Spur führt in die Schweiz
Prozess um riesigen Bitcoin-Betrug in Deutschland gestartet

In Deutschland startet ein Prozess gegen drei Männer und eine Frau. Sie sollen Tausende Anleger bei vorgeblichen Bitcoin-Geschäften um Millionen geprellt haben. Die Spuren reichen bis in die Schweiz. Und treffen hier auf den ehemaligen Sponsor des FC Schaffhausen.
Publiziert: 30.07.2025 um 17:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.07.2025 um 17:06 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Das Landgericht Erfurt (D). Drei Männer und eine Frau sollen Tausende Anleger in vorgeblichen Bitcoingeschäften um Millionen betrogen haben.
Foto: Google Maps/Screenshot

Darum gehts

  • Millionenbetrug mit Bitcoin: Komplexer Betrugsprozess in Erfurt beginnt
  • Rund 5000 Anleger in über 8000 Fällen um 127 Millionen Euro betrogen
  • Spuren führen in die Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Sandra_Marschner_Praktikantin News_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Es geht um Millionenbetrug, um wahnwitzige Versprechungen und ein Netzwerk, das sich über mehrere Länder erstreckt. Am Landgericht Erfurt (D) hat am Mittwoch ein komplexer Betrugsprozess begonnen. Tausende Anleger sollen in vorgeblichen Bitcoingeschäften getäuscht worden sein. Die Spuren reichen bis in die Schweiz. 

Bereits 2024 rückte die Berformance Group AG in den Fokus der Ermittlungen. Im Sommer 2023 hatte der FC Schaffhausen, der sich damals in einer finanziellen Schieflage befand, das Unternehmen noch als neue Hoffnung präsentiert.

Erste Zahlungsschwierigkeiten 2024

Man machte die Firma zum Hauptsponsor und benannte das Stadium nach dem Unternehmen. Berformance bezeichnet sich selbst als «Vertriebsdienstleister für digitale Zukunftstechnologien».

Anfang 2024 fingen jedoch die ersten Zahlungsschwierigkeiten an. Dann warnte die deutsche Finanzaufsicht Bafin. Der damalige Geschäftsführer des FC Schaffhausen, Jimmy Berisha (43), wandte sich bald darauf vom Unternehmen ab. Schon im März 2024 unterstützte ein anderer Hauptsponsor den Verein.

Schweizer Topleute von Berformance bereits 2024 verhaftet

Im Juni 2024 hatte die internationale Sonderkommission Midas unter Leitung des Thüringer Landeskriminalamts bei mehreren Razzien in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Tschechien und Litauen Wohnungen und Büros durchsucht.

Wie die «Republik» schreibt, sind damals sechs Topleute von Berformance verhaftet worden: drei in der Schweiz, drei in Deutschland. Unter ihnen auch CEO Christian Lux. 

Vorwurf des Betrugs bei vorgeblichen Bitcoingeschäften

Der Vorwurf der Behörden lautet gewerbs- und bandenmässiger Betrug. Wie der «Mitteldeutsche Rundfunk» (MDR) schreibt, sollen rund 5000 Anleger in über 8000 Fällen betrogen worden sein. Dabei habe man den Anlegern Produkte verkauft, die es nicht oder nur in geringem Umfang gegeben habe, zitiert der MDR die Staatsanwaltschaft Erfurt.

Kunden sollten Geld in die Pachtung von sogenannten Kryptoautomaten investieren, mit denen reales Geld in Bitcoin umgewandelt werden sollte. Und das zu völlig unrealistischen Renditen von 200 Prozent in drei Jahren, so der MDR. Auf diese Weise sollen sich die mutmasslichen Betrüger zwischen 2020 und 2023 um rund 127 Millionen Euro (etwa 118 Millionen Franken) bereichert haben.

Grosse Teile des Geldes wohl verjubelt

Der mutmassliche Betrugsfall hatte dabei ein grosses Ausmass angenommen – die Fahnder überprüften Konten in ganz Europa. Dabei stiessen sie jedoch auf Schwierigkeiten: Denn grosse Teile des Geldes seien spurlos verschwunden geblieben, berichtet MDR.

Belauschte Telefongespräche hätten schliesslich offenbart: 110 Millionen Euro (etwa 102 Millionen Franken) aus Kautionen sollen in Aktiengeschäften verjubelt worden sein.

Schweizer dementiert Vorwürfe

Drei der deutschen Geschäftsmänner und die Ehefrau eines Angeklagten stehen nun seit Mittwoch vor dem Landgericht Erfurt. Zudem sollen ein Schweizer und ein Österreicher Teil der mutmasslich betrügerischen Bande gewesen sein, gibt der MDR den Schluss der Staatsanwaltschaft aus der Anklageschrift wieder.

Der Schweizer gilt laut MDR allerdings als Beschuldigter in einem abgetrennten Verfahren im gesamten Komplex. Mehr Details gehen aus dem Bericht nicht hervor.

Das deutsche Medium zitiert aus dem Umfeld des Schweizer Investors, dass dieser die Vorwürfe dementiere. Stattdessen seien die Gelder aus den Kautionen in werthaltige Aktien geflossen. Seine Verteidigerin erklärt unterdessen, dass ihm weder Tatvorwürfe noch Ermittlungsakten bekannt seien. 

Im laufenden Verfahren gilt die Unschuldsvermutung.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?