Sie wurde von Gastro-Boss Roberto Giovanoli (35) belästigt – jetzt spricht Berta F. (33)
«Ich traue mich kaum nach draussen»

Die obszönen Chatnachrichten des Bündner Gastronomen Roberto Giovanoli (35) an seine Angestellte Berta F. (33) schlagen derzeit hohe Wellen. Er wehrt sich gegen den Vorwurf der sexuellen Belästigung, schiesst zurück. Indes leidet Berta F. unter den Folgen.
Publiziert: 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 19:38 Uhr
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Berta F. (33) wurde über Monate hinweg von ihrem Chef Roberto Giovanoli belästigt.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Berta F. litt unter sexueller Belästigung durch ihren Chef Roberto Giovanoli
  • Giovanoli schickte obszöne Nachrichten und machte sexistische Bemerkungen am Arbeitsplatz
  • Berta F. arbeitete 15 Tage am Stück und kündigte vor einem Jahr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die letzten paar Jahre ihrer Karriere in der Gastro-Branche fasst Berta F.* (33) in einem einzigen Wort zusammen: Angst. Angst vor ihrem Chef Roberto Giovanoli, der ihr ständig obszöne Nachrichten schickte. Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie sich dagegen wehrte. Angst, ihm zu begegnen, nachdem sie doch gekündigt hatte.

Letzte Woche hat die Unia-Zeitschrift «Work» die Chatauszüge publiziert. Sie zeigen, wie Roberto Giovanoli Berta F., damals Leiterin eines seiner Restaurants, wiederholt bedrängt. Auf Kritik, wie dass sie schon seit 15 Tagen durcharbeite, reagierte Giovanoli etwa mit: «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt.»

«Job war grosse Chance»

Berta F. ist Italienerin, arbeitet 2021 eine Saison lang für Giovanoli und dessen Unternehmen Plan-B Kitchen. Nach einer Pause bietet er ihr eine Stelle als Restaurant-Managerin an. «Das war eine grosse Chance für mich», erinnert sich die 33-Jährige. «Seine Restaurants hatten einen guten Ruf und ich wollte diese Position für meinen Lebenslauf.»

Giovanoli habe ständig sexistische und belästigende Sprüche geklopft. Berta F. erzählt von einem Bankett für 160 Personen, das sie organisiert hatte. «Ich richtete mit einem Mitarbeiter den Saal und die Dekoration her.» Dann sei Giovanoli zur Kontrolle vorbeigekommen – und nicht zufrieden gewesen. «Statt konstruktiver Kritik warf er dem Mitarbeiter vor, er sei nicht fähig zu überlegen, weil er sich nur damit beschäftige, mit mir Sex zu haben», so Berta F. «Das war frei erfunden, ich hatte kein Verhältnis mit ihm.»

«Wollte organisatorische Sachen klären»

Nicht nur sie, auch andere Mitarbeiterinnen hätten unter den Kommentaren des Chefs gelitten. «Ich und auch einige meiner männlichen Kollegen haben Roberto oft gesagt, dass er seine Angestellten nicht so behandeln dürfe», betont Berta F. «Doch er wollte davon nichts wissen.»

Die Situation habe sie zunehmend belastet. Auch, weil ihre Wohnung gleich neben Giovanolis Büro war. Sie kommunizierten ständig, während und nach der Arbeit. «Mir war wichtig, meinen Job gut zu machen. Doch oft kamen diese sexuellen Sprüche genau dann, wenn ich eigentlich eine wichtige organisatorische Sache klären wollte», erzählt Berta F.

Als sie ihren Chef etwa darauf hinwies, er habe ihr vieles gar nie erklärt und stauche sie nun zusammen, wenn sie es unwissend falsch mache, reagierte er mit: «Frag mich nächstes Mal doch, wie man einen Blowjob macht, dann zeige ich es dir gerne.»

Giovanoli schiesst zurück

Roberto Giovanoli weist den Vorwurf der sexuellen Belästigung von sich. Gegenüber Blick verteidigt er sich: «Berta F. hat mit dem Flirten angefangen!» Seine Nachrichten seien nur «dumme Sprüche» gewesen. «Es ist sehr weit hergeholt, dass sie sich davon wirklich belästigt gefühlt hat», so Giovanoli. Schliesslich habe Berta F. auch «zweideutig» zurückgeschrieben.

Die ehemalige Managerin erklärt: «Ich wollte ihm so beweisen, dass er mich nicht einschüchtern, nicht kontrollieren kann.» In Wirklichkeit aber habe die Angst sie krank gemacht. «Ich ging zum Arzt, weil ich nicht schlafen konnte, und liess mir ein Zeugnis geben. Einfach, damit ich ihm nicht mehr begegnen muss.»

Vor einem Jahr kündigte sie schliesslich, zog weg. Doch die Angst lässt sie nicht los. «Auch heute noch traue ich mich kaum nach draussen, gehe nur zur Arbeit und dann direkt wieder heim», erzählt Berta F. Dass sich nun auch andere Mitarbeiter kritisch gegenüber Giovanoli geäussert und rechtliche Schritte eingeleitet hätten, gebe ihr etwas Hoffnung: «Ich weiss jetzt immerhin, dass ich nicht alleine bin.»

*Name geändert 

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