Darum gehts
- Lötschental für Touristen geöffnet, aber Gäste bleiben aus
- Touristen zögern aus Respekt vor Betroffenen des Bergsturzes
- Über 80 Prozent der Hotelbetten im Tal gingen durch den Bergsturz verloren
Die Sonne scheint, es ist angenehm warm – im Lötschental ist der Frühsommer eingekehrt. Es riecht nach frisch gemähtem Gras, Ferienstimmung herrscht. Seit Pfingsten ist das Lötschental auch wieder für Touristen geöffnet. Wegen des verheerenden Bergsturzes in Blatten, der das Dorf komplett zerstört hat, durften über Wochen nur Einheimische und Rettungskräfte ins Tal.
Im Tourismusbüro in Wiler VS trifft Blick Mathias Fleischmann (40). Er ist Tourismusdirektor und Bergbahnenchef des Lötschentals. «Der Zugang zum Tal ist offen, die Bahnen fahren, und die meisten Wanderwege sind begehbar», sagt er. Auch Restaurants und Unterkünfte ausserhalb des vom Felssturz betroffenen Gebiets seien in Betrieb. «Ferien im Lötschental sind möglich und auch sicher», betont Fleischmann.
Es ist ruhig im Lötschental, fast zu ruhig. Die Gäste lassen sich (noch) bitten. Von Katastrophentourismus keine Spur. Ausserkantonale Nummernschilder sieht man nur ganz wenige. Es scheint, als ob sich niemand trauen würde, das so schwer getroffene Tal zu besuchen.
Schlechter Buchungsstand
Ein Dorf weiter westlich, in Kippel, führt Herbert Bürgisser (72) das Hotel Bietschhorn. Er bestätigt den Eindruck. «Der Buchungsstand für den Sommer ist bis jetzt schlecht», sagt er zu Blick. Zudem gab es auch Absagen von Gästen, die noch vor dem Bergsturz gebucht hätten. «Die Region um Blatten war immer das Herzstück des Sommertourismus im Tal, das ist nun weg», analysiert Bürgisser, der seit 50 Jahren in der lokalen Tourismusbranche tätig ist.
Doch Bürgisser sieht noch einen anderen Grund dafür, dass die Gäste bislang ausbleiben. «Ich habe das Gefühl, die Leute haben Angst, hierherzukommen», sagt er. Nicht, weil sie um ihre Sicherheit fürchten, sondern weil sie nicht in einem schlechten Licht dastehen möchten. «Niemand will als Katastrophentourist gelten», so der Hotelier.
Hinzu kommt der emotionale Faktor. Bürgisser sagt: «Ich glaube, viele Menschen, die das Lötschental lieben, tun sich schwer damit, die aktuellen Schäden und Veränderungen zu sehen. Es tut ihnen im Herzen weh.» Deshalb würden einige vielleicht lieber an einen anderen Ort fahren, um in den Ferien Erholung zu finden.
Grosse Herausforderungen
Tourismusdirektor Mathias Fleischmann macht ähnliche Erfahrungen. «Die Leute wollen nicht das Gefühl haben, sie kämen als Katastrophentouristen ins Tal», sagt er. Einige Gäste würden sich sogar explizit danach erkundigen, ob es überhaupt «angebracht» sei, nun ins Lötschental zu reisen – «aus Respekt vor den Betroffenen». Fleischmann sagt: «Es ist eine neue Situation für uns. Die Gäste überlegen sich sehr genau, ob sie jetzt kommen sollen oder ob das nicht pietätlos wirkt.»
Der Tourismusdirektor hofft denn auch, dass die Touristen dem Lötschental die Treue halten. «Auch das ist Solidarität! Wir brauchen die Gäste, der Tourismus ist für das Tal überlebenswichtig», betont er. Besucherinnen und Besucher sind darum so wichtig, weil der Bergsturz den Tourismus ohnehin einschneidend getroffen hat.
Drei Hotels wurden durch den Bergsturz zerstört – zusammen hatten diese Betriebe rund 120 Betten. «Durch den Bergsturz gingen über 80 Prozent der Hotelbetten im Tal verloren», sagt Fleischmann. Ein bedeutender Teil der professionell geführten Beherbergungsstruktur ist in Blatten auf einen Schlag weggefallen.
Banger Blick Richtung Winter
Der Verlust trifft den Sommertourismus unmittelbar, da viele der Gäste, die im Tal aktiv Ferien machen wollen, auf genau diese Häuser angewiesen waren. «Für den Sommer können wir mit Umverteilungen in Ferienwohnungen oder anderen Betrieben gewisse Engpässe noch auffangen – aber es ist eine Herausforderung», so Fleischmann.
Schwieriger dürfte es jedoch im Winter werden: «Die Gästehäuser, die verloren gegangen sind, waren für den Wintertourismus sehr wichtig. Gruppen und Stammgäste hatten dort ihre Basis. Diese Kontingente fehlen uns nun.» Vor allem, weil es schon vor dem Bergsturz zu wenig Hotelbetten gab. «Unser Tourismus ist nicht elementar bedroht, aber es wird sicher schwierig.»
Der Tourismusdirektor sieht trotz der Herausforderungen durch den Bergsturz aber auch Chancen für die Zukunft des Lötschentals. «Gezwungenermassen müssen wir neue Angebote entwickeln, uns neu aufstellen. Dies bietet immer auch Chancen, die es zu nutzen gilt», sagt Fleischmann.
Egal, wie die Zukunft aussehen wird, es wird Gäste brauchen. Folgerichtig sagt Hotelier Herbert Bürgisser: «Wir sind dankbar für jeden Gast, der kommt.»
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