Darum gehts
- Frau (93) muss aus Blatten nach Zermatt flüchten
- Bewegung am Berg hat sich verlangsamt
- Naturgefahren-Experte spricht von zwei Sorgenkindern
Am Mittwoch um 15 Uhr informierte der Regionale Führungsstab im Lötschental über die anhaltende Gefahr durch einen möglichen Bergsturz oberhalb von Blatten VS. Die Medienkonferenz fand in der Turnhalle in Ferden statt, die notdürftig in ein Medienzentrum umgewandelt wurde.
Zu Beginn rekapitulierte Gemeindepräsident Matthias Bellwald die Ereignisse seit vergangenem Mittwoch: Ein Murgang und eine zunehmende Spaltung am Berg führten am 17. Mai zur Alarmierung und zur Ausarbeitung eines Evakuationsplans. Am Wochenende wurden erste Bewohner evakuiert, später folgte eine Gesamtevakuation.
Frau (93) muss nach Zermatt
Bellwald betonte: Die Evakuation sei für die Blattener Bevölkerung «die Stresssituation schlechthin» gewesen. Ein Beispiel: Eine betagte Frau (93) musste in der Not Zuflucht bei ihrem Sohn in Zermatt suchen. Ziel bleibe, «die bestmöglichen Voraussetzungen für eine Rückkehr zu schaffen», betonte der Gemeindepräsident.
Alban Brigger von der Dienststelle für Naturgefahren sprach im Anschluss über die geologische Situation. Die Lage sei «sehr schwierig einzuschätzen». Ständiger Nebel erschwere die Beobachtungen, Wärmebildkameras und Radar konnten Abhilfe schaffen. Brigger berichtete von Bewegungen am Berg zwischen einem und 1,5 Metern. «Die Bewegung hat sich verlangsamt, ist aber noch sehr gross.»
Einsatzkräfte arbeiten «Tag und Nacht»
Brigger sprach von zwei aktuellen «Sorgenkindern»: einer Felsmasse von rund einer Million Kubikmeter und der Gletscherfront, auf die diese stürzen könnte. Insgesamt wurde das Volumen der instabilen Felsmasse zu Beginn des Naturereignisses auf vier bis sechs Millionen Kubikmeter geschätzt. «Unsere Geologen können nicht ausschliessen, dass es in einem Schub hinunterkommt», sagte Brigger mit Blick auf die übrige Felsmasse.
Christian Rubin, Stabschef des Regionalen Führungsstabs, informierte über den logistischen Einsatz. Der Kommandostab wurde wegen der Ereignisgrösse nach Kippel verlegt. Rubin lobte: «Die Zusammenarbeit ist hochprofessionell.» Brigger ergänzte, die Einsatzkräfte arbeiteten «Tag und Nacht», und aus der Bevölkerung kämen positive Rückmeldungen.
Zum Abschluss der Medienkonferenz wurde bestätigt, dass bereits ein Drittel der Felsmasse abgegangen ist. Die Situation bleibt dennoch angespannt.
Hier kannst du den Ticker zur Medienkonferenz nachlesen:
Verfolge die Lage am Berg im Livestream
Hier kannst du die aktuelle Lage am Kleinen Nesthorn verfolgen. Blick liefert dir einen dauerhaften Livestream.
Brigger: Bereits ein Drittel der Felsmasse heruntergefallen
Alban Brigger antwortet auf eine Frage, dass bereits ein Drittel der Felsmasse bereits unten ist. Es bestehe die Sorge, dass noch mehr herunterkomme. Mit diesem Statement endet die Medienkonferenz.
Einsatzkräftechef: «Die Zusammenarbeit ist hochprofessionell»
Jetzt hat Christian Rubin, Stabschef des Regionalen Führungsstabs im Lötschental, das Wort. Er wird einen Bericht von Seiten der Einsatzkräfte abgeben. Der Kommandostab wurde aufgrund der Grösse der Ereignisse nach Kippel verlegt, erklärt er zunächst. Die Einsatzkräfte bereiten sich präventiv auf ein Grossereignis vor, fügt er an. «Die Zusammenarbeit ist hochprofessionell», lobt er die verschiedenen Blaulicht- und Partnerorganisationen. Damit endet sein Statement auch schon.
Einsatzkräfte schuften «Tag und Nacht»
Brigger bedankt sich abschliessend bei den Einsatzkräften, «die Tag und Nacht im Einsatz sind». Er habe auch aus Blatten sehr positive Rückmeldungen bekommen. Damit gibt er das Wort ab.
«Geologen können nicht ausschliessen, dass es in einem Schub hinunterkommt»
«Unsere Geologen können nicht ausschliessen, dass es in einem Schub hinunterkommt», fährt Brigger vor. «Die instabile Felsmasse wurde auf vier bis sechs Millionen Kubikmeter ab Ereignisbeginn geschätzt», schiebt er nach. «Ansonsten kann ich Ihnen nicht viel Neues zur Situation am Berg erzählen.»
Brigger: «Haben zwei Sorgenkinder»
Brigger zeigt die Veränderung an der Bergspitze. «Wir haben jetzt noch zwei hauptsächliche Sorgenkinder», sagt er und nennt «die grosse Felsmasse oben von einer Millionen Kubikmeter». Der zweite Punkt sei «die Gletscherfront». Die Felsmasse könne noch immer auf den Gletscher hinabstürzen.
Naturgefahren-Experte: «Bewegung hat im Vergleich zu gestern zugenommen»
Brigger nennt als Grund, der die Beobachtung erschwert, den ständigen Nebel am Kleinen Nesthorn. Eine Wärmebildkamera ist im Einsatz, ebenso ein Radar. Am Berg gebe es aktuell Bewegungen von einem bis 1,50 Metern. «Die Bewegung hat sich verlangsamt, ist aber noch sehr gross», teilt er mit. «Der untere Gletscher befand sich gestern in einer Bewegungsrate von 0,5 bis einem Meter. Heute hat die Bewegung im Vergleich zu gestern zugenommen.»
Brigger: «Situation einzuschätzen ist sehr schwierig»
Nun spricht Alban Brigger von der Dienststelle für Naturgefahren. Er wird zur Situation am Kleinen Nesthorn informieren. Brigger kündigt an, dass er einige Bilder zeigen wird. «Die Situation einzuschätzen ist sehr schwierig», sagt er.
Bellwald: Evakuation ist «Stresssituation schlechthin»
Die Evakuation sei für die Bevölkerung «die Stresssituation schlechthin» gewesen, sagt Bellwald. Bellwald nennt ein emotionales Beispiel einer Evakuierten: Eine Frau (93) sei bei ihrem Sohn in Zermatt untergekommen. «Das grosse Ziel ist weiterhin, die bestmöglichen Voraussetzungen für eine Rückkehr zu schaffen», erklärt er.
Gemeindepräsident lässt die bisherigen Geschehnisse Revue passieren
Zu Beginn spricht der Gemeindepräsident von Blatten VS, Matthias Bellwald. Er fasst zunächst die bisherigen Geschehnisse zusammen: Murgang am 14./15. Mai, Spaltung am Berg, am 17. Mai wird die Gemeinde über den Ernst der Lage informiert und ein Evakuationsplan angefertigt. Im Laufe des Wochenendes wurden die ersten Personen evakuiert. Später folgte dann die Gesamtevakuation.