Darum gehts
- Schweizer Bildungssystem ermöglicht sozialen Aufstieg besser als in anderen Ländern
- Kinder aus bildungsfernen Familien haben gute Chancen auf hohe Löhne
- Studie der Universität Luzern zeigt geringeren Einfluss des Bildungsgrads auf Wohlstand
Der «American Dream», also der Wunsch, vom Tellerwäscher zum Millionär aufzusteigen, sollte eigentlich «Swiss Dream» heissen. Zumindest hat der Bildungsgrad in unserem Land einen deutlich geringeren Einfluss auf den finanziellen Wohlstand. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Luzern.
Demnach haben Kinder aus bildungsfernen Familien in der Schweiz trotzdem gute Chancen auf einen hohen Lohn. In anderen Ländern sei der Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen deutlich stärker.
«Das spielt aber für das Einkommen nicht so eine Rolle»
Als Grund nennt eine der Studienautorinnen gegenüber dem «Tages-Anzeiger» den dualen Bildungsweg in der Schweiz. Das bestätigt auch Nicole Meier, Ressortleiterin Bildung beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. «In Ländern mit starkem dualem Berufsbildungssystem (Lehre + Weiterbildung) ist die Einkommensmobilität signifikant höher. Die Schweiz ist ein Paradebeispiel: Die Berufsbildung ermöglicht sozialen Aufstieg auch ohne Universitätsabschluss», sagt Meier zu Blick.
Kinder aus wohlhabenden Haushalten gehen zwar öfter auf ein Gymnasium und dann auf die Universität. «Das spielt aber für das Einkommen nicht so eine Rolle, weil man eben auch mit einer Lehre später ein hohes Einkommen hat.» In den USA ist das zum Beispiel ganz anders. Da sind «eine gute Ausbildung und ein guter Lohn fast nur möglich, wenn die Eltern eine gute Ausbildung finanzieren können».
Vier Dinge sind entscheidend
Möglich ist das auch, weil es weiterführende Bildungswege nach der Lehre gibt. Und: Die Wirtschaft engagiere sich stark in der Bildung. «Sie stellt Lehrstellen bereit, bildet junge Menschen aus und investiert in die Abschlüsse der höheren Berufsbildung.» Das könne man gut an der tiefen Jugendarbeitslosigkeit und der insgesamt geringen Arbeitslosigkeit in der Schweiz sehen.
Die Expertin vom Arbeitgeberverband gibt vier Gründe an, was die Schweiz besser macht als Deutschland oder die USA.
- Das duale Berufsbildungssystem öffnet direkte Wege in gut bezahlte Berufe
- Der Schweizer Arbeitsmarkt belohnt berufliche Kompetenzen, nicht nur akademische Abschlüsse
- Frühzeitige Integration in den Arbeitsmarkt stabilisiert Einkommensentwicklung
- Strukturelle Offenheit zwischen Berufs- und Bildungswegen
Das klingt toll. Wird das aber auch in der Zukunft so bleiben? Meier: «Garantiert ist nichts. Wichtig ist, dass die Berufsbildung weiterhin eine hohe Anerkennung in der Gesellschaft, bei der öffentlichen Hand und in der Wirtschaft geniesst.»