Zahlen haben sich verdoppelt
Darum sterben immer mehr Frauen in der Schweiz an Lungenkrebs

Früher war Lungenkrebs eine klare Männerkrankheit, heute ist die Krankheit auch bei Frauen die zweithäufigste Todesursache. Einerseits, weil Raucher heute tiefer inhalieren – andererseits, begünstigen Hormone das Entstehen von Lungenkrebs bei Frauen.
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Früher war Lungenkrebs vor allem unter Männern verbreitet. Jetzt erkranken und sterben aber auch immer häufiger Frauen.
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Darum gehts

  • Lungenkrebs bei Frauen nimmt zu und nähert sich Brustkrebs-Sterblichkeit an
  • Veränderte Zigarettenzusammensetzung und tieferes Inhalieren begünstigen Adenokarzinom-Bildung bei Frauen
  • 1364 Frauen starben 2018–2022 an Lungenkrebs, nur 6 weniger als an Brustkrebs
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Männer rauchen intensiver als Frauen und sind bei der Arbeit häufiger Luftverschmutzung oder anderen krebserregenden Stoffen ausgesetzt. Das waren die Gründe, warum Lungenkrebs im letzten Jahrhundert als klassische «Männerkrankheit» galt. 

Jetzt ist ein Wandel erkennbar. Während Frauen früher am häufigsten an Brustkrebs erkrankten und starben, ist die Situation heute deutlich weniger klar. In Deutschland steht der Lungenkrebs in diesem Jahr bei Frauen zum ersten Mal an der Spitze der krebsbedingten Todesarten, wie T-Online berichtete.

Anzahl in der Schweiz verdoppelt

In der Schweiz hat der Lungenkrebs den Brustkrebs bei Frauen zwar noch nicht überholt, er liegt mittlerweile aber fast gleich auf. Wie die aktuellsten Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit BAG zeigen, forderte der Brustkrebs im Zeitraum von 2018 bis 2022 nur sechs Todesopfer mehr als der Lungenkrebs.

1370 Frauen starben an Brust-, 1364 an Lungenkrebs. Ausserdem hat sich die Anzahl der weiblichen lungenkrebsbedingten Todesopfer seit den 1990er-Jahren mehr als verdoppelt.

Genetische und hormonelle Unterschiede

Woher kommt diese Veränderung? Laut Maurice Roeder, Facharzt für Pneumologie an der Zürcher Hirslanden Klinik, könnte es an der veränderten Zusammensetzung von Zigaretten liegen. «Seit den 1970er-Jahren werden Zigaretten stärker gefiltert und belüftet. Dadurch wird der Rauch ‹milder›, was zu tieferem Inhalieren führt», sagt Roeder zu Blick. 

Diese veränderte Rauchverhalten könne zur Bildung eines Adenokarzinoms führen. Das ist eine Form des Lungenkrebses, der im Drüsengewebe entsteht. Laut Roeder sind Frauen für diese Form des Lungenkrebses anfälliger als Männer.

Die aktuellen Zahlen würden aber auch bei Nichtrauchern einen zunehmenden Frauenanteil bei Lungenkrebsfällen aufweisen, schreibt der Experte. «Hier deuten sich genetische und hormonelle Unterschiede zu Männern an, die die Entstehung von gewissen Lungenkrebsformen begünstigen können.»

Es sind also zwei Faktoren, die zu mehr Lungenkrebserkrankungen bei Frauen führen: 

1. Das veränderte Rauchverhalten mit dem tieferen Inhalieren.

2. Hormone begünstigen bei Frauen das Entstehen von Lungenkrebs.

Risikofaktor Zigarettenrauch

Um die Entstehung von Lungenkrebs zu verhindern, empfiehlt der Experte, absolut aufs Rauchen zu verzichten. «Auch Patienten, die wenig rauchen oder nur passiv mitrauchen, haben ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko.»

Neben dem Zigarettenrauch sei aber auch der Kontakt zum Gas Radon ein Risikofaktor. «Radon ist ein radioaktives Edelgas, das aus dem Boden entweicht und sich in Kellern und Wohnräumen sammelt. Erhöhte Konzentrationen in der Umgebung können Lungenkrebs auslösen», erklärt der Experte.

Geräte zur Messung von Radon im eigenen Zuhause können in anerkannten Radonmessstellen bezogen werden. Eine Liste dieser Stellen gibt es auf der BAG-Webseite. Neben Radon und Zigarettenrauch solle man sich auch immer vor anderen krebserregenden Stoffen, etwa Asbest oder Dieselpartikeln, schützen.

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