Auf dem Heimweg von der Schule passiert die Tragödie. Zwei Teenager-Mädchen werden vor über fünf Jahren in Amriswil TG von einem Auto angefahren und durch die Luft geschleudert. Der Täter, ein damals 28-jähriger Schweizer, flüchtet und fährt noch stundenlang durch die Ostschweiz, bis er festgenommen wird. Beide Opfer überleben den Anschlag.
Wie Recherchen von SRF-Investigativ nun zeigen, gilt die Amokfahrt von Amriswil als erstes Incel-Attentat der Schweiz. Das Wort Incel ist die Abkürzung von «involuntary celibate», auf Deutsch also «unfreiwillig enthaltsam».
Die Bewegung besteht mehrheitlich aus jungen Männern, die sich nicht imstande sehen, Sex zu haben oder eine romantische Beziehung zu führen. Ihren Frust lassen sie an Frauen aus – meist verbal im Internet, immer häufiger aber auch durch Gewalttaten in der echten Welt.
Einziges Incel-Attentat
Wie SRF aufdeckt, stuft das Bundesamt für Polizei Fedpol die Amokfahrt von Amriswil als Incel-Attentat ein. In einer Kurzanalyse der Bewegung aus dem Jahr 2022 wird es erwähnt. «Die Informationen, die uns zu diesem Fall vorlagen, haben den Schluss damals zugelassen, dass die Incel-Ideologie ein mögliches Tatmotiv sein dürfte», erklärte der Mediensprecher des Bundesamtes gegenüber SRF.
Laut dieser Kurzanalyse habe sich die Incel-Problematik in der Schweiz in den letzten Jahren verschärft. Die Gefährdungslage durch Incel-Extremismus werde vom Fedpol aber nicht systematisch beobachtet. Die Amokfahrt von Amriswil bleibe bis heute das einzige Attentat der Bewegung in der Schweiz.
Täter verurteilt
Die Tat ist nicht spurlos an den Opfern des Attentats vorbeigegangen. Eines der Mädchen ist nie wieder auf ein Velo gestiegen, das andere musste seine Leichtathletikkarriere aufgeben. Der Täter wurde im Mai 2023 zu 13,5 Jahren Haft verurteilt.