Darum gehts
- Drei Rinder entkamen an der Olma und rannten durch St. Gallen
- Ein Rind wurde erschossen, zwei Kinder leicht verletzt
- Messeleitung bedauert den Vorfall
Eigentlich reichen der Duft von gebrannten Mandeln, der Geruch von Kühen und die zahlreichen Betrunkenen in St. Gallen aus, dass jede und jeder merkt: Es ist Olma-Zeit. Am Mittwoch wurde es vielen Leuten aber noch ein bisschen klarer: Drei ausgebrochene Rinder rannten durch den St. Galler Jahrmarkt!
Es passierte kurz nach 15 Uhr, wie die Stadtpolizei St. Gallen schreibt. Die drei Rinder büxten «im Bereich der Olma-Arena» aus, wie die Messe auf Anfrage sagt. Danach rannten sie durch den Jahrmarkt. Die Bilanz der Stadtpolizei: zwei leicht verletzte Kinder und mehrere umgestossene Personen. So stand ein Tier einem zweijährigen Mädchen auf den Fuss, ein sechsjähriger Knabe wurde umgestossen und an den Lippen verletzt.
Die Rinder rannten bis an den Stadtrand, wo eines gefangen werden konnte. Ein weiteres wurde im Bereich der Notkersegg gefangen, eines schaffte es bis fast an die Kantonsgrenze zu Appenzell Ausserrhoden. Da dieses Tier gemäss Polizei «sehr aggressiv» war, wurde es von einem Wildhüter in Absprache mit dem Besitzer am Abend erschossen.
«Die Rinder hatten echt Angst»
Am Tag danach erinnert nichts mehr an den Irrlauf der Rinder. Die Marktfahrerinnen und Marktfahrer geschäften, die Klänge der Fahrgeschäfte mischen sich in den Lärm der vielen Besucher.
Christoph (17) arbeitet an der Olma an einem Brezelstand. «Die drei Rinder sind vorbeigerannt und haben einen Opa umgehauen», sagt er. Er beobachtete die Szene kurz nach seinem Schichtende. «Ich war ein bisschen geschockt», sagt er. Denn er sah auch eines der verletzten Kinder. Es sei von Polizisten umringt gewesen und habe «aus der Nase und aus dem Mund geblutet.» Gemäss Christoph sahen die Rinder ängstlich aus: «Sie sind nicht auf Menschen zugerannt, sie hatten echt Angst.» Weit hinter den Rindern kam dann die Verfolgung: «20 Bauern und zehn Polizisten sind hinterhergerannt.»
«Leute sind verspickt»
Fast zu schnell ging es Marktfahrer Martin (66). Er arbeitet am «Puralpina»-Stand an der grossen Jahrmarktsmeile. «Ich habe von den Rindern gar nichts mitbekommen, nur vom Gedränge mit Securitas, Polizei und Bauern», sagt er. «Man merkte eine Hektik in der Gasse. Die Polizei gab sich viel Mühe, dass es nicht eskaliert.»
Dass Kinder verletzt und ein Rind geschossen werden musste, macht ihn traurig. «Zum Glück ist nicht mehr passiert.» Am Markt gebe es schon die ersten Gerüchte, wie die Tiere freigekommen seien: «Es ist nur eine Vermutung: Aber ich denke, sie wollten die Rinder in eine Transportbox tun, so ist es dann passiert.»
Ein weiterer Marktfahrer, Roland (59), verkauft hier Hüte. Er ist jede Olma hier. Wenn niemand verletzt worden wäre, wäre der Anblick «ziemlich lustig» gewesen, sagt er gegenüber Blick. «Die Leute sind regelrecht verspickt, eine Frau wurde umgeworfen. Zum Glück hat es ihr nichts gemacht.» Sein Fazit: «Eine traurige Sache. Für die Menschen und das Rind.»
Olma: «Bedauern den Vorfall ausserordentlich»
Auf Anfrage von Blick äussern sich auch die Olma Messen betroffen. «Die Olma Messen St. Gallen bedauern den Vorfall ausserordentlich», sagt Katrin Meyerhans, Leiterin Produkte. «Das Wohl unserer Besuchenden und der Tiere hat für uns oberste Priorität.» Die Messe stehe mit der Polizei im engen Austausch. «Unser Stallteam und die Sicherheitskräfte handelten umsichtig und im Sinne der Sicherheit aller Beteiligten.»
Dass es nun Menschen gibt, die eine tierlose Messe fordern, ist der Olma klar. Meyerhans: «Die Olma versteht sich seit jeher als Plattform für den Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft.» Es sei dabei wichtig, den Menschen einen realistischen und respektvollen Einblick in die Tierhaltung zu ermöglichen. «Das Tierwohl hat dabei oberste Priorität. Wir überprüfen laufend unsere Konzepte und entwickeln sie weiter. Eine Messe ohne Tiere ist derzeit nicht geplant.»
Derweil klärt die Stadtpolizei St. Gallen, was an diesem Mittwochnachmittag an der Olma genau geschehen ist.