Experte zu Ursachen
«Berge stürzen jetzt nicht reihenweise zusammen»

Die Meldungen über Bergstürze beunruhigt die Bevölkerung. Ein Experte vom Institut für Schnee- und Lawinenerforschung erklärt, wo die Ursachen liegen und welche Faktoren die Vorfälle begünstigen.
Publiziert: 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 13:56 Uhr
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Das Walliser Dorf Blatten musste evakuiert werden.
Foto: Martin Meul

Darum gehts

  • Bergstürze in der Schweiz haben nicht dramatisch zugenommen
  • Geologische Verhältnisse, Wetter und Klima beeinflussen das Auftreten von Bergstürzen
  • Permafrost ist in vielen Gebieten der Schweiz in den letzten 30 Jahren aufgetaut
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Bergstürze haben in der Schweiz nicht dramatisch zugenommen. Zwar gibt es laut einem Experten Hinweise für einen moderaten Anstieg solcher Ereignisse. Systematische Beobachtungen gibt es aber erst seit kurzer Zeit. Belastbare Aussagen sind so kaum möglich.

Eine wichtige Rolle für Bergstürze spielen laut Robert Kenner vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos GR die geologischen Verhältnisse vor Ort. «Wenn der Berg auf eine gewisse Art geschichtet ist, kommt es irgendwann zu einem Sturz», sagte der Experte. Es verhalte sich dabei wie bei einem Lehnstuhl, der mit der Zeit immer instabiler wird, weil das Material ermüdet. Die Destabilisierung von Felswänden sei das Ergebnis eines langen Prozesses, der viele Tausende von Jahren dauern kann.

Wetter und Klima haben Einfluss

«Es ist aber nicht so, dass unsere Berge jetzt reihenweise zusammenstürzen», sagt Kenner zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die äusseren Faktoren wie Wetter und Klima beeinflussen hingegen, wann ein solches Ereignis eintritt. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab. Ähnliches passiert, wenn der Wasserdruck im Fels zu gross wird.

Eine Rolle für die Stabilität von Felsen spielt auch der Permafrost – dauerhaft gefrorener Boden in den Bergen. Das Auftauen des Permafrosts kann bewirken, dass der Fels mehr Wasser durchlässt als zuvor.

Permafrost bereits vielerorts aufgetaut

Untersuchungen hätten zwar gezeigt, dass dies dazu führen könne, dass Fels- und Bergstürze kurzfristig wahrscheinlicher würden. «Ein grosser Teil dieser Destabilisierung ist aber schon passiert», sagte Kenner. Denn in vielen Gebietern der Schweiz sei der Permafrost in den letzten 30 Jahren bereits aufgetaut.

Welcher Mechanismus beim aktuellen Bergsturz in Blatten VS zum Tragen kommt, könne laut Kenner noch niemand genau sagen.

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