Darum gehts
- Getarnter Blitzer in Horgen ZH sorgt für Ärger bei Anwohnern
- Kunstrasen-verkleideter Blitzer fügt sich unauffällig in die Umgebung ein
- 2021 gab es einen ähnlichen Fall mit einem Blitzer auf einem Lieferwagen
Unscheinbar, grün und – wenn man auf Autofahrer hört – richtig fies: In Horgen ZH sorgt ein mit Kunstrasen verkleideter Blitzer derzeit mächtig für Ärger. Am Donnerstag wurde er in der Gemeinde am Zürichsee erstmals gesichtet. Aufnahmen zeigen, wie das Gerät unauffällig am Strassenrand steht. Mit der grünen Farbe fügt es sich perfekt in den sich dahinter befindenden Busch ein.
Mehreren Anwohnern stösst die Verkehrsmassnahme sauer auf. «Das ist doch reine Abzocke», sagt Leser Jannic B.* entrüstet zu Blick. «Der Blitzer ist für Autofahrerinnen und Autofahrer kaum erkennbar. Das ist doch reine Schikane!» Der Leser fragt sich: «Wenn man Blitzer schon verstecken muss, hat das dann noch etwas mit Prävention zu tun? Oder geht es nur noch darum, möglichst viele Bussen zu kassieren?»
Das sagt die Gemeinde Horgen
B. ist nicht der Einzige, der sich nervt. Leser Thierry Mataré (20) meint: «Das ist wirklich eine Schweinerei! Immer heisst es, Blitzer dienen der Verkehrssicherheit und dann tarnt man sie so, dass ja niemand sie sieht. Das hat nichts mehr mit Sicherheit zu tun.»
Auf Anfrage nimmt die Gemeinde Horgen zum Rasen-Blitzer Stellung. «Mit verdeckten Geschwindigkeitsmessungen wird ein unverfälschtes, aussagekräftiges Ergebnis erreicht. Sichtbar platzierte oder auffällig gestaltete Geräte führen erfahrungsgemäss dazu, dass Verkehrsteilnehmer ihr Verhalten situativ anpassen – insbesondere an bekannten Messstellen.» Dies will man mit dieser Massnahme verhindern.
Hinzu kommt: Die Tarnung werde selten angewendet. «Sie kommt bei schwierigen Kontrollörtlichkeiten, wie etwa an der betroffenen Zugerstrasse vor einem exponierten Fussgängerstreifen zum Einsatz», erklärt der stellvertretende Gemeindeschreiber Thomas Guntli.
Nicht der erste Tarn-Blitzer
Angesprochen auf die Kritik der Verkehrsteilnehmer, antwortet die Gemeinde: «Der Auftrag der Polizei ist es, nicht nur repressiv, sondern auch datenbasiert zu arbeiten.» Nur durch solche Massnahmen erhalte man ein realistisches Bild der Gesamtsituation und könne Massnahmen planen. «Die grüne Beklebung dient somit keiner Irreführung, sondern einem sachlich gerechtfertigten Zweck im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrags.» Der Einsatz der Geschwindigkeitsmessgeräte erfolge grundsätzlich immer nach den Vorgaben des Bundesamts für Strassen (Astra). «Die Verkehrssicherheit steht dabei im Vordergrund – nicht das Ausstellen von Bussen.»
Der Gras-Blitzer in Horgen ist nicht die einzige Radarfalle, die für rote Köpfe sorgte. 2021 meldeten Blick-Leser einen Blitzer auf der Ladefläche eines Lieferwagens in der Zürcher Innenstadt. Die Maschine war unter einem Tarnnetz versteckt. «Ich frage mich, ob es der Stadt Zürich an Geld fehlt?», bemerkte ein Leser gegenüber Blick.
Wie die Stadtpolizei Zürich damals erklärte, stand das Gerät rund drei Stunden an der Uraniastrasse beim Jelmoli. Damals handelte es sich um eine gezielte Massnahme gegen Schnellfahrer und Raser. In der damaligen Nacht wurden während gut zweieinhalb Stunden zehn Fahrer geblitzt. Vier davon wurden verzeigt.
* Name geändert