«Es gab einen Lieferstopp wegen interner Differenzen»
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Magenbrot-Marktfahrer:«Es gab einen Lieferstopp wegen interner Differenzen»

Beleidigungen, Lieferstopp – und jetzt ein Fall für die Justiz
Familienstreit in St. Galler Magenbrot-Dynastie eskaliert

Ein Marktfahrer und Magenbrotverkäufer macht ordentlich Stunk. Leidtragende: die bekannte Magenbrot Rohner AG aus Widnau SG. Nun wurde sogar die St. Galler Justiz aktiv und schickte dem Rowdy-Marktfahrer einen Strafbefehl.
Publiziert: 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 09:22 Uhr
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Marktfahrer Roger Rohner (57, M.) ist ein Neffe des Firmengründers.
Foto: Sandro Zulian

Darum gehts

  • Rohner-Magenbrot-Verkäufer in Skandal verwickelt. Strafbefehl wegen Drohung und Beschimpfung
  • Familienstreit eskaliert: Waffen abgegeben, Lieferstopp verhängt, dann wieder aufgehoben
  • Bedingte Geldstrafe von 5400 Franken plus 500 Franken Busse für Marktfahrer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandro ZulianReporter News

Diesen Marktschrei kennt die halbe Schweiz: «Rohner-Magenbrot!» Er stammt von freundlich lächelnden Verkäuferinnen und Verkäufern, die das Gebäck auf Jahrmärkten und Messen anbieten. Gerade im Herbst hat Magenbrot Hochkonjunktur, insbesondere an der Olma in St. Gallen.

Aber Rohners vermeintlich heile Magenbrotwelt wird aktuell von einem zünftigen Skandal durchgeschüttelt. Grund ist Roger Rohner (57) aus Diepoldsau SG. Der Marktfahrer ist ein Neffe des Gründers Max Rohner (†2010). Wie alle Marktfahrer betreibt er seinen Stand «Roger Rohner, Magenbrot & Confiserie» aber auf eigene Kasse und ist sein eigener Chef. Nur das Magenbrot bezieht er aus der Rohner-Produktion in Widnau SG.

Wegen Drohung und Beschimpfung erliess die Staatsanwaltschaft St. Gallen eben erst einen Strafbefehl gegen Roger Rohner. Was ist passiert?

Bei «alle umlassen» wurde es zu viel

«Huere Wi***er» soll er seinen Cousin, den Marktfahrer Patrick Rohner (47), im Mai dieses Jahres genannt haben. Patrick Rohner ist der Sohn des Rohner-Gründers Max Rohner und Geschäftsführer der Rohner Magenbrot GmbH in Rebstein SG (siehe Box). Er ist mit seiner Firma für den Vertrieb und den Verkauf des Magenbrots zuständig, während die Magenbrot Rohner AG in Widnau die Süssigkeiten herstellt.

Hat einen rechtskräftigen Strafbefehl wegen Drohung und Beschimpfung erhalten: Marktfahrer Roger Rohner (57, M.).
Foto: Sandro Zulian

Weiter schrieb Roger Rohner seinem Cousin und einem weiteren Kläger verschiedene drohende und beleidigende Nachrichten: «Ihr werdet einen schweren Feind haben.» Oder: «So du Sau.»

Als er schliesslich sagte, er werde «alle umlassen», war für Patrick Rohner eine Grenze überschritten. «Man muss sich nicht drohen lassen», sagt er zu Blick. Er erstattete Anzeige.

Rohner Magenbrot, Magenbrot Rohner und Roger Rohner – kurz erklärt

Der «Magenbrotrohner» aus Widnau SG ist einer der bekanntesten in der Schweiz und definitiv der grösste Hersteller der Süssspeise in der Ostschweiz.

In Widnau SG befindet sich die Produktion des Magenbrots. Die Firma in Widnau nennt sich Magenbrot Rohner AG, CEO ist seit 2019 Marcel Lutz (50). Gegründet wurde die Magenbrot Rohner AG 1956 von Max Rohner (†2010). 

In Rebstein SG gibt es die Rohner Magenbrot GmbH. Diese wird geführt von Patrick Rohner (47). Er hat sich auf den Verkauf der Schleckwaren spezialisiert, während die Magenbrot Rohner AG die Süssspeisen herstellt. Die beiden Firmen arbeiten eng miteinander. Geschäftsführer Patrick Rohner ist der Sohn von Gründer Max Rohner.

In Diepoldsau SG gibt es die «Rohner Roger, Magenbrot & Confiserie». Roger Rohner ist Marktfahrer und bezieht das Magenbrot bei der Magenbrot Rohner AG und der Rohner Magenbrot GmbH. Roger Rohner ist der Neffe des Magenbrot-Patrons Max Rohner.

Die Marktfahrer sind grundsätzlich selbständige Unternehmer, die im Namen von Rohner das Magenbrot verkaufen.

Der «Magenbrotrohner» aus Widnau SG ist einer der bekanntesten in der Schweiz und definitiv der grösste Hersteller der Süssspeise in der Ostschweiz.

In Widnau SG befindet sich die Produktion des Magenbrots. Die Firma in Widnau nennt sich Magenbrot Rohner AG, CEO ist seit 2019 Marcel Lutz (50). Gegründet wurde die Magenbrot Rohner AG 1956 von Max Rohner (†2010). 

