Wer sich alles über die Abkühlung freut
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Büezer bis Bademeister:Wer sich alles über die Abkühlung freut

Willkommene Abkühlung – Büezer und ältere Personen im Land atmen auf
«Es ist schön, wenn die Sonne nicht allzu stark aufs Hirn brennt»

Der Sommer in der Schweiz macht eine Pause. Für viele Arbeiter im Freien bedeutet dies eine willkommene Erleichterung. Blick hörte sich um: Bei Bademeistern in St. Gallen, Büezern im Wallis und in einem Altersheim in Schaffhausen.
Publiziert: 18:15 Uhr
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Aktualisiert: vor 15 Minuten
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Auf der Baustelle von Alessio Piumarta gibt es nur wenig Schatten.
Foto: Martin Meul

Ein bisschen fühlt es sich an wie Herbst – zumindest wenn man die aktuellen Temperaturen mit jenen von vor drei Wochen vergleicht. Der Sommer in der Schweiz macht eine Pause. Diese Woche bleiben die Temperaturen meist unter 25 Grad. 

Aufatmen auf dem Bau

Während viele Menschen bereits anfangen, den Sommer zu vermissen, sind andere mehr als glücklich darüber, dass die Temperaturen etwas gesunken sind. 

Alessio Piumarta freut sich darüber, dass die Temperaturen etwas gesunken sind.
Foto: Martin Meul

Zum Beispiel Alessio Piumarta (25). Er arbeitet in diesen Tagen auf einer Baustelle in Brig-Glis VS. Abwasserrohre müssen verlegt werden. Schatten auf der Baustelle gibt es kaum.

«Im Moment geht die Arbeit viel leichter», sagt Piumarta zu Blick und weiter: «Vor zwei Wochen war es hingegen eine Katastrophe. Einfach viel zu heiss.»

Dank der moderateren Temperaturen sei nun wieder längeres Arbeiten möglich. «Zurzeit schaffen wir etwa neuneinhalb Stunden pro Tag», sagt Piumarta und lacht. «Es ist schön, wenn die Sonne nicht allzu stark aufs Hirn brennt.» 

«Wieder Normalbetrieb»

Im Garten des Stockalperschlosses von Brig-Glis ist Gärtner Reto Metry (46) gerade dabei, den Rasen zu mähen. Auch hier gibt es kaum Schatten, die letzten Wochen waren dementsprechend hart. 

Auch Gärtner Reto Metry fällt das Arbeiten im Moment deutlich leichter.
Foto: Martin Meul

«Während der Hitzewelle mit 35 Grad mussten wir die Arbeitszeiten verschieben», sagt Metry zu Blick. Zum Beispiel wurde vermehrt am Morgen gekrampft. Jetzt, wo es etwas kühler ist, läuft wieder alles im Normalbetrieb. «Es ist wirklich angenehmer.»

Gerade weil die Arbeit ohnehin anstrengend ist. «Wenn dir die Sonne den ganzen Tag mit 35 Grad auf dem Kopf brennt, bist du am Abend sicher müder als sonst», sagt der 46-Jährige. Aktuell sei es zwar immer noch warm, «aber man hat ein bisschen mehr Energie – das spürt man».

«Dieses Wetter würde ich in jedem Sommer unterschreiben»

«Wir haben wirklich nichts zu jammern bis jetzt in diesem Sommer». Wenn Bauern solche Worte verwenden, ist klar, wir befinden uns in einem Ausnahme-Sommer.

Landwirt Andreas Buri auf seinem Hof im Zürcher Weinland. Er und seine Kühe freuen sich über regelmässige Abkühlung.
Foto: Fabian Fuhrer

Andreas Buri, Landwirt aus dem Weinland und Vorstandsmitglied des Zürcher Bauernverbands schwärmt von Petrus und seinen Künsten in dieser Jahreszeit. «Dieses Wetter würde ich in jedem Sommer unterschreiben.» Im heissen, ersten Teil des Sommers wäre der Mais, die Kartoffeln, die Sonnenblumen und die Zuckerrüben beinahe vertrocknet. Jetzt gedeihen diese Kulturen aber optimal und gleichzeitig konnten an den trockenen Tagen das Getreide und der Raps geerntet werden.

Buri versteht zwar, dass für einmal viele andere über das Wetter stänkern. «Speziell, wenn es immer am Wochenende regnet, hat man schnell das Gefühl, dass es durchgehend schlechtes Wetter ist.»

Damit der Sommer 2025 am Ende für alle in guter Erinnerung bleibt, hat der Landwirt einen Wetter-Vorschlag für Petrus: «Wenn es einfach so weiter geht und es immer nach einer Woche Sonnenschein etwas regnet, wäre das doch perfekt für uns.»

«Dann müssen wir niemanden vom Tüechli verscheuchen»

Szenenwechsel in die Badi: In den drei Weieren, oberhalb von St. Gallen, genauer gesagt im Mannenweier, herrschen knapp über 20 Grad Lufttemperatur – und damit Flaute. Die Liegewiesen, vollgesogen mit Regenwasser, sind menschenleer. 

Michael Buchs (56), Bademeister in den Drei Weieren, oberhalb von St. Gallen.
Foto: Sandro Zulian

Die Bademeister trifft man heute zu dritt an, sie sind mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt, sagt einer davon, Michael Buchs (56): «Solche Tage sind für uns schon eine Entlastung.» Weil es am Morgen noch wie aus Eimern schüttete, trafen sich Buchs und seine Kollegen erst um 10 Uhr, statt schon um 8 Uhr.

Die Gratis-Badi führt am Montag, kurz nach Mittag, deutlich mehr Fische als Badegäste. «Meine Kollegen sind gerade damit beschäftigt, ein Schloss zu reparieren und etwas Kleines in einem WC wieder in Ordnung zu bringen», sagt Buchs. «Vergangene Woche, als es schon einmal schlechteres Wetter war, haben wir den Rasen gemäht. Dann müssen wir niemanden vom Tüechli verscheuchen.»

Einfaches Rezept gegen Hitze im Alter

Rolf Gallmann (95), Rentner und Altersheimbewohner in «La Résidence» in Schaffhausen, hat zwei grundlegende Tipps gegen die Hitze, auch im hohen Alter. Erstens: «Was man erledigen muss, sollte man so früh wie möglich machen. Waschen, Bügeln, Backen.»

«Die Bewohner haben unter der Hitze geächzt», erzählt Rolf Gallmann (95). Die aktuellen Temperaturen seien für viele eine Wohltat.
Foto: Sebastian Babic

Falls es weiterhin heiss bleibt, gäbe es einen einfachen Weg, sich der Sommerhitze zu entziehen: «Ein Spaziergang im Wald wirkt Wunder. Die Temperatur ist deutlich tiefer und man kriegt den Kopf frei.»

Gallmann vertrage die Hitze gut, schliesslich sei er in seinem Arbeitsleben als Bäcker und Konditor tätig gewesen und die Backstube habe im Sommer einer Sauna geglichen.

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