Darum gehts
- AKW Beznau reduziert Leistung wegen hoher Aare-Temperaturen auf 50 Prozent
- Massnahme basiert auf Zwischenverfügung des Bundesamts für Energie von 2019
- Bei 25 Grad Wassertemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen droht Abschaltung
Die Schweiz schwitzt. Temperaturen weit über 30 Grad lassen derzeit nicht nur Mensch und Tier ächzen – auch unsere Flüsse geraten an ihre Belastungsgrenze. Die Aare ist bereits so warm wie selten zuvor. Besonders betroffen: das AKW Beznau. Weil das Kraftwerk zur Kühlung Wasser aus der Aare nutzt und dieses nach der Nutzung leicht erwärmt zurückfliesst, steigt die Temperatur des Flusses weiter – mit gravierenden Folgen für das Ökosystem.
Deshalb greift Betreiber Axpo jetzt ein: Seit Sonntag laufen beide Blöcke des AKW Beznau nur noch mit halber Leistung. So soll verhindert werden, dass sich das Wasser der Aare weiter überhitzt. Gemessen wurden unterhalb des Kraftwerks bereits 25 Grad – ein kritischer Wert für viele Wasserlebewesen.
Stromversorgung wäre nicht gefährdet
Die Massnahme basiert auf einer Zwischenverfügung des Bundesamts für Energie (BFE) aus dem Jahr 2019. Sie wurde als Reaktion auf den Hitzesommer 2018 erlassen. In der Verfügung heisst es klar: Wenn die gesetzliche Temperaturlimite für Fliessgewässer von 25 Grad erreicht wird, muss das AKW seine Leistung auf 50 Prozent senken.
Wird diese Schwelle an drei Tagen hintereinander überschritten – und sind weitere heisse Tage zu erwarten –, könnte das Kraftwerk sogar ganz heruntergefahren werden. Voraussetzung: Die Stromversorgung der Schweiz wäre dadurch nicht gefährdet.
Axpo betont, man sei technisch und organisatorisch vorbereitet, das AKW bei Bedarf geordnet vom Netz zu nehmen. Noch sei dieser Schritt aber nicht nötig. Die Leistung wurde bereits in den Tagen vor Sonntag schrittweise reduziert, da die Temperaturen der Aare kontinuierlich anstiegen.
Kein Risiko für Kernkraftwerke
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) beruhigt derweil: Die aktuelle Hitzewelle stelle aus sicherheitstechnischer Sicht kein Risiko für Schweizer Kernkraftwerke dar. Auch bei Lufttemperaturen über 40 Grad seien die Anlagen betriebssicher.
Beznau ist jedoch besonders anfällig – wegen seiner Bauweise. Im Gegensatz zu Gösgen und Leibstadt verfügt das älteste AKW der Welt über keinen Kühlturm. Stattdessen wird die überschüssige Wärme direkt mit Flusswasser abgeleitet. Gerade in Hitzeperioden führt das zu Herausforderungen: Das bereits warme Wasser darf nicht noch weiter aufgeheizt werden.
Die Axpo betont, dass die Reduktion ein geplanter Schritt sei, um die Aare zu schützen – und dass man die Lage laufend beobachte. Denn: Noch ist der Sommer lang.