Bussen an Berufsschule Aarau
Expertin kritisiert Geldstrafen für Berufsschüler

An der Berufsschule Aarau gibt es strenge Geldbussen – so kostet das Zuspätkommen etwa 10 Franken pro verpasster Lektion. Blick-Recherchen zeigen: Dieses System ist an den Schweizer Berufsschulen ein Ausnahmefall.
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An der Berufsschule Aarau wird Fehlverhalten mit Geldbussen bestraft.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Berufsschule Aarau verteilt Geldbussen für Fehlverhalten der Schüler
  • Andere Schweizer Berufsschulen nutzen alternative Disziplinarmassnahmen ohne Geldstrafen
  • 10 Franken kostet es, wenn Schüler ihre Turnschuhe vergessen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mattia JutzelerRedaktor News

Wer die Turnschuhe für den Sportunterricht zu Hause vergisst oder verschläft, der muss an der Berufsschule Aarau ins Portemonnaie greifen. Wie «20 Minuten» berichtete, wird Fehlverhalten bei den Berufsschülern in der Aargauer Kantonshauptstadt mit Geldbussen bestraft. 10 Franken kostet beispielsweise das Vergessen der Turnschuhe. Wer seine offenen Rechnungen zu lange ignoriert, dem wird kein Zeugnis ausgehändigt.

Geldstrafen an anderen Orten «kein Thema»

Das Aarauer Bestrafungssystem scheint an anderen Schweizer Berufsschulen nicht sonderlich verbreitet zu sein. Beispielsweise erklärt die Rektorin der Allgemeinen Berufsschule Zürich auf Anfrage von Blick, dass Bussen als Disziplinarstrafen bei ihnen nicht vorgesehen sind. «Fehlverhalten kann zu einer Ermahnung, im Wiederholungsfall zu einem kostenpflichtigen Verweis führen.»

Auch in der Stadt Basel gibts fürs Zuspätkommen kein Knöllchen. Die Berufsschulen würden Fehlverhalten mit verschiedenen Eskalationsstufen behandeln, heisst es auf Anfrage beim Erziehungsdepartement. Diese Stufen umfassen Ermahnungen, Verwarnungen oder ein Schulausschluss. Ein Bussensystem «ist im Kanton Basel-Stadt kein Thema».

Knöllchen im ganzen Kanton Aargau

Warum werden nun also in Aarau Bussen an die Berufsschüler verteilt? Laut der Rektorin der Berufsschule Aarau basiert das System auf der gesetzlichen Grundlage des Kantons. Die Geldstrafen seien «schlicht eine gesetzliche Vorgabe und dienen als Disziplinarmassnahme nach mehrfacher mündlicher Ermahnungen oder bewussten Verstoss gegen die Schulordnung».

Auch andere Berufsschulen im Kanton, beispielsweise das Berufs- und Weiterbildungszentrum in Brugg AG verteilen bei ihren Schülern Knöllchen. «Das Geld geht vollumfänglich an die Lernenden zurück», erklärt die Rektorin. «Damit können Schneetage in Engelberg, Exkursionen in die ganze Schweiz sowie Besuche und Projekte im kulturellen Bereich ermöglicht werden.»

Sollten sich andere Berufsschulen in der Schweiz am Kanton Aargau ein Beispiel nehmen? Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm (75) ist da anderer Meinung und nennt die Geldstrafen «pädagogisch problematisch».

Keine nachhaltige Bestrafung

Die Berufsschüler würden durch die Bussgelder beispielsweise nicht lernen, was genau sie falsch gemacht haben. Sie werden bestraft, ohne aus ihren Fehlern zu lernen. «Eskalation statt Unterstützung», nennt die Expertin dieses Problem. Auch die soziale Ungerechtigkeit der Massnahme sei problematisch «Finanzielle Sanktionierung ist für Privilegierte kein Problem, für solche aus einfach gestellten Familien aber schon.»

Die Geldstrafen haben laut Stamm zwar auch positive Aspekte – so würden sie beispielsweise die Eigenverantwortung der Berufsschüler fördern – grundsätzlich gebe es aber bessere Disziplinarmassnahmen. «Als Wiedergutmachung könnte beispielsweise ein Materialdienst geleistet werden», meint die Expertin. Wichtig sei es ausserdem, wiederkehrendes Fehlverhalten etwa mit Coachings oder Lernberatung aufzufangen.

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