In Rebstein SG gibt es die Rohner Magenbrot GmbH. Diese wird geführt von Patrick Rohner (47). Er hat sich auf den Verkauf der Schleckwaren spezialisiert, während die Magenbrot Rohner AG die Süssspeisen herstellt. Die beiden Firmen arbeiten eng miteinander. Geschäftsführer Patrick Rohner ist der Sohn von Gründer Max Rohner.

In Diepoldsau SG gibt es die «Rohner Roger, Magenbrot & Confiserie». Roger Rohner ist Marktfahrer und bezieht das Magenbrot bei der Magenbrot Rohner AG und der Rohner Magenbrot GmbH. Roger Rohner ist der Neffe des Magenbrot-Patrons Max Rohner.

Die Marktfahrer sind grundsätzlich selbständige Unternehmer, die im Namen von Rohner das Magenbrot verkaufen.

Damit nicht genug. Der Rowdy-Marktfahrer soll zu Hause auch noch Waffen gehortet haben. Einen Monat nach den bedrohlichen Nachrichten habe Roger Rohners Frau ihn angerufen und gefragt, was sie damit machen solle.

Er hat Roger Rohner angezeigt: Cousin Patrick Rohner (47), Geschäftsführer der Rohner Magenbrot GmbH und ebenfalls Marktfahrer.
Foto: Sandro Zulian

Patrick Rohner nahm die Pump-Action-Schrotflinte und das Luftgewehr an sich und gab sie auf einem Polizeiposten ab. Eine «Vorsichtsmassnahme», wie er sagt. Ob der Waffenbesitz für Roger Rohner ebenfalls Konsequenzen haben wird, entscheidet die Kantonspolizei in einem separaten Verwaltungsverfahren.

Wie aber konnte der Magenbrotstreit derart eskalieren?

Enfant terrible der Magenbrotwelt

Es ist nicht das erste Mal, dass Roger Rohner in den Medien erscheint. Im Sommer 2025 titelte die «Workzeitung» der Gewerkschaft Unia: «Chilbi-Fahrer treibt Schwangere ins Elend.» Er soll damals einer schwangeren Mitarbeiterin Monsterschichten von 14 und mehr Stunden gegeben haben. Eine ordentliche Lohnabrechnung und -auszahlung habe es nicht gegeben, der Lohn sei nur sporadisch gekommen. Nach einem Streit habe er sie schliesslich auf die Strasse gestellt – wörtlich. Denn er sei nicht nur ihr Arbeitgeber, sondern auch ihr Vermieter gewesen.

Damals liess die Magenbrot Rohner AG auf der Newsplattform «St. Gallen 24» verlauten: «Wir distanzieren uns ausdrücklich von Roger Rohner. Solche Geschichten sind uns gar keine Freude.» Und: «Roger Rohner bekommt kein Magenbrot mehr von uns.» Dieser Lieferstopp sorgte dann für den Streit und schliesslich für den Strafbefehl.

Die Staatsanwaltschaft brummte Roger Rohner eine bedingte Geldstrafe von 5400 Franken auf. Dazu kam eine Busse von 500 Franken. Zusammen mit Gebühren für Polizei und Staatsanwaltschaft wird eine Rechnung von 1200 Franken fällig. Der Entscheid ist rechtskräftig.

Familie will nur das Beste für den Rowdy-Marktfahrer

Trotz Anzeige gibt sich Patrick Rohner versöhnlich. Denn der Cousin habe nicht nur Probleme mit der Justiz, sondern auch in seinem Privatleben, lässt er durchblicken. «Ich will einfach, dass er wieder auf die Beine kommt. Er gehört schliesslich zur Familie.»

Blick fragt bei der Produktionsfirma, der Rohner Magenbrot AG in Widnau, nach. CEO Marcel Lutz (50) sagt: «Es gab im Sommer gegenüber Roger Rohner einen Lieferstopp wegen interner Differenzen. Es waren Sachen, die wir nicht akzeptieren konnten.»

Hat wenig Freude am Familienstreit: Marcel Lutz (50), CEO der Magenbrot Rohner AG, die das Magenbrot herstellt.
Foto: Sandro Zulian

Der Lieferstopp sei aber kurz vor der Olma wieder aufgehoben worden. «Wir konnten die Angelegenheit sehr anständig klären.» Roger Rohner habe einen neuen Verhaltenskodex unterschrieben und werde jetzt strenger kontrolliert.

«Man muss eine zweite Chance geben, jeder hat so eine verdient. Er hat aber von uns einen Denkzettel erhalten und diesen wohl auch verstanden», sagt Lutz. Schliesslich habe es jahrzehntelang keine Probleme gegeben, Roger Rohner und vor ihm dessen Vater bezögen bereits über 60 Jahre lang Magenbrot aus Widnau.

Blick besucht Roger Rohners Magenbrotstand am Olma-Jahrmarkt in St. Gallen. Zum Strafbefehl und zur Vorgeschichte will sich Roger Rohner nicht äussern. Er habe zu viel zu tun, winkt er ab. Einsichtig ruft er zum Schluss Blick aber nach: «Seid bitte nicht zu böse mit mir.»

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