Bullshit!» Mit diesen Worten kommentierte UBS-Chef Sergio Ermotti (65) letzte Woche die Gerüchte um einen Wegzug der Grossbank in die USA. In der «Sonntagszeitung» mischt sich SVP-Doyen Christoph Blocher (85) in die Diskussion ein. Dort fordert der alt Bundesrat eine Spaltung der UBS in zwei Teile – eine UBS Amerika und eine UBS Schweiz.
Tags zuvor treffen die beiden an der Veranstaltung «Let’s Talk» des Efficiency Club in Zürich aufeinander. Die Begrüssung ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Angeregt unterhalten sie sich im VIP-Bereich des Kongresshauses, während Blochers Gattin Silvia an der Bar ein Glas Wasser trinkt. «Ich begleite meinen Mann gerne. Gerade wenn so viele spannende Leute anwesend sind.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Ermotti ist ohne private Begleitung unterwegs – und verpasst für den Netzwerkanlass einen Match seines FC Collina d’Oro gegen den FC Baden. Während der Tessiner als Ehrengast von Efficiency-Club-Präsident Guido Persterer eingeladen ist, spricht Blocher auf der Bühne darüber, wie die Schweiz für ihre Tüchtigkeit bestraft wird. Dabei teilt er Seitenhiebe Richtung FDP-Finanzministerin Karin Keller-Sutter aus: «Wenn der Bundesrat die wahnsinnige Anforderung an die UBS stellt, ihre Tochtergesellschaften im Ausland mit 100 Prozent Eigenkapital zu belegen, würde ich verstehen, dass sie in die USA gehen.»
«Zu wenig USA-Kompetenz»
Die USA beziehungsweise die Zollpolitik ist auch Thema beim Talk mit Ex-Diplomat und USA-Kenner Thomas Borer und Claudia Franziska Brühwiler, Professorin für amerikanische Kultur und Politik an der Universität St. Gallen. Borer plaudert aus dem Nähkästchen, wie er an einem Wochenende einen Anruf von der Regierung erhielt, der Eidgenossenschaft beim Zolldeal zu helfen. «Ich hatte eigentlich etwas mit meiner Tochter vor.» Diese habe ihn verwundert gefragt: «Aber Daddy, du bist sei 20 Jahren nicht mehr im Dienst. Haben die niemand anderen, der helfen kann?» Brühwiler nickt: «Im Gegensatz zu anderen Ländern haben wir in der Schweiz zu wenig USA-Kompetenz. Es gibt ja nicht mal einen eigenen Lehrstuhl!»
In puncto Innovation schauen vor allem die Deutschen neidisch auf die USA. «Wir sind schwer in der Krise. Das darf man in der Schweiz ehrlich sagen», sagt Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet im Gespräch mit Ex-«Arena»-Dompteur Reto Brennwald. Sein CDU-Kollege Roland Koch freut sich derweil über den Deckel der Plastikflasche auf dem Rednerpult. «Da hängen noch nicht diese EU-Dinger.» Einig sind sie beide trotz mehrmaligem Nachhaken von «Nebelspalter»-Chef Markus Somm. «Mit der jetzigen Führung der AfD können wir keine Regierung bilden.»
Höhepunkt der Veranstaltung ist ein Preis für «intellektuellen und praktischen Mut» an Sergio Ermotti. Er bekommt eine Urkunde und ein Bild des brasilianischen Neo-Pop-Künstlers Romero Britto. «Das kommt in mein Büro», freut er sich. Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept, sagt Ermotti: «Leidenschaft, Ausdauer und Mut.» In der ersten Reihe klatscht Christoph Blocher.