«Das ist extrem schockierend»
Rassismus-Skandal bei Lausanner Polizei aufgedeckt

Schockierende Enthüllung in Lausanne: Polizisten tauschten rassistische und diskriminierende Nachrichten in Whatsapp-Gruppen aus. Stadtregierung reagiert mit Suspendierungen und kündigt umfassende Reformen an, um das beschädigte Vertrauen wiederherzustellen.
Publiziert: 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 22:02 Uhr
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Der Stadtpräsident von Lausanne, Gregoire Junod, reagierte auf einer Pressekonferenz auf Zustände bei der Lausanner Polizei.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Rassistische Nachrichten unter Lausanner Polizisten aufgedeckt, Stadtregierung kündigt Massnahmen an
  • Whatsapp-Gruppen enthielten sexistische, antisemitische und diskriminierende Inhalte
  • Vier Polizisten suspendiert, etwa 10% des Korps sahen die Nachrichten
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Rassistische, sexistische, antisemitische oder diskriminierende Nachrichten haben unter Lausanner Polizisten in Whatsapp-Gruppen die Runde gemacht. Die Stadtregierung zeigte sich zutiefst schockiert und kündigte Massnahmen an, darunter eine Reihe von Suspendierungen sowie Reformen.

Die beiden privaten Whatsapp-Gruppen wurden von der Waadtländer Staatsanwaltschaft aufgedeckt. Diese war eingeschaltet worden, nachdem das Westschweizer Fernsehen RTS ein Foto verbreitet hatte, auf dem ein Polizist mit erhobenem Daumen vor einem Graffiti mit dem Schriftzug «RIP Mike» zu sehen ist. Es erinnert an einen Nigerianer, der 2018 nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz verstorben war.

Die Stadtverwaltung wurde deren Angaben zufolge am 15. August von der Staatsanwaltschaft über die Existenz dieser beiden Whatsapp-Gruppen informiert. Sie wurden 2023 geschlossen und umfassten sechs beziehungsweise 48 Mitglieder, die alle irgendwann einmal der Lausanner Polizei angehört hatten.

«Entsetzen und Schock» ausgelöst

Die gesamte Lausanner Exekutive trat am Montag vor die Presse und zeigte einige dieser Nachrichten. Sie bewegen sich zwischen rassistischen und sexistischen «Witzen», homophoben Äusserungen, Verherrlichung des Nationalsozialismus oder des Ku-Klux-Klans sowie Verhöhnungen von Menschen mit Behinderungen. Diese Nachrichten hätten «Entsetzen und Schock» ausgelöst, sagte der für die Polizei zuständige Stadtrat Pierre-Antoine Hildbrand (FDP).

Olivier Botteron, Kommandant der Lausanner Polizei, fügte hinzu: «Diese Botschaften stehen im Widerspruch zu all unseren Werten, das ist extrem schockierend.»

Bereits vier Polizisten suspendiert

Vier Polizisten, die an den Gruppen beteiligt waren, wurden bereits suspendiert, weitere Suspendierungen sollen in den nächsten Tagen folgen, wie Hildbrand ankündigte. Der Polizeivorsteher wies darauf hin, dass die Analyse der 2520 Seiten, die die Staatsanwaltschaft übermittelt habe, noch nicht abgeschlossen sei.

Zwar seien nicht alle Mitglieder der beiden Whatsapp-Gruppen gleich stark involviert gewesen, doch etwa zehn Prozent des Lausanner Polizeikorps, also insgesamt 501 Polizisten, hätten diese Nachrichten gesehen, ohne ihre Vorgesetzten zu informieren, so Hildbrand.

Neben Suspendierungen, die später zu Entlassungen führen könnten, könnte auch die Justiz Sanktionen verhängen. Die Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft, die nach der sogenannten «Daumen-Affäre» eingeleitet wurde, ist noch im Gange.

Die Stadtverwaltung möchte jedoch nicht nur bestrafen, sondern auch «eine grundlegende Reform» durchführen. Für den Stadtpräsidenten Grégoire Junod (50) gibt es «ein Problem der systemischen Diskriminierung», das es anzugehen gelte. Er deutete an, dass eines Tages noch andere Elemente ans Licht kommen könnten, auch wenn es noch «zu früh» sei, um mehr zu sagen.

Image «schwer beschädigt»

Um die Polizeireform durchzuführen, haben die Behörden André Duvillard, den ehemaligen Delegierten des nationalen Sicherheitsnetzes und ehemaligen Kommandanten der Neuenburger Polizei, um Hilfe gebeten. Auch Experten ausserhalb der Polizei werden hinzugezogen.

Das Image der Lausanner Polizei sei «schwer beschädigt» worden, und das Vertrauen der Bevölkerung müsse wiederhergestellt werden, sagte Hildbrand: «Es ist ein Fleck auf der Uniform, den man wegputzen muss.»

Die Stadtregierung erklärte weiter, sie werde «in völliger Transparenz» mit der Polizei, aber auch mit der Öffentlichkeit und den Medien über ihre verschiedenen Schritte informieren und handeln. «Die Lausanner Polizei befindet sich in einer schweren Krise, aber wir sind entschlossen, bis zum Ende zu gehen, um das Vertrauen wiederherzustellen», versicherte Junod.

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