Darum gehts
- Brand der Olma-Halle 7 im Jahr 2000 bleibt ungeklärt
- Ex-Olma-Direktor René Käppeli sicher, dass die Halle angezündet wurde
- Über 300 Einsatzkräfte kämpften damals gegen das Feuer, der Schaden ging in die Millionen
«Am föfi im Sibni» – dieser Spruch ist auch im Jahr 2025 noch vielen Olma-Besuchern geläufig. Früher traf man sich an der grössten Schweizer Publikumsmesse, die in diesem Jahr noch bis Sonntag läuft, um Punkt 17 Uhr in der Halle 7, der Degustationshalle.
Die «Fress- und Saufhalle», wie sie im Volksmund genannt wurde, war die heisseste Halle an der Olma. In mehrerlei Hinsicht: Hier ging man hin, um Freunde zu treffen, um Party zu machen. Heiss war die Halle aber auch, weil dort drin zu Spitzenzeiten mit über 5000 Menschen beinahe 30 Grad herrschten.
Am 22. Oktober 2000 wurde es in der Halle 7 aber mit Abstand am heissesten. An diesem Sonntag, dem Abschlusstag der Olma, ging um 22.47 Uhr bei der St. Galler Feuerwehr der Alarm ein: «Halle 7 brennt.» Ein Grossaufgebot von über 300 Einsatzkräften aus St. Gallen und vier umliegenden Gemeinden fuhr ein. Es brachte nichts: Die leere Halle 7 brannte komplett ab, die Aufnahmen von damals sind erschütternd. Übrig blieb ein Trümmerfeld. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Über 700'000 Liter Wasser, oder 10 Prozent des täglichen Wasserverbrauchs der Stadt, wurden in das Flammenmeer gegossen. Medien in der ganzen Schweiz berichteten über das Grossereignis. Der Neuwert der Halle wurde damals auf 5,4 Millionen Franken geschätzt. Der Sachschaden der Aussteller, deren Stände damals samt und sonders verbrannten, ist dabei nicht eingerechnet.
Die Halle 7 spaltet Olma-Fans
Nicht einmal ein Jahr nach dem Brand schien die Sache scheinbar gegessen. Im damals letzten Zeitungsartikel zur Brandursache vom August 2001 sagte der zuständige Untersuchungsrichter dem «St. Galler Tagblatt», dass «mit grosser Wahrscheinlichkeit sowohl Brandstiftung als auch ein technischer Defekt als Brandursache ausser Betracht fallen». Eine Ermittlung wegen «fahrlässigen Verursachens einer Feuersbrunst» gegen unbekannt sei eingestellt worden. Brandursache von offizieller Seite: unklar, bis heute.
Doch die Halle 7 liess die St. Gallerinnen und St. Galler nicht los. Ein Vierteljahrhundert später fragt man sich während der Olma immer wieder: Was ist an diesem Abend im Jahr 2000 wirklich geschehen? Einige glauben an die offizielle Variante und damit an Fahrlässigkeit oder Zufall. Es sei ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die dringend sanierungsbedürftige Holzhalle aus den 1950er-Jahren Feuer fangen würde.
Andere sind überzeugt: Jemand hat die Halle angezündet, es war Brandstiftung. Um das alte Gebäude endlich loszuwerden. Denn: Niemals hätten die Hardcore-Fans des «Sibni» es zugelassen, dass man die Halle regulär abreisst, so die Mutmassung.
«Leerer Benzinkanister und offene Tür»
25 Jahre später packt der damalige Olma-Direktor im Blick aus – und redet Klartext. René Käppeli (89), Olma-Direktor von 1983 bis 2001, sagt am Ort des Geschehens, der heute Parkplatz und Eventlocation ist: «Diese Halle wurde angezündet. Ganz eindeutig.» Bislang habe ihm niemand einen Grund nennen können, der seine Überzeugung ins Wanken gebracht hätte.
Diese Worte vom früheren Olma-Direktor, der beim Brand vor Ort war, sind bemerkenswert. Noch nie äusserte sich Käppeli zum Brand derart ausführlich in den Medien.
Käppeli war einer der Letzten, der die Halle vor 25 Jahren nach Messeschluss zusammen mit den Sicherheitskräften verliess. Er wohnt in unmittelbarer Nähe und hetzte zurück, als er eine «spitze, rote Flamme» über der Halle sah. Für ihn das erste Indiz für eine Brandstiftung.
Vor Ort machte er weitere, eindeutige Beobachtungen: «Ich habe Beweise gefunden. Einen leeren Benzinkanister neben einer offenen Tür zur Halle.» Als er nach Messeschluss die Halle verliess, sei diese Tür abgeschlossen gewesen. «Als ich dann zurückkam, stand sie offen.» Für Käppeli ist klar: «Es war Brandstiftung.»
Eine weitere Ungereimtheit: «Ich wurde nie befragt. Weder von Polizei noch von der Feuerwehr. Ich habe öfter nachgefragt, aber nie eine Antwort bekommen.» Im Jahr darauf trat er als Olma-Direktor zurück – und schwieg jahrelang.
Wer aber könnte die Halle 7 angezündet haben? «Ich habe eine Vermutung. Aber ich sage sie nicht, das gäbe ein Riesenzeug und viel Widerspruch», sagt Käppeli geheimnisvoll.
Olma: «Der Brand war eine Chance»
Blick hat bei der aktuellen Messeleitung nachgefragt. Dort spricht man mässig gerne über die Halle 7. Ein Videointerview wird abgelehnt, der Fragenkatalog schriftlich und knapp beantwortet. Zu einer möglichen Brandstiftung sagt Katrin Meyerhans, Leiterin Produkte der Olma Messen, lediglich: «Die Brandursache konnte nie geklärt werden. Es war ein grosses Glück, dass weder Mensch noch Tier zu Schaden kamen.»
Der Verlust sei riesig gewesen: «Die Olma verlor damals mit dem Brand eine der bedeutendsten Hallen, die für viele Besuchenden einen hohen emotionalen Wert hatte.» Rückblickend sei die Katastrophe der Halle 7 aber Glück im Unglück gewesen, sagt Meyerhans: «Der Brand war tatsächlich eine Chance, die Degustationshalle mit neuer, modernisierter Infrastruktur neu aufzubauen.»
So oder so: Die Gerüchte um eine mögliche Brandstiftung flammen wieder auf.