Darum gehts
- Blitzer in der Schweiz: Ärgernis für Autofahrer, wichtiges Instrument für Verkehrssicherheit
- Getarnte, schnelle und fleissige Blitzer sorgen für Schlagzeilen und Diskussionen
- Zürich führt mit 73 fest installierten Anlagen, gefolgt von Bern mit 48
Sie sollen sicherstellen, dass die vorgegebene Geschwindigkeit im Strassenverkehr auch tatsächlich eingehalten werden: Radar- oder Lasermessgeräte, im Volksmund Blitzer genannt. Neben dem Ärger bei den erwischten Autofahrern sorgen die Kästen selbst auch immer wieder für Schlagzeilen. Hier sind die zehn umstrittensten Blitzer in der Schweiz.
Der Umsatzstärkste
Obwohl es im Kanton Aargau nur einen einzigen fixen Blitzer gibt, ist dieser ständig Gegenstand der Politik. Der Kasten steht seit dem Jahr 2020 in Baden AG. Schon zu Beginn klagte die Stadt gegen den Kanton, der den Blechpolizisten verbieten wollte – und gewann. Der Grosse Rat kippte dann im Jahr 2023 eine Bewilligungspflicht für solche Blitzer, sodass Gemeinden künftig ohne kantonale Genehmigung agieren können.
Im Moment läuft eine Initiative mit dem Titel «Blitzerabzocke stoppen», die die Bewilligungspflicht erneut einführen will. Der Blitzer an der Gstühl-Kreuzung brachte der Stadt Baden 2023 eine Bussensumme von insgesamt 1,6 Millionen Franken ein – und war damit die umsatzstärkste Radaranlage der Schweiz.
Der Schnellste
Die heftigste Geschwindigkeitsübertretung in diesem Jahr dürfte bislang ein Blitzer im Kanton Bern gemessen haben. Ein 26-jähriger Autofahrer geriet Ende Mai auf der Autobahn bei Münchenbuchsee BE mit einer Geschwindigkeit von 268 Stundenkilometer in eine Radarkontrolle.
Nach Abzug der gesetzlichen Toleranz war er damit 143 Stundenkilometer zu schnell unterwegs. Der Fahrer wurde verhaftet, das Auto beschlagnahmt.
Der doppelt Belastete
Besonders viel hat ein Blitzer im Kanton Zürich zu tun – und zwar jener im Gubristtunnel. Dieser erwischt insgesamt bis zu 19'000 Verkehrssünder pro Jahr, auf allen Spuren.
Doch nicht nur Geschwindigkeitsübertretungen hat der Blitzer auf dem Schirm. Er schaut auch dazu, dass niemand die Rotlichtphasen im Tunnel ignoriert. Im Gubrist gilt also: doppelte Vorsicht. Denn die Zeit zu reagieren ist oftmals sehr knapp.
Der Bestgetarnte
Vor kurzem sorge ein mit Kunstrasen verkleideter Blitzer in Horgen ZH für heftige Diskussionen. Eine Anwohnerin sagte gegenüber Blick: «Das ist Abzocke und Schikane.» Die Gemeinde hielt dagegen: «Die Tarnung dient nicht zur Irreführung, sondern um reales Fahrverhalten zu messen. Sichtbare Blitzer führen zu situativer Anpassung, was die Daten verfälscht.»
Es gehe der Gemeinde nicht um das Kassieren von Bussen, sondern um die Verkehrssicherheit.
Der Schlauste
Einer der smartesten Blitzer steht in der Stadt Zürich, in der Langstrasse. Er kontrolliert sehr gut versteckt vollautomatisch ein Fahrverbot auf 40 Metern der Zürcher Partymeile. Hier ist tagsüber zwischen 5:30 bis 22 Uhr die Durchfahrt untersagt.
Ausgenommen sind Busse, Fahrräder und Taxis. Fahren andere Motorfahrzeuge durch, kostet es 100 Franken pro Verstoss.
Der Grenzgängerschreck
Im jurassischen Lucelle erwischte im Dezember 2024 eine Radarkontrolle innerhalb weniger Stunden 211 Grenzgänger, die vor dem Zollposten die erlaubten 20 km/h überschritten hatten. Diese ungewöhnlich tiefe Geschwindigkeitsbegrenzung ist kaum bekannt und war nicht ausgeschildert – viele Grenzgänger fühlten sich deshalb überrumpelt.
Die Rede war von einem «einem gut geplanten Hinterhalt», der eher der Bussenmaximierung als der Verkehrssicherheit diene. Die Polizei betonte hingegen, die Kontrolle sei legal und notwendig, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Der Illegale
Anfang des Jahres 2024 schaffte die Walliser Kantonspolizei ein halb-mobiles Radargerät an. Der Blitzer kam daraufhin im ganzen Kanton zum Einsatz. Doch die Freude darüber hielt nicht lange an. Im Mai 2024 versuchten Unbekannte, das Gerät in Brand zu stecken.
Das 300'000 Franken teure Gerät stand zum Zeitpunkt des Vandalenaktes in Susten VS. Doch damit nicht genug. Später wurde bekannt, dass der Blitzer nicht nur Geschwindigkeiten misst, sondern auch den öffentlichen Raum filmt. Dafür gab es jedoch keine gesetzliche Grundlage. Der Datenschützer musste einschreiten.
Der Eigenwillige
Im April dieses Jahres entwickelte ein Blitzer in Grenchen SO ein Eigenleben. Zum Ärger vieler Autofahrer. Der Blechpolizist blitzte wahllos drauf los. Eine Debatte in den sozialen Medien war die Folge.
Die Polizei erklärte, es handle sich um einen technischen Defekt. Für die Dauer der Störung habe man auf eine Auswertung des Bildmaterials verzichtet.
Der Zerstörte
Ganz unmöglich fand im Jahr 2019 ein Mann einen Blitzer in Winterthur ZH. Weil das Gerät ihn zuvor mit 100 km/h statt der erlaubten 40 geblitzt hatte, mähte der damals 31-jährige Spengler den Blitzer mit seinem BMW einfach um. Dumm nur: Das Gerät war nicht vollständig kaputtgegangen.
Es entstand ein Sachschaden von 100'000 Franken. Die Aktion kam den Spengler teuer zu stehen. Vor Gericht wurde er 2021 zu einer Freiheitsstrafe von 22 Monaten verurteilt, sechs davon musste er absitzen.
Die Gefälschten
In Bennau SZ wurden im Jahr 2022 die Autofahrer auf 280 Meter von nicht weniger als drei Radargeräten ins Visier genommen. Doch nur einer davon war echt! Die beiden anderen Fake-Blitzer hatten Anwohner aufgestellt, um sich vor dem zunehmenden Strassenlärm zu schützen.
Die Sache gefiel nicht allen. Die Polizei schaltete sich ein, und auch Autofahrer kümmerten sich um die falschen Blitzer: Sie wurden mit dem Wort «Fake» beschmiert.