Entstand der Mensch früher als gedacht?
Eine Million Jahre alter Schädel stellt Geschichte auf den Kopf

Forscher haben einen in China entdeckten Schädel digital rekonstruiert und kommen zu überraschenden Erkenntnissen. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich der Homo sapiens möglicherweise 400'000 Jahre früher als gedacht in Ostasien und nicht in Afrika entwickelt hat.
Publiziert: 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 14:16 Uhr
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In China wurde vor 35 Jahren ein eine Million alter Schädel entdeckt.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Digitale Rekonstruktion eines Schädels könnte menschliche Evolution neu definieren
  • Homo sapiens könnte sich früher und in Ostasien entwickelt haben
  • Schädel ist eine Million Jahre alt und in China entdeckt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Eine digitale Rekonstruktion eines eine Million Jahre alten Schädels könnte das bisherige Wissen über die menschliche Evolution auf den Kopf stellen. Der Untersuchung zufolge könnte es bereits viel früher verschiedene Hominiden, darunter Neandertaler und Homo sapiens, gegeben haben.

Die Rekonstruktion des 1990 in China entdeckten zertrümmerten Schädels deutet laut einer in der Zeitschrift «Science» veröffentlichten Studie darauf hin, dass sich der Homo sapiens möglicherweise 400'000 Jahre früher als bisher angenommen von anderen menschlichen Vorfahren abgespalten hat – und zwar in Ostasien und nicht in Afrika.

Die Ergebnisse lassen darauf schliessen, «dass sich unsere Vorfahren bereits vor einer Million Jahren in verschiedene Gruppen aufgeteilt haben, was auf eine viel frühere und komplexere Aufspaltung der menschlichen Evolution hindeutet als bisher angenommen», erklärte Chris Stringer, Anthropologe am Naturhistorischen Museum in London, der Teil des Forschungsteams war.

Von wo aus hat sich der Mensch verbreitet?

Die Ergebnisse erschütterten zudem die These, dass sich der Homo sapiens in Afrika entwickelt und sich der moderne Mensch von dort aus verbreitet hat, sagte der Direktor des Australischen Forschungszentrum für Menschliche Evolution der Griffith University, Michael Petraglia, der Nachrichtenagentur AFP. In der Forschung könnte sich nun eine «grosse Veränderung vollziehen, da Ostasien nun eine sehr wichtige Rolle in der Evolution der Hominiden spielt».

Der Schädel war zuvor einem Homo erectus zugeordnet worden. Die Rekonstruktion weist jedoch Merkmale des Homo longi und des Homo sapiens auf – menschlichen Vorfahren, von denen bisher angenommen wurde, dass sie erst später in der menschlichen Evolution auftauchten. Die Ergebnisse könnten somit auch Licht in die noch nicht genauer erforschte Phase der menschlichen Evolution im mittleren Pleistozän – etwa 774'000 bis 129'000 Jahre vor der heutigen Zeit – bringen.

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