Darum gehts
- Mutter klagt gegen Behörden nach Tötungsdelikt durch schizophrenen Sohn in Baar
- Angeordnete therapeutische Massnahme wurde trotz Rückfallgefahr vorzeitig beendet
- 42-jähriger Täter hatte bereits 2017 eine Frau in Baar angegriffen
Es ist ein unvorstellbarer Schicksalsschlag für die Zugerin. Ende Oktober 2024 findet die Polizei ihren Ehemann Daniel T.* (†72) tot in seiner Wohnung in Baar ZG. Der mutmassliche Täter soll ausgerechnet der gemeinsame Sohn Samuel T.* (42) sein.
Jetzt, fast genau ein Jahr danach, äussert sich die Mutter des Täters und Ehefrau des Opfers zum ersten Mal. Sie erhebt Anklage gegen die zuständigen Behörden, wie der «Bote der Urschweiz» berichtet. Die Tat hätte gar nie passieren dürfen.
Massnahmen früh beendet
Der mutmassliche Täter hatte bereits 2017 in Baar eine Frau angegriffen. Die damals 25-jährige Mutter wurde von Samuel T. spitalreif geprügelt. Wegen seiner Schizophrenie wurde er vor Gericht aber als schuldunfähig beurteilt. Eine therapeutische, stationäre Massnahme wurde angeordnet.
Als die Tat vor einem Jahr verübt wurde, war die angeordnete Massnahme aber schon wieder beendet gewesen. Dies, obwohl laut einem Gutachten, das dem «Boten der Urschweiz» vorliegt, eine Rückfallgefahr bestanden habe. Warum die Therapie trotzdem beendet wurde, ist bis heute nicht bekannt.
Mutter erhebt Anklage
Die Mutter geht nun gegen die Fachpersonen vor, die in die stationäre Massnahme ihres Sohnes involviert waren. Es soll genau geprüft werden, wie die Therapie abgelaufen ist und warum sie, trotz Rückfallgefahr, beendet wurde. Das Verfahren ist momentan hängig. Für die Mutter ist es belastend: «Da ich nicht Partei sei, werde ich nicht über das weitere Vorgehen informiert», klagt sie in einem Schreiben an die Zeitung. «Leider fühle ich mich bisher von den Behörden im Stich gelassen», fasst sie die Situation zusammen.
Täter war im Haus bekannt
Dass Samuel T. gegenüber seinem Vater gewalttätig werden könnte, kam für Freunde der Familie nicht unerwartet. Ein Nachbar des Opfers hätte sich schon vor der Tat monatelang vor dem Täter gefürchtet. «Immer wenn er Daniel T. besucht hat, hat es schlimmen Streit gegeben», sagte er damals zu Blick.
Andere Nachbarn berichteten sogar davon, dass der 42-Jährige sie schon bedroht hätte. Als ein Streit zwischen Vater und Sohn wieder einmal zu eskalieren drohte, wollten einige der Anwohner einschreiten. Danach stand plötzlich Samuel T. vor ihrer Wohnungstür.
Opfer war beliebt bei Nachbarn
«Er schrie rum, dass er mich und meine Familie vernichten werde. Wir hatten Todesangst», erzählte der betroffene Nachbar vor einem Jahr. Die Anwohnenden meldeten die Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn aber nie der Polizei. «Wir wollten Daniel T. nicht in den Rücken fallen.»
Das Opfer war beliebt im Mehrfamilienhaus. «Er war ein wirklich netter Mann. Es ist sehr schade und tragisch, dass er so sterben musste», meinte ein anderer Nachbar. In einem nahe gelegenen Schrebergarten besass der Getötete eine Parzelle. Auch dort war am Tag der Tat die Betroffenheit gross. «Wir haben oft zusammen im Garten geplaudert – zuletzt am Tag vor dem Tötungsdelikt. Ich bin schockiert und traurig», erzählte ein Gärtnerfreund von Daniel T.
* Namen geändert