Zürcher Studie alarmiert
Luftverschmutzung macht uns fett und zu Diabetikern

Das tönt gar nicht gut: Langfristige Feinstaubbelastung kann zu Stoffwechselveränderungen und Insulinresistenz führen, wie Forscher der Universität Zürich in Experimenten mit Mäusen festgestellt haben.
Publiziert: 08:05 Uhr
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Aktualisiert: 08:09 Uhr
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Feinstaub kann zu Insulinresistenz und Stoffwechselstörungen beitragen.
Foto: imago images/Martin Bäuml Fotodesign

Darum gehts

  • Langfristige Feinstaubbelastung führt zu Stoffwechselveränderungen und Insulinresistenz bei Mäusen
  • Braunes Fettgewebe zeigt drastische Veränderungen und gestörte Genfunktionen
  • Mäuse atmeten 24 Monate lang, 5 Tage pro Woche, 6 Stunden täglich Feinstaubluft
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Wer lange Luft mit hoher Feinstaubkonzentration ausgesetzt ist, riskiert Stoffwechselveränderungen und Insulinresistenz. Zu diesem Ergebnis kam ein Team von Wissenschaftlern der Universität Zürich nach Experimenten mit Labormäusen. Und: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller Todesfälle weltweit, die auf Typ-2-Diabetes zurückgehen, möglicherweise durch Luftverschmutzung verursacht oder mitverursacht werden.

Kurz erklärt: Wenn 100 Menschen auf der Welt an den Folgen von Typ-2-Diabetes sterben, könnten rund 20 von ihnen nicht (nur) wegen schlechter Ernährung oder Bewegungsmangel gestorben sein, sondern weil sie über längere Zeit schlechte Luft eingeatmet haben.

Feinstaub ist schädlich für Lunge und Herz, wie die Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung bekannt gab. Die Forscher wollten herausfinden, wie sich eine langfristige Belastung durch verschmutzte Luft auch auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels und die Funktion des Stoffwechsels auswirkt.

Mäuse-Studie schockiert

Um ihre Arbeit durchzuführen, verwendeten sie Labormäuse. 24 Monate lang, fünf Tage pro Woche und sechs Stunden pro Tag atmeten die Nagetiere Luft ein, die mit Feinstaubpartikeln angereichert war. Diese Belastung entspricht in etwa der Exposition eines Menschen in einer städtischen Umgebung.

Besondere Aufmerksamkeit wurde dem braunen Fettgewebe gewidmet. Dieses hat die Aufgabe, Kalorien zu verbrennen und Wärme zu produzieren. Es zeigte sich, dass die Mäuse nach fünf Monaten feinstaubbelasteter Luft Stoffwechselstörungen und eine geringere Insulinempfindlichkeit aufwiesen.

Enzyme stören Zellfunktionen

Die Funktion des braunen Fettgewebes hat sich bei diesen Mäusen drastisch verändert. Die Störungen betrafen insbesondere die Aktivitäten wichtiger Gene, wie Professor Francesco Paneni von der UZH und dem Universitätsspital Zürich in der Mitteilung feststellt.

Diese Veränderungen führten zu einer Ansammlung von Fett, zu Anzeichen von Gewebeschäden und einer erhöhten Morbidität des Bindegewebes. Ursache für diese Funktionsstörungen sind zwei Enzyme, die die Funktion der Zellen gestört haben.

Die Studie zeigt also, dass die Exposition gegenüber sehr feinen Luftschadstoffen mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (2,5 Millionstel Meter) Insulinresistenz verursacht und zu Stoffwechselerkrankungen führt. Prävention und mögliche Behandlungen könnten sich auf die Ergebnisse dieser Arbeit stützen.

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