwei Wochen gab Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse (60) ein Update. Die Managerin, die für die Integration der Schweizer Einheiten verantwortlich ist, schrieb auf Linkedin, dass rund 85 Prozent der Kundinnen und Kunden erfolgreich migriert worden seien.

Allerdings fehlen noch viele komplexe und grössere Kundenbeziehungen, die bewusst erst zum Schluss transferiert werden. Während Retailkunden weitgehend automatisiert übertragen werden können, benötigen Firmenkunden und vermögende Privatkunden wesentlich mehr Aufwand, auch viel Handarbeit.

Je länger sich die Integration hinzieht, desto länger müssen die alten CS-Systeme betrieben und gewartet werden, was Hunderte Millionen Franken kostet. Der Kapitalmarkt wartet sehnlichst auf Signale, dass die UBS die Kosten nachhaltig senkt. Konzernchef Sergio Ermotti (65) hat nach seinem Antritt vor zwei Jahren von Einsparungen in der Höhe von 13 Milliarden Dollar gesprochen. Davon hat die Bank bis Ende September 10 Milliarden oder 77 Prozent erzielt, wie es im jüngsten Quartalsbericht heisst.

Notorisch hohe Kosten

Die hohen Kosten drücken auf eine der wichtigsten Kennzahlen: das Verhältnis von Kosten zu den Erträgen. Je tiefer der Wert, desto effizienter arbeitet eine Bank. Dieses sogenannte Kosten-Ertrags-Verhältnis liegt bei der UBS gruppenweit bei 77 Prozent – nachdem es lange bei über 80 Prozent verharrte. Vergleichbare Institute operieren deutlich effizienter. Morgan Stanley – mit der sich die UBS-Spitze gerne vergleicht – kommt auf 67 Prozent. Bei Société Générale liegt die Quote bei 61 Prozent, bei Santander sogar bei nur 41 Prozent. Entsprechend attraktiver sind die Banken an der Börse bewertet.

Ausgerechnet in ihrer Kerndisziplin schneidet die UBS schlecht ab: Im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft sind die Kosten seit Jahren notorisch hoch. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis liegt bei knapp 80 Prozent. Reine Privatbanken arbeiten besser – sogar Julius Bär: Die angeschlagene Bank weist eine Quote von 68 Prozent aus. Ein Grund für das schlechte Abschneiden der UBS sind die hohen Vergütungen für die Kundenberater – besonders in den USA. 

Lockerungen beim Eigenkapital

Die mangelnde Kosteneffizienz hängt der UBS wie ein Klotz am Bein und drückt auf den Aktienkurs – neben der Unsicherheit über neue Eigenkapitalvorschriften. Hier deutet sich nun eine Entspannung an. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitagnachmittag berichtete, zeigt sich das Finanzdepartement von Karin Keller-Sutter offenbar bereit, die Regeln spürbar zu lockern. 

Dabei geht es vor allem darum, welche Kapitalbestandteile als hartes Eigenkapital anrechenbar sind. Demnach soll die Bank künftig auch aktivierte Software oder latente Steueransprüche anrechnen dürfen – was zu einer Entlastung von rund 11 Milliarden Dollar führen könnte. Zwar sinkt dadurch die Qualität des Eigenkapitals – in einem Krisenfall trägt dieses Kapital rein gar nichts zur Stabilität bei. Doch scheint dies der politische Kompromiss zu sein, den man einzugehen bereit ist.

Diese Entwicklung dürfte auch Resultat des intensiven Lobbyings sein, das die UBS in den vergangenen Monaten betrieben hat. Die Wirtschaftskommissionen des Parlaments sind bereits auf UBS-Linie eingeschwenkt. Jetzt scheint also auch das EFD nachzugeben. 

Die Aussicht auf lockerere Vorschriften liess den Aktienkurs explodieren: Die UBS-Aktie gewann nach der Reuters-Meldung kurz vor 17 Uhr rund 4 Prozent. Am Börsenschluss lag sie bei 32.50 Franken – nahe dem Jahreshöchststand.

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