Pferde im Stall, Schulden beglichen, Stimmung gereizt – jetzt schlägt Pius Schwizer zurück
«Das Ziel war, mich kaputtzumachen»

Springreiter Pius Schwizer tilgt seine Schulden nach dem umstrittenen Polizeieinsatz. Er kritisiert das aggressive Vorgehen der Behörden und den Pferdesportverband, der ihn aus dem Elitekader warf. Schwizer beteuert seine Unschuld.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Pius Schwizer ist erfolgreicher Springreiter. Finanziell gibt es aber immer wieder Ärger.
Foto: DUKAS

Darum gehts

  • Pius Schwizer zahlte Schulden zurück. Polizeieinsatz und Pferdebeschlagnahmung gingen voraus
  • Schwizer kritisiert Behörden und Pferdesportverband für aggressive Vorgehensweise
  • Forderungen im sechsstelligen Bereich standen im Raum
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Springreiter Pius Schwizer (63) bricht sein Schweigen. Auf seinem Hof in Oensingen SO kam es Mitte August zu einem Polizeieinsatz, bei dem mehrere Pferde beschlagnahmt wurden. Grund dafür waren Betreibungen und Schulden von rund 600'000 Franken. Der Olympia-Medaillengewinner fühlt sich ungerecht behandelt und holt im Blick zum verbalen und juristischen Gegenschlag aus gegen Behörden und Reitsport-Verband!

Die Vorwürfe gegen Pius Schwizer stehen schon länger im Raum. Bereits im Sommer 2024 wurden hohe finanzielle Forderungen publik. Alleine Brigitte Schreier (74) machte damals gegenüber Blick Forderungen von 223’000 Franken geltend. Damals mahnte Schwizer seine Gläubiger zur Geduld: Sie würden das Geld zurückerhalten.

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Pius Schwizer (63) ist seine Schulden los. Überraschend einigte er sich mit einigen seiner Gläubiger auf eine Rückzahlung.
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Am vergangenen Freitag schliesslich liess er seinen Worten, nach einem Polizeieinsatz auf seinem Hof, verspätete Taten folgen und zahlte ausstehende Schulden, wie Schwizer gegenüber Blick bestätigt.

Schwizer will seine Ruhe und übt Kritik

Weil die Sache mit der Rückzahlung der Schulden beendet ist, kann Schwizer jetzt frei reden – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: «Ich hatte das Gefühl, das Ziel war einfach, mich kaputtzumachen.» Die Leute hätten ihr Geld bekommen, und damit seien alle Vorwürfe und Betreibungen gegen ihn vom Tisch. «Jetzt will ich einfach nur noch in Ruhe gelassen werden.»

Nicht in Ruhe lassen will Schwizer allerdings das zuständige Betreibungsamt: «Wir werden sie anzeigen, und dann müssen die sich verantworten. Das Ganze war aus meiner Sicht absolut nicht gerechtfertigt.» Das Vorgehen der Behörden stösst ihm sauer auf: «Man kann doch nicht einfach auf einen Hof kommen, fremde Pferde beschlagnahmen und die Leute wie Schwerverbrecher behandeln.» Worauf er anspielt: Mindestens einer Person auf dem Hof seien vorübergehend Handschellen angelegt worden. Und: Mehrere beschlagnahmte Pferde gehören gar nicht dem Springreiter.

Pferdebesitzer doppelt mit Kritik nach

Zwei der abgezügelten Tiere gehören Lionel Aboudaram (65) aus Frankreich. Auch er kritisiert das Vorgehen der Behörden: «Ich hoffe, dass man erkennt, dass ein Pferd kein Möbelstück ist!» Die Beschlagnahmung beschreibt er als «beispiellos». Bereits zuvor hat er gegenüber Blick gesagt, dass er gegen die Behörden juristisch vorgehen wolle. Für ihn gehe eine höllische Woche zu Ende, sagt Aboudaram: «Wir haben unsere beiden Stuten zurückgeholt und bringen sie nach Frankreich. Pius hat offenbar einen Mäzen gefunden, um die Schulden zu begleichen.»

Zu allfälligen Financiers oder Details äussert sich auch Schwizer nicht, sagt nur: «Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, dass jetzt alles erledigt ist. Die ganze Geschichte war unnötig, wie ich stets beteuert habe.» Federführend bei der ganzen Geschichte seien zwei Gläubigerinnen gewesen, sagt er: «Ganz ehrlich: Ich habe den falschen Menschen vertraut. Ich dachte, ich könne mit deren Hilfe eine neue Anlage aufbauen, dabei hatten die Leute im Hintergrund wohl andere Gedanken.»

Eine seiner Gläubigerinnen, Brigitte Schreier, glaubt nicht daran, dass schnell Ruhe einkehren werde: «Ich glaube, es wird jetzt erst losgehen. Es liegt noch einiges im Argen, das geklärt werden muss.» Details möchte sie keine nennen, bestätigt aber, dass man sich mit Schwizer geeinigt habe: «Von den 223'000 Franken, die er uns schuldet, werden wir 210'000 zurückerhalten.»

Verband habe falsch gehandelt

Eine Rechnung bleibt aber noch offen: diejenige zwischen Schwizer und dem Pferdesportverband Swiss Equestrian. Letzterer warf ihn am 20. August medienwirksam aus dem Elitekader der Springreiter, wenige Tage nachdem der Polizeieinsatz publik geworden war: «Das war völlig unnötig. Ein totaler Fehlentscheid des Verbandes. Privates hat nichts mit dem Sport zu tun.» Schwizer wirft dem Verband Doppelmoral vor: «Wenn alles gut läuft, lassen sie sich mit einem fotografieren, wenn Probleme auftauchen, lassen sie einen aber fallen wie eine heisse Kartoffel.» Der Verband war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Ob es zu einer Wiederberufung ins Kader kommt, sei ihm aktuell egal: «Vorwerfen können sie mir jedenfalls nichts mehr.» Ob er nach dieser Kränkung wieder für den Verband reiten würde, lässt er offen.

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