Angestauter See verschluckt die letzten Häuser
1:11
Neue Drohnenbilder:Angestauter See verschluckt die letzten Häuser

Für Geologieprofessor Walter Wildi gibt es nur eine Möglichkeit
Blatten soll wieder aufgebaut werden – wie soll das gehen?

Das total zerstörte Blatten VS soll wieder aufgebaut werden. Das machte nicht nur Gemeindepräsident Bellwald schon kurz nach dem Gletschersturz klar. Nur: Wie soll das gehen?
Publiziert: 30.05.2025 um 00:40 Uhr
|
Aktualisiert: 30.05.2025 um 17:19 Uhr
Teilen
Schenken
Kommentieren
Luftaufnahme von Blatten VS nach der Katastrophe vom 28. Mai.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_881.JPG
Sandro ZulianReporter News

Am Mittwochnachmittag, kurz vor 15.30 Uhr, passierte der «Worst Case». Drei Millionen Kubikmeter Stein, Geröll und Eis brachen innert Sekunden ab und donnerten in Richtung Blatten VS. «Annähernd 90 Prozent» der Gebäude des Dorfes wurden beim Gletschersturz zerstört, meldete der regionale Führungsstab. «Mitten durchs Tal zieht sich eine braun-graue Mauer, dahinter türmt sich eine noch höhere auf», beschrieb Blick-Reporter und Augenzeuge Martin Meul den unfassbaren Anblick.

Kurz nach der Katastrophe, am Mittwochabend, sagte der Blattner Gemeindepräsident Matthias Bellwald (63): «Wir alle zusammen machen das Menschenmögliche, damit wir Blatten wiederaufbauen können und das Dorf eine Zukunft hat.» Er fügte an: «Ich bin sicher, dass wir viele Freunde haben werden, die uns dabei helfen, das Dorf aufzurichten und dass es nach einer langen Nacht wieder Morgen wird.» Wie könnte das neue Blatten aussehen? Ein Blick auf vergangene Katastrophen und ein Geologe liefern Antworten.

«Wir haben heute das Dorf verloren, aber nicht das Herz»
1:49
Gemeindepräsident von Blatten:«Wir haben heute das Dorf verloren, aber nicht das Herz»

Um zu veranschaulichen, was hier eigentlich geschehen ist, muss man den Blattner Gletschersturz in einen direkten Vergleich setzen. Er ist zwar nicht der grösste Sturz der Schweizer Geschichte, das Ausmass ist dennoch kaum greifbar. Kann man eine derart grosse Menge an Gestein wieder wegbefördern? Mit Baggern, Schaufeln und Lastwagen?

Experte: Blatten muss weichen

«Wahrscheinlich nicht», sagt der emeritierte Geologieprofessor der Universität Genf, Walter Wildi (76). «Man wird das Dorf woanders wieder aufbauen müssen.» Wichtig ist gemäss Wildi, dass das «neue» Blatten nicht mehr in der Talachse, sondern eher in Richtung Hang gebaut würde. «Aber das Material, die Millionen Kubikmeter wegzutragen, ist fast nicht möglich. Wo will man es denn auch hinbringen?» Eine Räumung dieser Dimension sei nicht nur aufwendig, sondern auch extrem teuer. 

Das Material, das beim Gletschersturz vom Berg donnerte, ist mit drei Millionen Kubikmetern grösser als die Cheops-Pyramide in Gizeh, Ägypten – eines der grössten Bauwerke der Menschheit. Sie ist gut 2,5 Millionen Kubikmeter gross und besteht aus über zwei Millionen Steinblöcken, der Bau dauerte gemäss Schätzungen über 20 Jahre. 

1/12
Hier stand es einmal: Das Dorf Blatten im Kanton Wallis.
Foto: keystone-sda.ch

Der Schuttkegel, der Blatten verschüttet hat, sei schwierig zu handhaben, sagt Wildi: «Das sind Steine in allen möglichen Formen. Dazwischen hat es Feinmaterial, zum Beispiel Sand.» Auch Eis sei dabei, das jetzt schmilzt. «Das sieht vollkommen chaotisch aus. Überall gibt es auch Löcher. Etwas sehr Ungemütliches.»

Einen so hohen Schuttkegel vollständig zu entfernen, sei eine Herkulesaufgabe. Unmöglich zwar nicht, aber höchst unwahrscheinlich, so Wildi. Er rechnet damit, dass der Kegel bleibt: «Mit der Zeit wird er dann überwachsen. Und zuletzt gibt es vielleicht ein schönes Gebiet daraus.»

«Schuttkegel von Randa ist heute immer noch dort»

Dass das Liegenlassen eines der wahrscheinlichsten Szenarien für Blatten sein könnte, zeigen auch andere, ähnliche Fälle aus der Schweiz, sogar aus demselben Kanton. «Der Schuttkegel von Randa ist heute immer noch dort und wird auch dortbleiben. Ich glaube, das wird auch in Blatten der Fall sein», sagt Wildi. In Randa VS gingen im Jahr 1991 eine Serie von Felsstürzen nieder, der grösste war über 30 Millionen Kubikmeter gross.

Der gewaltige Schuttkegel des bisher grössten Bergsturzes der jüngeren Schweizer Geschichte im Jahr 1806 ist heutzutage eine Touristenattraktion. Zwischen Felsblöcken im Bergsturzgebiet liegt der Natur- und Tierpark Goldau SZ. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Dorf auf dem Schuttkegel wieder aufgebaut.

In der heutigen Zeit und in Bezug auf Blatten aber sei der Fall klar, sagt Wildi: «Es ist viel realistischer, das Dorf ein bisschen zu verlegen.»

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?