Darum gehts
- Regnerischer Sommer in der Schweiz, Wetterexperte erklärt die Situation
- Falsche Erwartungen an den Sommer, durchschnittliche Temperaturen normal
- Juli bisher 0,5 Grad zu kühl, Juni war im Vergleich zu warm
Wo ist nur der Sommer hin? Es regnet und regnet und regnet. Übers Wochenende gingen in der Schweiz wieder riesige Mengen an Wasser nieder. In Bözberg AG wurde sogar ein Jahrhundertregen verzeichnet. Bis zu 106 Millimeter fielen dort am Wochenende innert kürzester Zeit vom Himmel. Das passiert in der Aargauer Gemeinde seltener als alle 50 bis 100 Jahre.
Mit Niederschlägen könnte es weitergehen: Bis zur nächsten Woche gebe es in der Deutschschweiz keine Hinweise auf stabiles Sommerwetter, heisst es von Meteo Schweiz.
Regen, Regen und nochmals Regen ist die Devise. Zeltlager müssen dem Wasser trotzen, Seilparks bleiben menschenleer, in Freiluft-Beizen harzt es. Auf der anderen Seite können sich Erlebnisbäder kaum vor Badegästen retten.
«Juni war viel zu warm»
Wieso dauert die Schlechtwetterphase schon so lange? Und hört sie irgendwann wieder auf? Der Wissenspodcast Durchblick von Blick konnte mit Thomas Kleiber (54), Meteorologe bei Meteo Schweiz, sprechen. Auch er nervt sich über das schlechte Wetter: «Es ist überraschend, auch für mich. Ich finde, das Wetter ist nicht schön. Aber wir haben falsche Erwartungshaltungen an den Sommer.»
In den letzten Jahren habe die Schweiz eine Vielzahl an Hitzewellen erlebt. «Darum schaut man das langsam als normal an.» Aber ein gewöhnlicher Monat Juni habe im Schnitt zwischen 23 und 24 Grad. «Wir haben eine falsche Vorstellung, was ein Schweizer Sommer eigentlich ist.» Das Gefühl eines schlechten Sommers, das viele jetzt beschleicht, sei unbegründet: «Der Juli ist bislang etwa ein halbes Grad zu kühl. Und der Juni war im Vergleich viel zu warm.» So ungern das manche hören: «Der Schweizer Sommer ist nicht der mediterrane Sommer mit permanenter Hitze.»
Lange Regenphase ist «aussergewöhnlich»
Kleiber macht noch einen Vergleich: Im Durchschnitt würden im Juli knapp 25 Grad am Nachmittag erwartet. «Das heisst, wenn wir jetzt mal eine Woche lang 20 Grad haben, ist das genauso aussergewöhnlich, wie wenn wir eine Woche lang 30 Grad hätten.» Wenn es aber eine Woche lang 30 Grad warm ist, würde jedoch keiner sagen, dass es aussergewöhnlich heiss sei.
«Im Juni sassen wir quasi permanent in einem Hoch», sagt Kleiber. Aktuell befinde sich die Schweiz dafür in einem nicht enden wollenden Tief. Sowohl die trockene und heisse Phase zuerst und dann der viele Regen im Juli seien einer «festgefahrenen Wetterlage» zu verdanken. «Dass diese jetzt derart lange hält, ist aussergewöhnlich.»
«Vorsichtig optimistisch» für 1. August
Für die kommenden zehn Tage erwartet Kleiber wechselhaftes Wetter. Aber: «Das Tristeste haben wir hinter uns.» Ein stabiles Sommerhoch mit beständigen Temperaturen über 25 Grad sei zwar weiterhin Wunschdenken, aber: «Es wird nicht so trüb bleiben. Speziell im Flachland dürfte es länger Sonne geben und nur zwischendrin mal Regen.»
Werden die Cervelats auf dem Grill und das Feuerwerk am Himmel zum 1. August auch verschifft? Teils, teils, sagt Kleiber über den Nationalfeiertag: «Die Chance, dass es trocken bleibt oder nur kurz regnet, ist da.» Komplett wolkenlos und sonnig könne man aber nicht erwarten: «Ich bin vorsichtig optimistisch. Abends würde ich aber sicher einen Pulli und einen Regenschirm mitnehmen.»
Und danach? «Es gibt Hinweise, dass auf Mitte August die Wetterlage umstellt und wir in wärmeres und trockenes Wetter kommen.» Diese Prognose sei jedoch mit viel Vorsicht zu geniessen.