Darum gehts
- Schweiz kocht bei über 30 Grad. Büezer leiden unter der Hitze
- Bauarbeiter geben Tipps und duschen sich mit dem Bagger
- Gelateria Vorrei in St. Gallen hat Glacé-Engpass
Die Schweiz kocht. Es ist über 30 Grad. Fast die ganze Woche! Am härtesten sind die Büezer von der erbarmungslosen Sonne betroffen. Sie müssen teilweise in der Gluthitze und unter direkter Sonneneinstrahlung arbeiten. Blick ging in St. Gallen auf eine Baustelle.
«Eincremen kann man sich nicht gross, die Sonnencreme läuft dir gleich wieder weg», winkt Daniel Klausberger (43) ab. Der Bauarbeiter steht neben einem eingerüsteten Haus in St. Gallen Rotmonten. Seine Kleidung ist nass, Schweissperlen glitzern auf seinem Gesicht. Nach Spass sieht das nicht aus. «Wenn du zu wenig trinkst, dann litzt es dich sehr schnell», sagt der Büezer zu Blick.
Sein Tipp: «Päusli machen. In dieser Hitze kann man nicht nonstop dranbleiben. Und viel trinken.» Klausberger tröstet sich mit dem Gedanken, dass es auf dem Bau noch deutlich unangenehmere Jobs gibt, als seinen: «Die auf dem Strassenbau, das sind wirklich armi Sieche.» Ein weiterer Trost, so Klausberger lachend: «Andere gehen dafür in die Sauna!»
«Mein Hut ist nicht zum Lachen»
Total entspannt ist hingegen Klausbergers Arbeitskollege Clement Ojo Oni (38). Auf die Frage, ob er die Hitze besser verträgt, lacht er nur: «Aber sicher, ich komme aus Afrika! Dort herrschen 40 bis 50 Grad. Das Wetter hier in der Schweiz ist nichts dagegen.» Ojo Oni, wie Klausberger Bauarbeiter bei der Zulian & Co AG, ist aber auch ein bisschen besser vorbereitet als sein Schweizer Kollege: Er trägt einen Sonnenschirm-Hut. Oni: «Die Leute lachen mich wegen meines Huts aus. Aber eigentlich ist es nicht zum Lachen. Der Hut schützt meinen Kopf, er schützt mein Gesicht. Er ist wirklich gut!» Er spielt mit dem Gedanken, seinem Büezer-Kollegen auch einen solchen Hut zu bestellen.
Beim Blick-Besuch zeigen die beiden dann auch, was man mit einem kleinen Bagger, respektive dessen Schaufel, alles anstellen kann. Gefüllt mit zwei Kübeln Wasser wird die Baggerschaufel kurzerhand zu einer Dusche umfunktioniert! So holen sie sich ihre wohlverdiente Erfrischung.
«Das offene Fenster und der Schatten sind meine Klimaanlage»
In der Innenstadt von St. Gallen kann Blick kurz mit Strassenwärter Silvio Ledermann (33) in seinem Fahrzeug mitfahren. Während der Fahrt sagt er lachend: «Das offene Fenster ist meine Klimaanlage. Das, und wenn wir durch den Schatten fahren!»
Ledermann trägt ein T-Shirt und – lange Arbeitshosen. Zu letzteren sagt er nur: «Durchhalten». Mit der Hitze hat er dennoch wenig Probleme: «So viel wie möglich in den Schatten und viel trinken. Ab und zu ein Glacé. Am besten eine Rakete.» Sein Geheimtipp: Einen Brunnen im Schatten finden und dann: «Wasser ins Gesicht und den Rücken runter!»
«Glacé ist Therapie!»
Am St. Galler Marktplatz steht eine Frau und giesst Wasser aus einem nahe gelegenen Brunnen vor ihrem Blumenstand auf den Boden. Es ist Andrea Bösch (42). Die Mitarbeiterin bei Blumen Kröni sagt: «Mir macht die Hitze ein bisschen zu schaffen.» Sie kühlt den Boden vor dem Blumenstand mit Wasser. «Ich muss die Blumen eh giessen, dann geht das im Gleichen. So strahlt der Teer weniger Hitze ab.» Zudem haben die beiden Floristinnen in ihrem Kabäuschen einen Ventilator hingestellt.
Zum Schluss geniesst Blick «kalte» 22 Grad in der Gelateria Vorrei in St. Gallen. Glacéverkäuferin Christina (36) steht im klimatisierten Lädeli und lacht. «Wir haben bald keine Glacé mehr, weil die Leute letzte Woche so viel brauchten!» Nachschub sei aber bereits unterwegs. Ab Dienstag hat die Gelateria wieder volles Sortiment. In dieser Hitze eine Glacé-Pause zu machen, sei immens wichtig für die Menschen, sagt Christina lachend: «Man hat eine Abkühlung und man fühlt sich direkt besser. Eigentlich ist Glacé fast ein bisschen Therapie!»