Darum gehts
- Krawalle in Lausanner Quartier nach Tod eines Teenagers bei Polizeiverfolgung
- Mütter besorgt um Sicherheit ihrer Kinder und rufen zur Ruhe auf
- 17-jährige Tochter war mit verstorbenem Marvin befreundet, lebt teilweise im Heim
Am Dienstagmorgen ist im Lausanner Quartier Prélaz alles ruhig. Dennoch hat die Nacht in dem Stadtteil ihre Spuren hinterlassen. Schon die zweite Nacht in Folge kam es zu schweren Sachbeschädigungen und Krawallen. An einer mit Bändern umzäunten Bushaltestelle sind die Scheiben des Wartehäuschens zersplittert.
Etwas abseits sitzen zwei Frauen im Schatten auf einer Mauer eines kleinen Spielplatzes und unterhalten sich. Die Ereignisse des Vortags beherrschen das Gespräch. Maria* ist mit den Nerven am Ende. Sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen: Der Lärm, das Feuerwerk, die brennenden Mülltonnen und das Tränengas, das einem kaum atmen lässt. Die Frau mit portugiesischen Wurzeln will ihr Gesicht nicht in den Medien sehen. Sie sagt zu Blick: «Ich bin in der Gegend bekannt. Ich wohne seit etwa zwanzig Jahren hier, aber Sie können schreiben, dass ich wie alle Mütter in der Gegend sehr ängstlich bin und dass wir zur Ruhe aufrufen.»
Ihre 17-jährige Tochter war «sehr gut mit Marvin befreundet», dem Teenager, der nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei in der Nacht von Samstag auf Sonntag gestorben ist. «Sie trauert um ihn. Er war der Junge, der sie in der Schule verteidigt hat.» Die Jugendliche lebt halbtags bei ihrer Mutter und den Rest der Zeit in einem betreuten Heim. «Sie hat vor ein paar Jahren Probleme gehabt, sie hat angefangen, die Sau rauszulassen», seufzt die Mutter.
Mutter sucht «mit drei Masken als Schutz vor Tränengas» nach ihrer Tochter
Am Montagabend verbrachte ihre Tochter den frühen Abend bei ihr, bevor sie zurück ins Heim gehen wollte. Maria hatte ein schlechtes Gefühl. Ich habe ihr gesagt: «Wir sind hier alle empört, aber alles kaputtzumachen, das ist keine Lösung. Marvin wird nicht zurückkommen. Wenn er dich von da oben beobachten würde, wäre er mit dem, was du tust, nicht einverstanden.» Maria drohte ihrer Tochter sogar: «Wenn du rausgehst, rufe ich die Polizei. Du weisst, dass ich das kann.» Doch ihre Tochter setzt sich über die mütterlichen Warnungen hinweg.
«Mein Mutterherz hat einen Sprung gemacht», sagt Maria. Sie erzählt, dass sie sich hastig Kleidung und «drei Masken zum Schutz vor Tränengas» angezogen hat. Dann habe sie sich auf die Suche nach ihrem Teenager gemacht. «Ich habe sie schliesslich gefunden, als sie sich mit Freundinnen unterhielt. Sie hatte nichts Falsches getan.»
In Lausanne werden die Krawalle thematisiert. Viele Mütter versuchen, ihre Kinder zu sensibilisieren. Während in der Schule ein Lehrer mit den Kindern über die tragischen Ereignisse sprach, nahm sich eine Mutter auch die Zeit, mit ihren beiden Söhnen darüber zu sprechen. Vor allem mit dem älteren, bereits im Teenageralter befindlichen Sohn. «Ich wollte die Situation mit ihm klären. Wenn er eine Straftat begeht, muss er dazu stehen. Und wir werden ihn unterstützen. Wir werden als Eltern da sein. Aber Fahrerflucht mit den bekannten Folgen ist keine Option.»
«Das ist nicht der richtige Weg»
Vor einem Kindergarten holen zwei Mütter ihre Kleinkinder ab. Die eine stammt aus Guinea und hat sich vor einigen Monaten in der Gegend niedergelassen. Sie gibt zu, dass sie von den Scharmützeln in den zwei vorangegangenen Nächten schockiert ist. «Mein Jüngster, der erst vier Monate alt ist, hat angefangen zu zittern. Die beiden anderen im Alter von drei und fünf Jahren hatten grosse Angst.»
In der Nähe der lokalen Coop-Filiale gehen eine Mutter und ihr 21-jähriger Sohn David* eiligen Schrittes. «Er hat einen Termin bei der Arbeitsvermittlung», erklärt seine Mutter. Der 21-Jährige hat genug davon, zu reden und die Gewalt anzuprangern, die in der Gegend ausgebrochen ist. «Das ist nicht der richtige Weg. Meine Freunde und ich sind alle zu Hause geblieben.»
* Namen geändert
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