«Ohne Altenrhein wären wir gar nie gekommen»
Die ganze Ostschweiz zittert um ihren Regionalflughafen – so wichtig ist der Mini-Airport

63 Millionen Franken Wertschöpfung und 600 Arbeitsplätze: Der Regionalflughafen St. Gallen-Altenrhein ist für das Rheintal und die ganze Ostschweiz ungemein wichtig. Doch jetzt steht der Mini-Airport vor dem Kollaps. Blick hat sich in der Region umgehört.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Der Flughafen St. Gallen-Altenrhein bietet immer noch Linienflüge für «normale» Gäste an.
Foto: Tino Dietsche

Darum gehts

  • Flughafen St. Gallen-Altenrhein droht das Aus. Wichtig für Rheintal und Wirtschaft
  • Bund plant Streichung der Flugsicherungsbeiträge ab 2027, gefährdet Flughafenbetrieb
  • Flughafen schafft jährlich 63 Millionen Franken Wertschöpfung und 600 Arbeitsplätze
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Der Flughafen St. Gallen-Altenrhein steht während des WEF immer mal wieder in den nationalen und internationalen Schlagzeilen. Viele Privatjets landen hier am kleinen Flughafen direkt am Bodensee. Per Helikopter oder Limousine gehts für die VIPs dann auf dem kürzesten Weg nach Davos. Aber der Regionalflughafen lebt nicht nur vom Januar und vom WEF. Gerade für das Rheintal ist er ungemein wichtig. Doch jetzt droht dem Mini-Airport das Grounding. 

Der Grund: Der Bund will ab 2027 keine Beiträge mehr an die Flugsicherung zahlen. Für St. Gallen-Altenrhein geht es um 4 bis 5 Millionen Franken pro Jahr. Fällt das Geld weg, droht der Kollaps! Ob Altenrhein doch noch Geld aus Bern erhält, entscheidet das Parlament in Bern im Dezember. Die Nervosität steigt, die Zeit drängt. Das merkt man in der Region. 

«Im Rheintal sind zahlreiche internationale Firmen tätig, die auf den Flughafen angewiesen sind», sagt Bruno Seelos (47), Gemeindepräsident von Widnau SG, im Gespräch mit Blick. Viele Unternehmen in exportorientierten Branchen hätten sich hier niedergelassen. «Sie stehen aufgrund der US-Zölle ohnehin schon unter Druck.» Der Flughafen sei auch für die länderübergreifende Region Alpenrhein-Bodensee sehr wichtig. Seelos: «Die Schliessung würde die Standortattraktivität international erheblich schädigen.»

So bedeutend ist der Regionalflughafen

Zu diesem Schluss kommen auch mehrere Experten. Gemäss einer Studie der Universität St. Gallen schafft der Regionalflughafen jährlich bis zu 63 Millionen Franken Wertschöpfung und rund 600 Arbeitsplätze. Damit sei Altenrhein «ein gewichtiger Pfeiler für den Industriestandort Rheintal, die Tourismusdestination Ostschweiz und den Finanzplatz Liechtenstein», schreiben die Studienautoren.

Auch der Arbeitgeberverband Rheintal (AGV) wird in einer grenzüberschreitenden Studie mit Partnern aus Vorarlberg und Liechtenstein deutlich: Jeder Arbeitsplatz am Flughafen sichere einen weiteren in der Region, jeder Euro generiere mehr als einen Euro in anderen Branchen. 84 Prozent der Wertschöpfung blieben im Rheintal. Das Fazit: Der Airport Altenrhein ist kein Luxus, sondern ein Produktivitätsmotor – gerade für exportorientierte Firmen.

In Altstätten SG, mit über 12'000 Einwohnerinnen und Einwohnern die grösste Stadt der Region, ist die Anspannung wie in Widnau zu spüren. Stadtpräsident Ruedi Mattle (53) warnt vor den Folgen. «Wir erachten es – insbesondere in der aktuellen Phase sehr herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen – als falsches Zeichen gegenüber der Wirtschaft, den Flughafen St. Gallen-Altenrhein zur Disposition zu stellen.» Mattle hält es für realistisch, dass sich bei einem Kollaps von St. Gallen-Altenrhein internationale Firmen in Zukunft anderswo niederlassen würden. «Das kann doch nicht im Interesse des Bundes sein», sagt er.

«Ohne Flughafen wären wir nie nach Rorschach gekommen»

Die Folgen träfen nicht nur das Rheintal, sondern auch die grössere Bodenseeregion. Der deutsche Schraubengigant Würth liess sich vor über zehn Jahren mit seinem Kulturhaus Forum Würth nur wegen des Mini-Airports in Rorschach SG nieder. «Der entscheidende Faktor war die Nähe zum Airport. Ohne diesen Standortvorteil wären wir nie nach Rorschach gekommen», sagte der deutsche Milliardär und Würth-Gründer Reinhold Würth (90) damals. 

Auch 2025 hat sich das für den Würth-Konzern nicht geändert. Auf Blick-Anfrage heisst es von einer Unternehmenssprecherin: «Wir würden es sehr begrüssen, wenn der Flughafen Altenrhein als wichtiger Teil der regionalen Infrastruktur erhalten bleibt. Er leistet einen wertvollen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Ostschweiz und zur internationalen Vernetzung von Unternehmen wie beispielsweise Würth.» 

Noch hebt in Altenrhein täglich der Linienflug nach Wien ab. Menschen wie die querschnittgelähmte ÖVP-Politikerin Heike Eder (37) sind darauf angewiesen. Doch über dem kleinen Flughafen sind die dunklen Wolken längst aufgezogen. Im Dezember kommts zum Showdown – nicht nur für St. Gallen-Altenrhein, sondern für eine ganze Region. 

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