Darum gehts
- Seilbahn auf Rigi-Nebengipfel muss saniert werden
- Dafür fehlen noch 500'000 Franken
- Ohne eine Sanierung muss die Bahn schliessen, die Anwohner müssten wegziehen
Ohne sie kommen viele Menschen gar nicht nach Hause – doch ihre Zukunft hängt am seidenen Faden: Die Luftseilbahn von Gersau Obergschwend nach Rigi Burggeist (1551 m. ü. M.) ist eine wichtige Verbindung. Die Seilbahn ermöglicht den Anwohnern aus dem Weiler etwa das Einkaufen und Arbeiten – nur so kommen sie überhaupt ins Dorf und zurück.
Doch 65 Jahre tägliche Benutzung haben ihre Spuren hinterlassen. «Die Kabinen sind teilweise rostig und abgenutzt», sagt Thomas Camenzind (54) aus Gersau SZ. Er ist Verwaltungsratspräsident der Rigi Burggeist AG. Die Firma betreibt die Seilbahn in den Weiler.
Wer genau hinschaut, erkennt: Die Kabinen entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand. Die Stützen sind verformt, die Elektronik hoffnungslos veraltet. Die Konzession läuft nur noch bis Dezember 2026. Um die Bahn über dieses Datum hinaus weiterhin betreiben zu können, braucht es eine Modernisierung.
Ältere Menschen müssten wegziehen
Die lokale Bevölkerung macht sich Sorgen um ihre Zukunft im Weiler: «Wenn wir nicht mehr hochfahren können, wäre das eine Katastrophe!», sagt Steffi Camenzind (52). Sie besitzt oben am Berg ein Haus. Ohne Bahn müsste sie mit ihren Kindern einen steilen Wanderweg hochgehen.
Im Weiler Burggeist hat auch Hanspeter Graf (71) ein Domizil. Früher war er nur am Wochenende dort, inzwischen immer öfter. Denn dort könne man «einfach sein», sagt er. Eine Bahn für ihn: extrem wichtig. Denn wie will er sonst nach oben kommen?
Wie den beiden geht es vielen. Denn: Während einige im Burggeist lediglich ihren Zweitwohnsitz haben, wohnen andere ganzjährig dort oben. Meist ältere Menschen. Ohne Burggeist-Bahn könnten sie ihre Häuser nicht mehr erreichen und müssten wohl wegziehen.
Deshalb soll sie saniert werden. Das Problem: Während letztes Jahr fast eine Million Menschen die Königin der Berge besuchten, sind es hier auf dem Rigi Burggeist nur knapp 20’000. Die grossen Rigi-Bahnen fahren am Nebengipfel und am Weiler vorbei. Das ist Segen und Fluch zugleich. «Das Gebiet ist ein verborgenes Juwel», sagt Thomas Camenzind. Gleichzeitig bedeutet dies: Während die vielen Besucherinnen und Besucher bei den Rigi-Bahnen für Megagewinne sorgen, hat die Luftseilbahn auf den Burggeist wenig davon. Zwar seien die Finanzen stabil, aber grosse Sprünge lägen nicht drin, erklärt Camenzind.
Halbe Million fehlt für Sanierung
Die Burggeist-Bahn braucht darum finanzielle Hilfe. «Die Sanierung der Bahn kostet rund drei Millionen Franken», rechnet Hanspeter Graf vor. Er ist nicht nur einer der Hausbesitzer oben im Weiler, sondern bei der Bahn auch für Marketing und Verkauf zuständig. Ein grosser Batzen für die kleine Luftseilbahn. «Der Bund und der Bezirk Gersau zahlen zwar viel an die Bahn», erklärt Graf. Zudem hat der Bund über die Zuwendungen hinaus noch ein zinsloses Darlehen versprochen. Doch der Rest, 700'000 Franken, muss anderweitig gestemmt werden.
Geld, das die Burggeist-Bahn selbst auftreiben muss. Aus diesem Grund führt sie eine Aktienkapitalerhöhung durch. Rund ein Drittel des Geldes ist zusammengekommen. Doch eine halbe Million fehlt noch. Die Bahnbetreiber setzen ihre Hoffnung jetzt auf die Bevölkerung. Graf sagt etwa: «Wir sind eine richtige Volksbahn!» Was er damit meint: Im Gegensatz zu grossen Tourismuskonzernen halten hier ganz viele Menschen jeweils nur wenige Aktien. So gehöre die Bahn auch der Bevölkerung selbst und nicht einem Investor.
Dass die Burggeist-Bahn das Geld zusammentreiben muss, steht ausser Frage. Adalbert Baggenstoss (57) hat über lange Zeit eine Alp auf dem Burggeist gepachtet. Für ihn wäre es «irrsinnig schade, wenn die Bahn nicht erhalten werden kann». Die Seilbahn solle schliesslich für die nächste Generation da sein, sinniert er. Denn obschon auf dem Burggeist vornehmlich ältere Menschen wohnen, kennt auch die jüngere Generation den Berg gut. Seit einigen Jahren findet im Winter auf dem Burggeist etwa ein Technofestival statt. Die Tickets dafür sind innert Minuten ausverkauft. «Ohne Bahn?», schliesst Adalbert Baggenstoss, «ist die Party vorbei!»