Polizeieinsatz auf dem Hof von Springreiter Pius Schwizer
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Leservideo zeigt:Polizeieinsatz auf dem Hof von Springreiter Pius Schwizer

Behörden in der Kritik – Wurden bei Pius Schwizer die falschen Pferde beschlagnahmt?
«Das ist nichts anderes als Diebstahl!»

Ein französischer Pferdebesitzer behauptet, die Behörden hätten bei der Pfändung auf Schwizers Hof geschlampt. Er fordert die sofortige Rückgabe seiner Tiere und droht mit rechtlichen Schritten.
Publiziert: 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 14:07 Uhr
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Am Donnerstag wurden auf dem Hof von Pius Schwizer mehrere Pferde beschlagnahmt.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Polizeieinsatz auf Pius Schwizers Hof: Pferde wegen finanzieller Unstimmigkeiten beschlagnahmt
  • Pferdebesitzer behaupten, ihre Tiere wurden fälschlicherweise beschlagnahmt und fordern Rückgabe
  • Vorwürfe betreffen fünf Pferde
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Ein Polizeieinsatz auf dem Hof der Schweizer Springreitlegende Pius Schwizer (63) in Oensingen SO sorgte am Freitag für Schlagzeilen. Die Behörden beschlagnahmten dabei mehrere Pferde vom Hof des Olympiamedaillen-Gewinners. (Blick berichtete zuerst)

Hintergrund sind offenbar finanzielle Unstimmigkeiten zwischen Schwizer und anderen Pferdebesitzern. Es geht um Ausstände von mehreren Hunderttausend Franken. Der Springreiter soll sich nicht an vertragliche Abmachungen gehalten haben und deshalb verschuldet sein. Brigitte Schreier (75), eine der Gläubigerinnen, sagte Blick: «Pius Schwizer schuldet uns immer noch über 200'000 Franken.» 

Doch nun steht ein weiterer Vorwurf im Raum: Haben die Behörden am letzten Donnerstag einen Fehler gemacht? Wurden statt Schwizers Pferden die von anderen Besitzern beschlagnahmt, die bei ihm platziert waren? «Ja, genau das ist passiert», sagt Lionel Aboudaram (65), Pferdebesitzer aus Südfrankreich zu Blick. Er sagt: Zwei der beschlagnahmten Pferde gehörten eigentlich ihm. Er habe diese, wie andere auch, bei Pius Schwizer untergebracht und sie dort betreuen lassen. «So etwas ist in der Pferdeszene gang und gäbe.»

Massive Vorwürfe

Seit der Polizeiaktion auf Schwizer Hof hat Aboudaram keine ruhige Minute mehr. «Ich weiss nicht, wie es meinen Tieren geht, wo genau sie sind», sagt er. 

Die Vorwürfe des Unternehmers haben es in sich. Demnach habe das zuständige Betreibungsamt Thal-Gäu am Donnerstag Pferde einkassiert, die es gar nicht hätte mitnehmen dürfen. «Das ist ein Skandal, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit», sagt Aboudaram.

Konkret geht es um zwei Pferde des Franzosen, «Calla» und «Ferrari de Tilenn». Zudem sollen gemäss Aboudaram drei weitere Pferde beschlagnahmt worden sein, die nicht Pius Schwizer gehören. «Was die Behörden da gemacht haben, ist nichts anderes als Diebstahl! Keines dieser Tiere hat etwas mit Pius Schwizer und seinen Problemen zu tun», ärgert sich Lionel Aboudaram. 

«Nachweise erbracht»

Im Zuge des Betreibungsverfahrens gegen Pius Schwizer hatten die Behörden von Aboudaram im Juni verlangt, dass dieser den Nachweis erbringen müsse, dass die beiden besagten Stuten ihm gehören. Er sollte eine Besitzurkunde sowie einen Kaufnachweis vorlegen. Als Grund heisst es, dass die Gläubiger von Pius Schwizer seinen Besitzanspruch an den Tieren nicht anerkennen. «Das habe ich auch fristgerecht getan», beteuert Aboudaram. Er hat dem Betreibungsamt Kaufbelege und Zahlungsnachweis per Mail geschickt. Der entsprechende Schriftwechsel liegt Blick vor. 

Dennoch hätten die Behörden nun seine Tiere einkassiert. «Das ist ein klarer Rechtsverstoss», so Aboudaram. Er sei dabei, juristisch dagegen vorzugehen.

Besonders stört sich Aboudaram daran, dass die Polizeiaktion Auswirkungen auf die Gesundheit der Pferde haben könnte.

Pferd sediert

Denn gemäss den Informationen des Franzosen musste die Stute Calla für den Transport sediert werden – trotz schwerer Vorerkrankungen und laufender Therapien. «Ihre Beine waren stark angeschwollen, sie hätte dringend behandelt werden müssen. Stattdessen wurde sie betäubt», schildert er. Auch Ferrari, die an Asthma leidet und auf eine spezielle Langzeitbehandlung angewiesen ist, sei gefährdet.

Umso mehr stört sich Aboudaram daran, dass er bislang keine offiziellen Angaben zum Verbleib, zu den Transportbedingungen oder zur weiteren Betreuung erhalten hat. «Das ist vollkommen inakzeptabel», sagt er und fordert von den Behörden die sofortige Rückgabe seiner Tiere. Inzwischen hat er auch einen Schweizer Anwalt eingeschaltet. 

Die Solothurner Staatskanzlei schreibt zu den Vorwürfen des Franzosen auf Anfrage von Blick: «Die Klärung von Eigentumsansprüchen in betreibungsrechtlichen Pfändungsverfahren obliegt dem zuständigen Gericht.» Aus diesem Grund könne das Betreibungsamt auch keine Eigentumsverhältnisse klären. Weitere Auskünfte könnten im Rahmen eines laufenden Verfahrens keine erteilt werden. «Allerdings bestätigen wir, dass die beschlagnahmten Tiere wohlauf sind und entsprechend betreut werden.»

Pius Schwizer (63) selbst verweist ebenfalls auf das laufende Verfahren.

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