«Fühlen uns im Stich gelassen»
Weil Theater am Zürcher Hechtplatz saniert wird – Kult-Souvenirgeschäft bangt um Existenz

Noch bis Ende Jahr steht der kleine Souvenirladen Bellevue Alp an bester Lage am Zürcher Limmatquai. Dann wird das Gebäude aufwendig saniert – und das Geschäft muss geräumt werden. Die Zukunft des Familienbetriebs: ungewiss. Für das Inhaberpaar geht es um alles.
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Zwei Gehminuten vom Zürcher Bellevue entfernt, ...
Foto: zVg

Darum gehts

  • Zürcher Souvenirladen muss Grossbaustelle weichen, Inhaber bangt um Existenz
  • Theatersanierung am Hechtplatz zwingt Bellevue Alp zur Schliessung
  • Verkaufsfläche soll im sanierten Bau von 52 auf 22 Quadratmeter reduziert werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Wer schon einmal vom Zürcher Bellevue in Richtung Altstadt zum Hechtplatz spaziert ist, dürfte das Souvenir-Lädeli Bellevue Alp kennen. Die Drehständer mit bunten Postkarten der schönsten Flecken unseres Landes, die knallroten T-Shirts mit Schweizerkreuz-Motiv und die Kuhglocken vor dem Geschäft sind kaum zu übersehen.

Doch bald muss das liebevoll geschmückte Geschäft einer Grossbaustelle weichen. Das Inhaberpaar Bernhard (61) und Gaby Kron (59) bangt deswegen um seine Existenz. «Wir fühlen uns von der Stadt im Stich gelassen», sagt Bernhard Kron gegenüber Blick.

Geplante Theatersanierung sorgt für Zukunftsängste

Per Ende Jahr müssen die Krons ihr Geschäft geräumt haben. Der Grund: Die Stadt Zürich, Besitzerin der 1835 erbauten Liegenschaft, will den Gebäudekomplex aufwendig sanieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem historischen Theater am Hechtplatz. Der Theatersaal wird erneuert, die Gebäudetechnik auf den neuesten Stand gebracht, eine Wärmepumpe installiert.

Für das Ehepaar Kron bedeutet die Sanierung das vorläufige Aus ihrer Bellevue Alp – zumindest für den Standort im Herzen der Limmatstadt. Am 31. Dezember gehen dort die Läden runter – für mindestens ein Jahr. So lange werden die Arbeiten voraussichtlich dauern. Als Zwischenlösung sind sie mit ihrem Betrieb – der neben Souvenirs auch einen Reparaturservice für Uhren und Elektronik anbietet – in Rafz ZH untergekommen.

«Finanziell wird es jetzt eng»

«Damit versuchen wir, die derzeitige Notsituation so gut es geht zu überbrücken und hier draussen irgendwie zu überleben», sagt Bernhard Kron zu Blick. Denn die Zwischenlösung ist alles andere als ideal: In Rafz sucht man – anders als an bester Lage im Stadtzentrum – vergebens nach kaufkräftigen Touristen. Deshalb mussten sie ihr Angebot massiv einschränken: Nur den Uhrenservice führt Kron derzeit allein weiter. Souvenirs gibt es keine mehr zu kaufen. «Das ist ein grosser Einschnitt für uns. Finanziell wird es jetzt eng», so Kron. Die Souvenirartikel hätten jeweils 70 bis 80 Prozent ihres Umsatzes ausgemacht.

Für den Zürcher ist deshalb klar: «Wir wollen wieder ans Limmatquai zurück.» Möglich ist das, für die frisch sanierte Liegenschaft haben er und seine Frau ein Vorzugsrecht erhalten. Doch der Weg ist mit Hürden gespickt. Die Stadt Zürich will die neuen Sanierungspläne nicht herausrücken. In einem Antwortschreiben, das Blick vorliegt, heisst es, man könne keine verbindlichen Details kommunizieren, da die definitiven Pläne zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorlägen.

Inhaber monieren fehlende Kommunikation seitens Stadt

Aber Kron will Planungssicherheit. Und wissen, wie er sich nach Abschluss der Bauarbeiten aufstellen muss. Müde von den vielen bürokratischen Hürden nimmt er die Angelegenheit also selbst in die Hand. Und wird bei einem öffentlich zugänglichen Beschluss des Stadtrats fündig. Dort wird ein Grundrissplan mit einer neuen Raumaufteilung vorgestellt. Mit dem Ergebnis: Das neue Theater soll mehr Platz einnehmen, die Ladenfläche kleiner werden. Konkret: Standen den Krons bisher 52 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung, wären es neu 22 – bei gut zwei Metern Ladenbreite. «Kunden kämen so nicht einmal aneinander vorbei. Auch Produktauslagen hätten keinen Platz mehr», sagt Kron frustriert. Und schiebt nach: «Auf diesem Raum hätte nicht einmal eine Imbissbude Platz!»

«Dass das zuständige Amt nach wie vor keine Pläne und Daten herausrückt, macht unsere Zukunftsplanung enorm schwer», sagt der gebürtige Zürcher. Doch noch will er nicht aufgeben: «Wir hoffen, dass die Stadt einsichtig ist und merkt, dass im neuen Gebäudekomplex nicht genügend Platz für einen Laden sein wird.» Kron hält an der Hoffnung fest, zu gegebener Zeit wieder ans Limmatquai zurückkehren zu können.

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