Hier werden bereits Bäume gefällt
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Hütten müssen Villen weichen:Hier werden bereits Bäume gefällt

Investor will Künstler rausschmeissen – und lässt schon den Bagger auffahren
Kleinkrieg um 69-Millionen Halbinsel in Freienbach SZ eskaliert

Der Millionär Edgar Weber hat sich die Halbinsel in Freienbach SZ für 69 Millionen Franken gekauft. Er will jetzt so schnell wie möglich bauen. Die Pächter in den Ferienhüttchen auf dem Grundstück sollen subito raus. Doch die wehren sich.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Aktualisiert: vor 8 Minuten
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Auf der Halbinsel «Im Schilf» in Freienbach SZ will Millionär Edgar Weber ein Zuhause für seine Familie bauen.
Foto: PD

Darum gehts

  • Millionär Edgar Weber kauft Halbinsel und vertreibt Pächter aus ihren Bungalows
  • Bagger beschädigen Hütten und roden Bäume, Bewohner wehren sich mit Anwalt
  • Weber zahlte 69 Millionen Franken für das 9786 Quadratmeter grosse Grundstück
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Auf dem 70-Millionen-Grundstück der Halbinsel «Im Schilf» in Freienbach SZ ist die Situation eskaliert. Seit vielen Jahren stehen hier zehn Bungalows. Einige werden als Freizeit-Häuschen genützt, in anderen wohnen die Pächter mehr oder weniger permanent. Künstler toben sich hier aus, auch ein Zirkus-Spross geniesst hier einen exklusiven Seezugang. Nur: Damit soll jetzt Schluss sein. Denn der neue Besitzer will die alten Pächter raushaben. Und stellt sie vor vollendete Tatsachen: Bagger fuhren auf, Bäume wurden gerodet und die Hütten dabei beschädigt. Auch Leitungen wurden zerstört.

Die empörten Pächter haben sich an Blick gewandt: «Der kann doch nicht unsere Hütten zerstören, solange wir noch hier sind!» Bei der Begehung des Grundstücks sagt einer: «Mir kommen die Tränen, wenn ich das sehe.»

Wer die Bewohner aus ihren Häuschen haben will: der bekannte Unternehmer und Millionär Edgar Weber (58). Sein Ziel: Seine Familie soll hier ein neues Zuhause finden.

Neues Zuhause soll her

In den vergangenen Monaten veränderte sich in dem kleinen Paradies alles rasend schnell. Der ehemalige Besitzer stürzte im Februar mit seinem Kleinflugzeug ab und starb. 1998 hatte er die Halbinsel mit 9786 Quadratmetern, davon einiges Bauland, für 20 Millionen Franken dem Financier Martin Ebner (80) abgekauft.

Die Tochter des tödlich verunglückten Unternehmers erbte neben dem riesigen Vermögen auch die kleine Halbinsel. Und verkaufte sie für gute 69 Millionen Franken an den Unternehmer Edgar Weber. Der wiederum hat gute Gründe, hier so schnell wie möglich für seine Familie ein Refugium aufzubauen.

Unrechtmässige Ausbauten?

Denn da, wo Weber jetzt wohnt, könnte schon bald fertig sein mit schön Wohnen am See. Bei seiner jetzigen Villa in Altendorf SZ, ebenfalls mit Seeanstoss, sind zwei Verfahren am Laufen. Wie die Gemeinde Blick bestätigte, sind Einsprachen gegen die Umgebungsgestaltung und gegen das Gebäude hängig. Weil das Haus ausserhalb der Bauzone liegt, ist der Kanton zuständig. Die Gemeinde erwartet im Januar den Entscheid. Weber will auch hier Gebäude abbrechen und einen Neubau erstellen.

Blick sprach im April 2024 mit den Einsprechern. Sie monieren, dass Weber Ausbauten unrechtmässig erstellt hat. Seit Mitte der 2000er-Jahre habe Weber seine Liegenschaft immer weiter ausgebaut. Ein Weg hier, eine Terrasse da, ein riesiger Parkplatz mit Container-Garagen dort.

«Im Schilf» in Freienbach aber hat Weber jetzt mehr Glück. Er hat für zwei Villen und zwei Zweifamilienhäuser bereits die Baubewilligung. Eine der Villen steht bereits seit über einem Jahr im Rohbau. Möglich ist das durch den in Freienbach ansässigen Architekten Marcel Sager. Dieser berichtet Blick, wie es zu dem schnellen Ja der Behörden gekommen ist.

Viele Interessenten

«Ich war bereits mit dem Vorbesitzer Geschäftspartner. Ich bin seit 20 Jahren beauftragt, das Grundstück zu verkaufen», verrät Sager Blick. Der Vorbesitzer sei einfach nicht so wild darauf gewesen, die Projekte auch wirklich zu verkaufen. «Es waren viele Promis interessiert. Grossbankdirektoren, CEOs, Musikstars», sagt er. Der Vorbesitzer sei aber ein harter Handelspartner gewesen. Plötzlich während den Verhandlungen habe er den Quadratmeterpreis erhöht. Die Interessenten seien alle wieder abgesprungen.

Blick kann kurz mit dem neuen Eigentümer Edgar Weber sprechen. Der Unternehmer möchte kein Interview geben, er verweist auf seinen Architekten. Nur so viel: Hauptsächlich werde auf der Halbinsel seine Familie einziehen. Die zehn Ferienhäuschen direkt am See werden abgebrochen und unter den Vorgaben der Erhaltungsklausel wieder aufgebaut. Also: Gleiche Nutzfläche, keine Isolation, kleiner Steg in den See. Wer die dann nutzen darf, ist noch unklar. Ziemlich sicher aber nicht die jetzigen Pächter.

Das aber stösst den Mietern, die zur Vorzugspacht oder sogar gratis hier waren, sauer auf. Sie mussten offiziell bereits per Ende Oktober aus den Hütten raus. Weil die Pachtverträge jährlich erneuert werden, ging das problemlos. Trotzdem finden die Pächter: Das Ganze geht ihnen zu schnell. Die Rede ist von 10 Tagen Vorlaufzeit. Peng, klebte die Kündigung am Briefkasten. Und dann kamen auch schon die Bagger. Es werde einfach Tabula rasa gemacht.

Das Kündigungsschreiben zeigt auch, was in den nächsten Monaten geplant ist: So soll die Laguna Ost bis im Sommer 2026 fertiggestellt werden. Mit der Laguna West soll im Sommer gestartet werden. Ab dem Frühling stehen auch keine Parkplätze mehr zur Verfügung. Ab dem Winter 2026 sollen dann die Eigentümer – also Weber – einziehen.

Manche der gekündigten Bewohner sind trotz abgelaufener Frist noch immer hier. Die wollen sich nun gegen das Mega-Projekt wehren und haben sich bereits einen Anwalt genommen.

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